Orim vermisst die Neugierde der Einkäufer

Mit Raritäten dem Handel neue Impulse vermitteln

Lichtblicke im wahrsten Sinne des Wortes erlebt die Orientteppich-Importfirma Orim, seit sie aus ihren stilvollen Kellerräumen im Frankfurter Westhafen in das lichtdurchflutete Rückgebäude des ehemaligen Wissenbach-Hauses in der Gutleutstraße umgezogen ist. Die Lichtblicke beziehen sich allerdings nur auf die Tatsache, dass jetzt Tageslicht und Sonnenschein reichlich in die immer noch gekonnt orientalisch gestalteten Räumlichkeiten eindringen können. Lichtblicke in der Nachfrage dagegen gibt es kaum.

Die Firma Orim zählt sich zu den wenigen Orientteppich-Importunternehmen, die dem handgefertigten Teppich noch einen kulturellen und kunsthandwerklichen Wert zurechnen, die auf die Schönheit und Optik des Teppichs setzen, die im Teppich als Unikat einen Glanzpunkt in der Inneneinrichtung sehen. Massenware im Konsumgenre oder den handgefertigten Teppich als schnelllebigen modischen Wegwerf-Artikel lehnt Firmeninhaber Peter Mauch aus Überzeugung ab. Für ihn, der durch und durch Teppichliebhaber ist, stehen Individualität und noch mehr die Rarität des Einzelstückes im Vordergrund. Doch mit dieser Einstellung sieht er sich weitgehend allein gelassen. Er registriert Zurückhaltung von allen Seiten. Mauch: "Die Kunden kaufen nicht. Wie und womit sollen wir dann schöne Teppiche kaufen?" Es fehlt nach seiner Meinung an der Bereitschaft des Einzelhandels zu investieren, um wieder mehr Verbraucher in die Geschäfte zu locken. "Aber", so Peter Mauch, "die Einzelhändler wissen selber nicht, was sie wollen und was sie brauchen. Es liegt nicht am Teppich und auch nicht am Teppichverkäufer. Es herrscht vielmehr eine allgemeine Perspektivlosigkeit."

Mauch hat sich mit seiner Importfirma Orim fast ausschließlich den deutschen Teppich-Fachhandel angesprochen, der sich durch Geschäftsaufgaben und Insolvenzen allerdings stark reduziert und darüber hinaus durch Eigenimporte den Importeuren zum Teil den Boden unter den Füßen weggezogen hat, während Mauch durch den Verzicht auf Privatverkäufe versucht hat, den Einzelhandel zu schützen. Peter Mauch: " Es stellt sich manchmal die Frage, wozu der Großhandel und der Importeur eigentlich noch gut sein soll." Darüber hinaus fehlt nach seiner Meinung den heutigen Einkäufern die notwendige Neugierde: "Hier hat ein Wandel der Einkaufsmentalität statt gefunden. Es werden feste Kontakte gepflegt, aber es wird nicht mehr nach Außergewöhnlichem gesucht. Es fehlt der Wille, Schönheit zu vermitteln." Dabei sind sowohl die Kunden als auch die Ware vorhanden. Auf Auktionen werden aus dem Rahmen fallende Teppiche zu Höchstpreisen verkauft. Nur sind diese Stücke nie im normalen Teppichhandel zu sehen.

Trotz dieser wenig rosigen Perspektiven wird Peter Mauch mit seiner Frau weiter machen, hat er doch als zweites Standbein einen ausgezeichneten Ruf als vereidigter Sachverständiger für Orientteppiche. Doch auch dieser Bereich bröckelt durch die Sparmaßnahmen bei Banken und Versicherungen. Aber durch Einsparungen bei den Personalkosten und durch die Reduzierung der Lagerfläche von früher rund 450 qm auf jetzt 280 qm im neuen Domizil sieht sich Mauch durchaus in der Lage, seinen Kampf für den schönen und hochwertigen Teppich, für den Teppich als Kulturgut fortzusetzen. Neben den Einzelstücken vor allem an Dorf- und Nomadenteppichen aus den wichtigsten Knüpfländern pflegt er seine Bergama-Kollektion mit anspruchsvollen Knüpfungen aus der Türkei. Dazu kommen jetzt Nachknüpfungen von Originalen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Mauch: "Wir wollen dem Handel die Möglichkeit bieten, dem Verbraucher Impulse und Kaufanstöße durch Raritäten zu geben. Wir werden auf jeden Fall immer etwas anderes offerieren als die Massenanbieter."
aus Heimtex Orient 03/04 (Wirtschaft)