Schönleins Schloßdielen in Niebüll: Eine Atrraktion für Groß- und Einzelhandel

Beispielhafte Parkettausstellung "hinterm Deich"

Die meisten Besucher, die nach Niebüll kommen, sind "reif für die Insel": Um ihren Pkw und sich nach Sylt bringen zu lassen, streben sie nur noch Richtung Verladerampe. Der Weg dorthin ist gut ausgebaut, gut ausgeschildert und gut für Bruno Schönlein. Denn: Neben der Zubringerstraße macht seit zwei Monaten ein ungewöhnlicher Hallenbau mit der weithin sichtbaren Aufschrift "Schlossdielen Schönlein ... starke Ideen in Holz" auf sich aufmerksam.

Lange vor Beginn der Hauptsaison, an irgendeinem Wochenende im April hatte Bruno Schönlein ein besonderes Erfolgserlebnis: Am Samstag um 9 Uhr standen die ersten vorangemeldeten Kunden im Laden; sie waren morgens um 3 Uhr in Bochum losgefahren, um Zeit zu haben für die Parkettausstellung, das Kaufgespräch, den Kaufabschluss und die Rückfahrt noch am selben Tag. Danach kamen Kunden aus Bielefeld und Münster - auf Empfehlung von TripTrap, der im eigenen LifeStyle-Laden in Hamburg Möbel und Geschenkartikel, aber keine Fußböden anbietet und Interessenten für Massivdielen deshalb weiter verweist nach Niebüll zum TripTrap-Händler Bruno Schönlein.

Trotz der Bestätigung, die er an solchen bewegten Wochenenden erfährt, weiß Schönlein, dass der eigentlicher Durchbruch im Einzelhandelsgeschäft noch mit viel Einsatz erarbeitet werden muss. "Der inzwischen gefestigte Erfolg im Großhandelsgeschäft kam auch nicht über Nacht" erinnert er sich. Um jetzt Endverbraucher ins Haus zu locken, wird die nächstliegende Werbeaktion dort ansetzen, wo Interesse und Geld vermutet werden dürfen: Bei Urlaubern und Etablierten auf Sylt. Den eigenen Bemühungen zu Hilfe kommen Nachbarn, die in das Gewerbegebiet, in dem Schönlein als einer der ersten baute, nachrücken. Demnächst werden dort ein Hagebaumarkt und eine Filiale von Teppich Knutzen, einem der großen Teppichhäuser in Schleswig-Holstein, entstehen. Beide bieten auch Parkett an, aber das wird - da ist sich Bruno Schönlein sicher - das Profil seiner eigenen "Schlossdielen" umso mehr schärfen. Im übrigen erwarten die insgesamt fünf Mitarbeiter außer Endverbrauchern auch Profis in Niebüll: Architekten und Handwerker, allein oder mit Kunden. "Zusätzlich zu den Fachmessen Domotex in Hannover und Denkmal in Leipzig setzten wir darauf, dass auch unsere Ausstellung als Multiplikator wirken wird".


Die Einweihung der Halle und der Parkettausstellung wurde im März mit vielen Gästen und dem mehrfach preisgekrönten Shanty-Chor aus dem benachbarten Deezbüll gefeiert. Dabei wurde das Ehepaar Schönlein für die Bravourleistung, "hinterm Deich" eine anspruchsvoll gestaltete Parkettausstellung zu wagen, die keine Großstadtkonkurrenz zu scheuen braucht, nachdrücklich bewundert und gelobt. Auf 700 qm im Erdgeschoß empfängt den Besucher ein stilsicher "komponiertes" Interieur aus Parkettböden unterschiedlichster Art und handverlesenen Wohnaccessoirs, die - obgleich käuflich zu erwerben - nicht in Massen und aufdringlich, sondern dekorativ und dem Parkett die-nend platziert sind. Parkett wird als verlegte Fläche präsentiert; jede Fläche bildet zusammen mit den Wohnaccessoirs ein "wohnbares" Arrangement. Man kann sich mitten hinein stellen und es auf sich wirken lassen, man kann in der Weite der Halle aber auch auf prüfende Distanz gehen. Dabei helfen auch die nicht zu schmal gehaltenen Grenzzonen aus Granitpflaster zwischen den Parkettflächen. Insgesamt: Die Ausstellung übertrifft noch, was die äußere Aufmachung des Gebäudes verspricht.

Die Halle - äußerlich in Farbe und Details an nordischer Bauweise orientiert - ist ein hervorragender "Werbeträger" mit doppeltem Effekt: Sie macht nicht nur auf ihr "Innenleben" neugierig, sondern wirbt auch für sich selber und damit für den Vertrieb von Gewerbehallen, den Schönlein gleichrangig neben dem Parkettgeschäft betreibt. Selbstverständlich ist Parkett anregender. Hier bewies das Ehepaar Schönlein von Anfang an Gespür für das Richtige. Beide setzten auf Dielen, die bei der Unternehmensgründung 1993 noch nicht die Marktbedeutung wie heute hatten, und nannten sie - anfangs eher scheu, dann aber immer selbstbewusster - "Schlossdielen".

Das waren zunächst urige Massivdielen aus Douglasie: Bis zu 35 mm dick, wie früher konisch zugeschnitten, in extremen, aber fallenden Breiten und ebensolchen Längen lieferbar und einfach bildschön. Heute sind die Schlossdielen noch immer so stark und schön, aber umgänglicher: Der konische Zuschnitt ist ersetzt worden durch Parallel-Zuschnitt, dadurch hat sich der Splintanteil verringert, die angefräste verlängerte Feder verleiht erhöhte Stabilität und ermöglicht das Verschrauben durch die Feder. Alles erleichtert die Verlegung der 30 oder 35 mm dicken, maximal bis zu 400 mm breiten und 12,5 Meter langen Dielen. Darüber hinaus gibt es massive Schlossdielen auch aus Eiche (21 und 35 mm dick, 200 bzw. 200 bis 450 mm breit) sowie als dreischichtig massiv verleimte Großdiele.

Bisher verkauft Schönlein seine Dielen zu etwa 70 % an das verlegende Handwerk. Von der neuen Ausstellung wird erwartet, dass sie - "wenn auch nicht von heute auf morgen" - den Einzelhandelsanteil auf etwa 50% anhebt. Dafür ist das Dielen- Sortiment um Mehrschichtparkett (Kährs) und Junckers-Parkett erweitert worden. Verlegeleistungen werden nicht selber erbracht, aber auf Wunsch vermittelt. Vor allem für das Handwerk ist wichtig, dass bundesweit schnelle Lieferfähigkeit sichergestellt ist. Dafür wird voraussichtlich schon im Juli ein Fertigwarenlager in Betrieb genommen.
aus Parkett Magazin 03/02 (Wirtschaft)