Südtiroler Hersteller Pedross ist auf furnierte Fußleisten spezialisiert

Nischenprodukt für Qualitätsbewußte

Täglich verlassen 80 km Leisten das Werk des Leistenherstellers Karl Pedross in Latsch/Südtirol. Sie werden europaweit exportiert und haben wegen ihrer Qualität schon manchen Kunden, der zwischendurch auch einmal "fremd ging", zurückkehren lassen. Auch solche Erfolgserlebnisse sind es, die die Familien-AG ermutigten, in die Erweiterung zu investieren. Künftig will Pedross noch stärker ins internationale Geschäft kommen - aktuell als Aussteller auf der Domotex 2002.

In den letzten Jahren verzichtete Pedross darauf, besonders auf sich aufmerksam zu machen. Die Zeit wurde genutzt, um das Sortiment schrittweise auszuweiten und eine große neue Produktionshalle zu errichten, die - mustergültig ausgerüstet mit modernen Maschinen - 1996 in Betrieb genommen wurde. Nur fünf Jahre später fiel die Entscheidung für ein neuerliches Projekt: Mit einem Hallenneubau, der 5.300 qm zusätzliche Produktionsfläche und im ebenso großen Kellergeschoss viel Lagermöglichkeiten bietet, stellt sich Pedross auf wachsende Anforderungen ein. In einer Umgebung, die größtenteils von Obst- und Weinbau sowie Touristik lebt, fällt der Neubau wegen seiner Architektur und Ausmaße deutlich, aber durchaus positiv ins Auge.

Mit knapp 20.000 qm Produktions- und ebensoviel Lagerfläche verfügt Pedross damit über beste Voraussetzungen für die Geschäftserweiterung, die seit drei Jahren "ohne Eile, mit wohl überlegten und wohl gesetzten Schritten" vorangebracht wird. Das Ziel indes ist ehrgeizig: "Mittelfristig möchte Pedross Weltmarktführer in der kleinen Nische furnierummantelter Fußleisten werden", betont Exportleiter Dr. Ulrich Wallnöfer.

Im vorigen Jahr präsentierte sich Pedross auf der Construmat in Spanien, der National Floor Show in Harrogate/England, der Europarkett in Kortrijk/Belgien und zuletzt im November auf der Batimat in Paris.

Den Messen und anderen Aktivitäten folgte Bestätigung auf dem Fuße: Unter den hundert umsatzstärksten Pedross-Kunden sind 26, die allein in den letzten beiden Jahren dazu gewonnen werden konnten. Dabei handelt es sich überwiegend um Auslandskunden in Polen, Israel, der Türkei, Spanien und Portugal. In die USA konnten erste Kontakte hergestellt werden, in Spanien erwies sich die Messebeteiligung als derart erfolgreich, dass dort gegenwärtig ein Vertriebsnetz aufgebaut wird. Schon fest im Sattel ist Pedross in etlichen osteuropäischen Ländern. In Polen arbeiten bereits viele Fachhändler, Parketthersteller und Baumärkte mit Pedross-Qualitätsleisten, in Tschechien und Ungarn konnten Marktanteile dazu gewonnen werden, und vermehrt kommen Anfragen aus Bulgarien und Rumänien.

Ungeschmälerte Qualitätsstandards

Juniorchef Martin Pedross hält es für außerordentlich wichtig, hinsichtlich der Exportmärkte und der gesamten Kundenstruktur jeweils eine möglichst breite Streuung sicherzustellen.

Als fruchtbare Basis gelten natürlich die angestammten Märkte wie Deutschland, Österreich, Frankreich, die Schweiz und die Benelux-Länder. Seitdem die osteuropäischen Reformländer und Südeuropa an Bedeutung gewonnen haben, verteilt sich der hohe Exportanteil von derzeit 92 % auf breitere Schultern.

Dr. Albert Moser, zuständig für Controlling und Verwaltung, unterstreicht, dass Pedross zwar auch im Preiswettbewerb stehe, diesen aber nicht zu Lasten der Qualität austrägt: "Das Produkt wird bei uns im wahrsten Sinne des Wortes nicht geschmälert. Wir nutzen andere Einsparungspotenziale." Er verweist u.a. auf den Einkauf, rationelle Produktionsmöglichkeiten und die vollständige Auswertung des Rohmaterials. Aus den allerletzten Holzresten werden Dauerbrandbriketts gepresst - ein Produkt, das einen nicht ganz unbedeutenden Geschäftszweig entstehen ließ. Mit den in der Region abgesetzten Holzbriketts werden immerhin 3 % des Gesamtumsatzes erzielt.

Bodenständigkeit und Beharrlichkeit gelten im Vinschgau noch als Tugenden. Der Firmengründer Karl Pedross begann 1956 zwar als Massiv-parketthersteller, schwenkte aber bald auf die Leistenproduktion um und machte sie zur Grundlage des heutigen Wachstums. Er ist nach wie vor für die technische Seite zuständig und jeden Tag im Betrieb anzutreffen.

