Holzwerk Bimbo

"Jeder Auftrag ist wie eine Einzelanfertigung"

Das Holzwerk Bimbo im badischen Sexau zählt zu den wenigen deutschen Parkettwerken, deren wirtschaftliche Entwicklung gegen den Abwärtstrend verläuft. In etwa gleichem Maße, wie der Fußbodenmarkt in den vergangenen Jahren prozentual an Umsatz verlor, stieg das Volumen von Bimbo. Flexible Fertigungsformen und die Etablierung im hochwertigen Bereich sind zwei Gründe des Erfolges.

Bimbo ist ein Familienunternehmen. 1960 als Zimmerei gegründet, führte das Engagement im Fertighausbau bald zu Beschäftigung mit Parkett. Selbstproduzierte Holzfußböden nahmen in den 80er Jahren immer mehr Raum ein - ein wirtschaftlicher Selbstläufer, aus dem schließlich ein Parkettwerk entstand. Senior Fridolin Biehrer ist heute noch im Einkauf, in der Akquise und beratend in der Produktion tätig. Sohn Anton Biehrer kümmert sich um technische Belange und - zusammen mit Ehefrau Verena Biehrer und Angela Streitberger - um kaufmännische Fragen, Beratung und Verkauf.

18 Mitarbeiter zählt das mittelständische Unternehmen. 5 davon sind in Verwaltung und Verkauf tätig, der Rest in der Produktion. 75 % Mehrschicht, 25 % Massiv-parkett lauten die Herstellungsdaten. Trotz industrieller Fertigungsformen sieht Bimbo sich als erweiterter Handwerksbetrieb. Auch für andere Hersteller wird produziert. Manch hochgelobte Massivdiele unter Eigennamen kommt aus dem Hause Bimbo. Aber zu mehr als 15 % der Gesamtauslastung möchte man sich nicht von größeren Auftraggebern abhängig machen.

Zum Werk Sexau gehören ein Außenlager für vorgetrocknete Ware in Emmendingen und ein Rohwarenlage in Teningen. Irgendwann soll alles zentralisiert werden. Automatisierung hat in diesem Betrieb seine Grenzen. Ein Mix aus Kleinindustrie und Handwerk bestimmt die Herstellung.

Der Personaleinsatz pro produziertem Quadratmeter ist hoch. Es gibt keine Standardmaschine für alle Produkte. Vier parallele Straßen - deren Wege sich häufig überschneiden - sind in Betrieb. Mehrschichtparkett wird an bestimmten "Leimtagen" verleimt.

Direkter Vertrieb

Seinen Vertrieb organisiert Bimbo direkt. Der Handel spielt keine Rolle. Angesprochen werden Planer und Handwerk. Die Vertriebsleitung Süd hat Christine Teilacker, Baden-Württemberg wird vom Bimbo-Standort selbst abgedeckt, den Rest der Republik "beackern" freie Handelsvertreter. Auch in der Schweiz hat Bimbo bereits einen Namen. Nächstes Ziel ist Frankreich. Schlösser und Einrichtungsstil des Landes machen den Markt für die herrschaftlichen Dielen von Bimbo attraktiv.

40 bis 50 % des Absatzes gehen in den Objektbereich. Bimbo unterstützt den gesamten Ablauf eines Auftrages, beginnend bei maßgeschneiderten, objektbezogenen Ausschreibungsvorlagen für Architekten bis hin zur Vermittlung von Objekteuren, die den ortsansässigen Verleger bei der Arbeit unterstützen. Anton Biehrer: "Wir schauen uns ein Objekt immer an und bringen dann die richtigen Leute zusammen." Dabei gilt die Devise: Ansprechpartner muss ein lokaler Handwerksbetrieb sein. Ist der Auftragsumfang für diesen zu groß, fungiert er wie ein Generalunternehmer, macht eventuell nur Feinschliff und Oberflächenbehandlung, während ein hinzugezogener Fachbetrieb die Verlegung gestaltet.

