Atlanta International Rug Market / National Oriental Rug Show

Amerika schaut optimistisch ins neue Teppich-Jahr

Amerikas Einzelhändler ordern fleißig nach - mit dieser frohen Botschaft läutete die Oriental Rug Show in Atlanta das Jahr 2005 ein. Aktuell: Herbsttöne und Strukturen, Sonderformen und Designerteppiche. Auch Lifestyle-Lizenzen sind in den Staaten ein großes Thema.

Im Jahr 2005 geht"s bergauf mit dem Markt - so zuversichtlich klingt der Tenor auf der nordamerikanischen Orientteppichmesse National Oriental Rug Show, die vom 20. bis 23. Januar 2005 im Rahmen des Atlanta International Rug Market stattfand. Die Importeure haben den Optimismus des amerikanischen Einzelhandels für das neue Jahr bereits positiv zu spüren bekommen - durch ein verstärktes Orderverhalten nämlich; derzeit werden die Lager fleißig aufgefüllt. Um diese Entwicklung weiter voranzutreiben, haben einige Anbieter ihre Showrooms vergrößert, darunter Momeni, KAS und Hellenic. Neben den guten wirtschaftlichen Aussichten gibt es dieses Jahr auch einige Geschäftsjubiläen zu feiern: das 75. bei Noonoo, das 30. bei Momeni und das 25. bei Nourison.

Der Monat Januar bescherte den internationalen Händlern allerdings einen recht anstrengenden Einstieg ins neue Jahr: Zunächst einmal standen gleich drei wichtige Messen an: Die Domotex in Hannover (15. bis 18. Januar) läutete das Knüpfteppichjahr ein, im Anschluss stand die Atlanta International Rug Market auf dem Programm (20. bis 23. Januar), gefolgt von der Surfaces in Las Vegas (26. bis 28. Januar). Und damit nicht genug: Ausgerechnet zur Zeit der Atlanta-Messe tobte an der Ostküste der Vereinigten Staaten ein heftiger Schneesturm, der zahlreiche Flugverspätungen mit sich brachte und dadurch die Planungen der Messebesucher gründlich durcheinander wirbelte.

... aber bitte mit Struktur!

Wer es trotzdem rechtzeitig nach Atlanta schaffte, den erwartete dort ein breites Angebot. Die Veranstaltung konzentriert sich auf Neuheiten im Bereich abgepasste Teppiche, dabei reicht das Spektrum von antiken handgeknüpften Orientteppichen bis hin zu maschinell gefertigten Stücken mit modernen Designs. Dabei setzt sich immer stärker eine neue Farbpalette mit herbstlichen Tönen durch, die verschiedene Rost- und dunklere Rottöne sowie Braun, Gold und Pflaume in verschiedenen Schattierungen umfasst. Für viele Anbieter ist Struktur nach wie vor ein großes Thema bei der Produktgestaltung: Kaleen etwa zeigte mit seiner Kollektion Painter"s Canvas Teppiche aus unbehandelter Wolle mit breiten strukturierten Rechtecken. Auch bei der Ton-in-Ton gehaltenen Summit Collection von MER und der Shag Decor Collection von Feizy aus Modacryl bestimmte die Florstruktur die Optik.

Zahlreiche Neuheiten gab es auch im Powerloom-Bereich: Die Nourison-Kollektionen Chambord und Parallels zum Beispiel zeichnen sich durch seidigen Glanz und per Hand in den Flor geschnittene Konturen. Auch handgeknüpfte Kollektionen waren gut auf der Messe vertreten, darunter die Reihen Silken Treasures und Aristocrat von Couristan: Silken Treasures wird aus 80% Schurwolle und 20% Naturseide gefertigt und ruft durch Material und Gestaltung Erinnerungen an die Seidenstraße wach, einem alten Handelsweg, der streckenweise durch China verläuft.

Die Modernen kommen

Dazu gab es auf der Messe auch immer mehr reizvolle moderne Designs zu sehen: die New Wave Collection von Momeni etwa erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Nourison bietet mit seinen Calvin-Klein-Teppichen aus 100% Wolle eine Vielfalt zurückhaltender Optiken und Farben. "Vor zehn Jahren noch haben die modernen Teppiche etwa 10% unseres Amerika-Umsatzes ausgemacht, jetzt sind es bereits 20%", schildert Ed Vairo von Nourison die Entwicklung. Man habe mit der Zeit einen eigenen ausgereiften Stil entwickelt, der sich in den USA immer größerer Beliebtheit erfreue. Dass die zeitgenössischen Designs eines Tages die Hälfte des Umsatzes ausmachen, hält Vairo allerdings für unwahrscheinlich.