Aus der alten Devise "Schuster bleib bei deinen Leisten" ist nur die neue "Besinnung auf die Kernkompetenz" geworden: Alle Entwicklungstätigkeit bei Pedross ist einzig auf dieses Produkt ausgerichtet, das mittlerweile in vielen Varianten hergestellt wird.

Vertrieb und Partner

Vorzugsweise arbeitet Pedross mit Vertriebspartnern, die - "aus Erfahrung klug und aus Überzeugung treu geworden" - die Qualitätsstrategie des Unternehmens mittragen. In Deutschland ergänzen Leistenhersteller ihr Sortiment mit furnierummantelten Fußleisten vom Spezialisten Pedross, ferner werden Parketthersteller, Großhändler und Facheinzelhändler beliefert. Ulrich Wallnöfer verweist noch auf einen wesentlichen Punkt: "Pedross ist bekannt für seine Top-Qualität und für seine faire und transparente Vertriebsstrategie. Diese Tugenden und nicht immer nur der Preis, reichen oft aus, um dem Wettbewerb Kunden wegzunehmen."

Am Produktionsstandort Latsch sind gegenwärtig 125 Mitarbeiter beschäftigt. Die meisten von ihnen haben am Umbruch der letzten Jahre mitgearbeitet, der zu mehr Produktvielfalt, zu einer geänderten Kundenstruktur mit einer wachsenden Zahl kleinerer und mittlerer Unternehmen, zu neuen Märkten, Betriebserweiterungen und der Zertifizierung nach ISO 9001 führte. Der traditionell "schlanke" Familienbetrieb leistete ein beachtliches Pensum. Es bescherte Pedross in einer Zeit, als Wettbewerber aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung schon Umsatzeinbußen hinnehmen mußten, ansehnliche Zuwachsraten.

Blick in die Produktion

Pedross-Leisten bestehen aus Massivholz und sind mit Holzfurnieren ummantelt. Die Produktion basiert auf Schnitt-holz, aus dem Abschnitte mit Ästen, Harzgallen usw. entfernt werden. Die verbleibenden Abschnitte werden keilgezinkt zu unterschiedlichen Längen zusammengefügt und anschließend gehobelt. Parallel zu diesem Vorgang wird das Furnier vorbereitet.

Aus Furnieren unterschiedlicher Holzarten, die weltweit eingekauft werden, entsteht zunächst durch das Zusammensetzten von zugeschnittenen Furnierblättern die Furnierrolle, die anschließend zu schmalen Streifen geschnitten wird. Das Furnier wird in den weiteren Produktionsgang eingeführt und in der passenden Breite auf die künftigen Leisten aufgeklebt. Es folgen Längenzuschnitt, Schliff und Endlackierung. Wesentliche Teile des Fertigungsprozesses, der mit der Verpackung, Etikettierung bzw. Beschriftung endet, sind vollautomatisiert, wenige erfordern noch Handarbeit.

Pedross bietet heute über 30 verschiedene Holzarten an, dazu gehören u.a. mittlerweile erfolgreiche Exoten wie Doussie, Wenge, Bambus, Teak.

Mit den bisher 80.000 lfm Fußleisten, die täglich aus der Produktion kommen, sind drei Lackier-Linien voll ausgelastet. Die vierte Linie, die nach Fertigstellung der neuen Produktionshalle installiert wird, macht die Ausweitung der Produktion auf täglich 100.000 lfm möglich. Schon die vorhandenen Lackieranlagen sind so beschaffen, dass sie ohne schwierige Umrüstung wahlweise für Lack und Öl genutzt werden können. Davon macht Pedross seit kurzem Gebrauch; geölte Leisten sind seit wenigen Monaten im Programm.

Mit Inbetriebnahme des 3. Werkes wird Pedross mit interessanten Neuheiten aufwarten.

Eine Renaissance erlebt schon jetzt die wieder zum Leben erweckte Teppichleiste THS, von der bereits Anfang der 80er Jahre täglich 15 km produziert wurden.
Bei der Wahl seiner Produktionsanlagen setzte Pedross auf bewährte leistungsfähige Hersteller, beim Schnittholz-einkauf - überwiegend Fichte, teilweise Kiefer - auf regionale Bezugsquellen.

Dass alle Furniere selber eingekauft und bis zur Produktionsreife vorbereitet werden, verhilft zu Flexibilität in der Produktion und wirtschaftlichen Vorteilen. An eine MDF-Leistenherstellung "im großen Stil" wird nicht gedacht.

Insgesamt ist die Pedross-Mannschaft sicher, über ein Angebot zu verfügen, das technisch überzeugt, in Breite und Tiefe vorbildlich gestaffelt ist, Kundenwünsche - auch in Form von Sonderanfertigungen - erfüllt und somit eine Nische bedient, in der "man zwischen Schnickschnack und Qualität, zwischen Preis und Wert zu unterscheiden weiß".
aus Parkett Magazin 01/02 (Wirtschaft)