Auch zur Optik und Raumgestaltung gibt Bimbo seine Empfehlung. Anton Biehrer: "Ich nehme Aufträge nur an, wenn ich das Gebäude kenne. Für ein perfektes Raumgefühl müssen viele Details abgestimmt werden. Da gibt es variable Möglichkeiten, die dem Bauherrn vermittelt werden sollten." Die Konzentration auf den einzelnen Auftrag ist eines der Erfolgsrezepte von Bimbo. Der Marketingspruch "Wir orientieren uns nicht am Produkt, sondern am Kundenwunsch" ist hier keine leere Worthülse. Individuelle Anforderungen einer jeden Raumsituation machen jeden Auftrag praktisch zur Einzelanfertigung.

24 Standard-Böden

Dabei hat Bimbo durchaus ein standardisiertes Produktprogramm. 24 Positionen sind darin zusammengefasst. Aus der Zweischichtfertigung kommen vier Parkettstäbe in fallenden Längen ab 1.180 mm, sowie vier Dielen und drei Herrschaftsdielen ab 2.350 mm. Im Dreischichtaufbau sind drei Stäbe, drei Dielen und drei Sonderdielen verzeichnet. Hier finden sich Standardlängen bis 5.000 mm. Das gilt auch für den Massivbereich, wo vom Stabparkett bis zur Gutsherrendiele fünf Wahlmöglichkeiten bestehen.

Weil aber zu den 46 Standard-Holzarten noch rund 50 weitere kommen und Sonderanfertigungen die Regel sind, darf Bimbo sich mit gutem Recht als Spezialhersteller verstehen. "Raritäten sind eines Spezialität unseres Hauses", sagt Anton Biehrer und verweist unter anderem auf die Französische Botschaft in Berlin, wo in der Ausschreibung eine 200 x 2.000 mm Diele gefordert wurde, die nach Kriterien für Stabparkett sortiert sein sollte. "Da hat sich keiner rangetraut. Bimbo schon! Was die Natur zu-lässt und was technisch machbar ist, wird umgesetzt - sogar wenn ein Kunde japanische Zen-Esche verlangt."

Natürlich haben solche Böden ihren Preis. Langes Zwischenlagern von Rohstoffen und viel aussortiertes Restholz fließen in die Kalkulation ein. Wenn möglich, wird hochwertiges Restholz in anderen Aufträgen verarbeitet. Am liebsten greift Bimbo auf heimische Hölzer zurück. "Wir haben hier doch alles", sagt Anton Biehrer und versteht nicht, warum auf ferne Exoten ausgewichen wird, wenn eine geräucherte Eiche den gleichen dunklen Effekt erzielt. Bewusstsein ökologischen Bauens, kein Raubbau an Urwäldern und kurze Weg - diese Botschaft möchte Bimbo vermitteln. "Nirgends in Europa gibt es stärkere Douglasien, als bei uns." Mit solcher Aufklärung kann dem Kunden der angemessen höhere Preis zum Importholz plausibel gemacht werden, meint Biehrer.

Stolz ist Bimbo vor allem auf seine Traditionsdiele. Das Dreischichtprodukt mit 550 mm Breite wurde schon in Längen von 13.500 mm realisiert. Nur eine Massivdiele mit 15.000 mm kann das noch schlagen. In einer Klosteranlage in Telfs bei Innsbruck wird derzeit eine Spezialanfertigung der Traditionsdiele verlegt. Bei Längen von 6.220 mm wurde die übliche Aufbauhöhe von 30 mm auf 24 mm reduziert - mit 8 mm Nutzschicht aus Tanne, 14 mm Fichte-Mittellage und 2 mm Kiefer-Gegenzug.

Mehrschichtaufbau der Nutzung angepasst

"Nur mit stabilem, spannungsfreiem Material bringt man Ruhe in eine Mehrschichtdiele", lautet das Credo vom Bimbo. Symmetrischen Aufbau hält man hier für veraltet - weil in modernen Bauten die Unterseite eines Parketts nicht mehr feucht wird, Verleimschichten eine dampfbremsende Wirkung haben und im Gesamtaufbau kein einheitliches Feuchtegefälle mehr erreicht werden kann. Deshalb ist auch in der Holzwahl eine Mittellage vonnöten, die Spannungsfelder kompensieren kann. Edelholz, so die Erfahrung, ist dazu weniger in der Lage. Bimbo nutzt Fichte, Tanne oder Kiefer.