Ebenfalls im Kommen: Teppiche in ungewöhnlichen Formen und Maßen, in Abstimmung auf die Architektur der neuen und immer größeren amerikanischen Wohnhäuser mit ihren Wintergärten, gewaltigen Eingangsbereichen und langen Fluren. Foreign Accents etwa hat einen ovalen Teppich in Form eines Surfbretts herausgebracht und bietet außerdem Gänseblümchen-Teppiche in leuchtenden Grundfarben an. Rug Market zeigte eine Auswahl an quadratischen Teppichen in Standardmaßen mit Blumen, Früchten oder Gemüse. Kleine Vorleger in Form von Tieren und Gegenständen sind mittlerweile überall zu finden. Last but not least gibt es natürlich quadratische und runde Teppiche sowie Teppiche in Übergrößen, passend für das herrschaftliche Anwesen.

Designs von Warhol, Ireland, Garcia, Mackie

Ebenfalls gern gesehen: namhafte Designer auf dem Teppich. Sphinx by Oriental Weavers etwa hat sich mit der Andy-Warhol-Wohnkollektion bereits als erfolgreich erwiesen. Nun legt man mit weiteren Entwürfen der Pop-Art-Größe nach, darunter "Pocketbook" und "Matchsticks" - einem Teppich, auf dem verstreute Streichhölzer auf dunklem Hintergrund zu sehen sind.

Der Anbieter Shaw zeigte einerseits Neuheiten des Ex-Models Kathy Ireland, die in Amerika als Designerin für Wohntextilien erfolgreich ist, und andererseits farbenfrohe indianische Entwürfe, die von Ausstellungsstücken im Museum of New Mexico inspiriert wurden. Designs der Rocklegende Jerry Garcia (Grateful Dead) brachte Orion Rug auf den Teppich; Hellenic zeigte eine Kollektion aus Wolle und Seide - gestaltet von Modedesigner Bob Mackie, der schon so manchen Film- und Fernsehstar eingekleidet hat.

Nach wie vor wichtig in der Teppichbranche sind die Lifestyle-Lizenzen. Hierbei handelt es sich um Kooperationen zwischen Teppichanbietern und Herstellern anderer Einrichtungsprodukte wie Möbel, Lampen oder Accessoires; die Lizenznehmen bringen aufeinander abgestimmte Kollektionen auf den Markt. Sphinx by Oriental Weavers zum Beispiel ist an der Lifestyle-Lizenz National Geographic Home Collection beteiligt: Alle Teppichdesigns wurden von den Traditionen und Kulturen bestimmter Orte und Regionen inspiriert, darunter Marokko, Südamerika, die Tropen sowie die westindischen Inseln.

Trans-Ocean geht nun mit neuen Entwürfen von Lillian August an den Markt: Insgesamt gibt es sechs Kollektionen aus 100% Wolle in warmen, zurückhaltenden Tönen und femininen Designs. Klassisch-mediterran präsentiert sich Anbieter Jaunty mit Entwürfen der Talkshow-Moderatorin und Mediengröße Cristina Saralegui aus Lateinamerika. An die frühe amerikanische Kolonialzeit wiederum erinnert Capel Rug mit seiner Williamsburg-Serie The Finesse Stencil Rug.

Sonderausstellung erstrahlt in neuem Licht

Auch dieses Jahr waren die Messehighlights wieder in der Sonderausstellung Magnificent Carpets Gallery zu sehen. Dort nämlich stellten die Anbieter ihre Bewerbungsteppiche für den großen Designpreis der Messe aus. Um den Ausstellungsstücken einen gebührenden Rahmen zu geben, hat man die Teppichgalerie umgestaltet: mit neuen Lichtquellen und einem Parkettboden aus Ebenholz, der den lebhaften Handknüpfungen einen ruhigen Hintergrund bot.

Die Preisverleihung, die "Oscarnacht der Knüpfteppichbranche", fand im Rahmen einer feierlichen Gala statt. In der Kategorie Antikteppiche belegte Aliko Antique Rugs den ersten Platz; der Preis für das beste zeitgenössische Design ging an Tibet Rug Company. Der im Einzelhandel beliebteste Teppich schließlich stammte aus dem Hause Feizy Rugs.
aus Heimtex Orient 01/05 (Wirtschaft)