In der Regel gibt Bimbo eine Lieferfeuchte von 9 % plus/minus 2 % an - die Bandbreite reicht bis 12 %. Die Realität moderner Niedrigenergiebauweise mit ihrer trockeneren Raumluft lässt aber eine Tendenz zu trockenerem Material aufkommen. Der vergangene Sommer - im Freiburger Raum mit einer relativen Luftfeuchte kaum über 50 % - tut sein Übriges. "Wenn solches Klima gängig würde, müsste zukünftig untertrocknetes Holz eingebaut werden", meint Anton Biehrer. "Denn der kommende Winter wird ja noch zusätzliche Auswirkung auf das Holz haben."

Ähnliche Überlegungen müssen auch bei der Verlegung auf Fußbodenheizung angestellt werden. Raumluftbefeuchtung hält Bimbo hier für unerlässlich. Freigegeben hat das Unternehmen alle seine Mehrschichtdielen mit 4-6 mm Nutzschicht und 16 mm Gesamtdicke. Weil alle Schichten im Hause selber hergestellt werden, kann die Wärmeleitfähigkeit der Dielen genau berechnet werden.

Sortierungen neu umschrieben

Weil mit allen Feinheiten eine theoretische Menge von 1.500 Produkten anfiele - und für jedes eine eigene Beschreibung nicht realisierbar ist - hat Bimbo seine Sortierkriterien in fünf selbstumschriebene Kategorien gebündelt. "Holz kann nicht einfach gerastert werden", findet Anton Biehrer. Paradox ist dem Bimbo-Geschäftsführer das Streben der Parkettbranche, an die Perfektion von Laminat anzuknüpfen, während Laminat versucht, die Einmaligkeit des Holzes nachzuahmen. "Wir freuen uns über Kunden, die nach der Natur, nicht nach RAL-Kriterien entscheiden."

Für noch besser geeignet, Bodenstile und Raumsituationen zu vermitteln, hält Biehrer Beispielbilder aus Referenzobjekten. Eine große Menge davon hat er im Computer gespeichert. Auf Anfrage mailt er Handwerkern und Architekten eine passende Auswahl zu.

Gegen den Markttrend zugelegt

"Wenn der Markt merkt, dass ein Trend ausläuft und große Kapazitäten schnell platziert werden müssen, sinkt der Preis." Diesem Mechanismus möchte Bimbo sich nicht aussetzen. Deshalb hat man in Sexau schon vor Jahren auf Einzelanfertigung gesetzt. In der hochwertigen Nische bleiben und dort auf Marktschwankungen schnell und flexibel reagieren können - das ist die Devise. "Mittelständler, die sich auf Serienprodukte konzentrieren, haben es schwerer", sagt Anton Biehrer. "Ein Fertigparkett kann nie so gut sein, wie ein vor Ort fachmännisch verlegtes, geschliffenes und oberflächenbehandeltes Parkett."

Weil Bimbo diese Vorstellung beherzigt, hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren gegen den Markttrend zugelegt. "Handwerker, die ihren Kunden die Wertigkeit von Material und Leistung vermitteln, können sich vor Aufträgen kaum retten", ist Biehrers Erfahrung. Im eigenen Ausstellungsraum im badischen Sexau geben die Bimbo-Mitarbeiter ein Beispiel, wie das geht.

Hier können sich Endverbraucher beraten lassen und werden dann in die Obhut ihres Parkettlegers übergeben.

Dass auch Schiffsboden aus der Cosmo-Herstellung im Show-Room steht, ist dabei ein kleines Zugeständnis an die Nachfrage im lokalen Freiburger Raum.
aus Parkett Magazin 05/03 (Wirtschaft)