Pedross produziert täglich 100 km Furnier ummantelte Leisten

Exporte in 41 Länder weltweit

"Das Haus Pedross gilt als das Synonym für die Holz ummantelte Leiste." 24 Mio. Laufmeter Leisten verlassen heute jährlich die Produktion am Standort Latsch, wo Karl Pedross, Vater des heutigen Inhabers Martin Pedross, vor fast 50 Jahren als Einmann-Betrieb seine Unternehmertätigkeit begann. Heute beschäftigt das Familienunternehmen am gleichen Standort im Südtiroler Vintschgau über 150 Mitarbeiter, zählt damit zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region und weltweit zu den Marktführern im Bereich Furnier ummantelter Leisten.

Das Hauptprodukt des Südtiroler Leistenherstellers ist die in den 80er Jahren eingeführte Furnier ummantelte Leiste auf Fichtenträger, die derzeit in 50 verschiedenen Abmessungen bzw. Profilierungen angeboten wird. Für das Trägermaterial werden pro Jahr rund 25.000 cbm FSC-zertifiziertes Fichten-Schnittholz importiert. Die Ummantelung erfordert jährlich etwa 1,8 Mio. qm Furnier, das Pedross weltweit in über 60 verschiedenen Holzarten einkauft. Diese 60 Furnierhölzer werden ständig bevorratet, um flexibel auf Kundenbestellungen eingehen zu können. Aus den täglich anfallenden rund 31 t Holzresten fertigen die Südtiroler für den heimischen Markt nach DIN 51731 geprüfte Holzbriketts für Kleinfeueranlagen.

Zwei herausragende Produktneuheiten

Das bereits zum Jahresanfang auf der Domotex erstmals gezeigte Übergangs- und Ausgleichsprofil Pedross-Combistar für Parkett, Furnier-Kork- und Laminatböden wird inzwischen in Serie gefertigt. Die Konstruktion dieses Profils ist so ausgelegt, dass bei gleichformatigen 7 bis 21 mm dicken Bodenbelägen bis zu 40 mm breite Übergänge abgedeckt und Höhenunterschiede bis zu 25 mm ausgeglichen werden können. Das Profil ist dreiteilig aufgebaut. Es besteht aus einer PVC-Grundschiene, die am Boden verschraubt oder verklebt wird. Auf den Steg der Grundschiene werden kipp-/drehbare Verbindungsstücke gesetzt. Das eigentliche Abdeckprofil wird auf diese PVC-Verbinder gedrückt, ist dann drehbar durch eine Verzahnung mit dem Grundprofil verbunden und kann optimal an den Boden angepasst werden. Das Abdeckprofil besteht aus Wood Plastic Composite (WPC), einem Flüssigholz, das sich durch hohe Härte und Biegesteifigkeit auszeichnet. Für die Ummantelung stehen Furniere, Folien mit CPL-Overlay und abriebfeste Alu-Oberflächen zur Verfügung. Die Vorteile des neuen Profils: Einfache Anpassung aufgrund des Drehgelenks, hochfester Aufbau, problemlose Demontage. Die Abriebfestigkeit der Oberflächen entspricht den Vorgaben bei Parkett und Laminatböden. Martin Pedross: "Wir haben uns mit diesem Profil natürlich auch eingereiht in die Schlange der Patentanmelder. Wer in unserer Branche heute so etwas entwickelt, muss in dieser Richtung sofort aktiv werden. Sonst ist man am Ende des Tages auf der Verliererstraße. Es gilt dabei auch zu prüfen, ob gleiches oder ähnliches nicht schon im Markt vorhanden ist."

Die zweite Produktneuheit, der Pedross-Clipstar, ist ein besonders konstruierter Feder-Clip zur unsichtbaren Befestigung von Leisten. Bereits seit Ende der 80er Jahre werden bei Pedross Leisten mit rückseitiger Ausfräsung zur Aufnahme kundenspezifischer Clip-Verbinder hergestellt - also in erster Linie für Kunden, die ihr eigenes Befestigungssystem einsetzen wollen. "Bereits damals wurden wir ermuntert", berichtet Martin Pedross, "ein eigenes Befestigungssystem zu entwickeln."

Es wurden unzählige Varianten geprüft, doch nichts für markttauglich befunden. Jetzt ist der Durchbruch mit einem Metallclip gelungen, der nicht nur eine unsichtbare Befestigung ermöglicht, sondern darüber hinaus alle Leisten von 40 bis zu 100 mm Höhe sicher hält. Martin Pedross: "Das behaupten andere auch. Aber wir beweisen, dass eine so hohe Leiste dann auch oben noch fest sitzt und enormen Druck zur Wand entwickelt. Dadurch ist eine optimale Anpassung auch an unregelmässiges Mauerwerk gewährleistet." Die Aufnahmenut für die Clipse ist bei den Leisten so gesetzt, dass sie ohne weiteres auch herkömmlich verschraubt werden können. Es gebe noch viele Kunden, die Fußleisten lieber verschrauben wollen. Das überwiegende Sortiment wird generell mit Ausfräsung geliefert.

Neu sind auch eine Reihe Holzarten im Furnierangebot: Makkassar, Zebrano, Moabi, Amazaque, Palisander Santos, Indischer Apfel und Badi.

Klares Marketing-Konzept

Zu den wichtigsten Abnehmern der Pedross-Produktion zählen Industriekunden, der Holzgroßhandel, der Parkettgroßhandel und Importeure. Die meisten der bisherigen Kunden vermarkten die Leisten unter Eigennamen. Deshalb hat Pedross bis vor wenigen Jahren keine Fachmessen beschickt. Änderungen in den Kundenstrukturen und die Erkenntnis, dass Reputation allein einfach nicht mehr reicht, um im Markt erfolgreich zu sein, hat zu einem Umdenken geführt. Verwaltungsleiter Dr. Albert Moser: "Wir haben festgestellt, dass wir kein wichtiges Alleinstellungsmerkmal aufbauen können. Der Endkunde nimmt leider die Qualitätsmerkmale einer Pedross-Leiste auf den ersten Blick nicht so wahr wie wir uns das vorstellen." Wahrgenommen würden bei den Geschäftspartnern hingegen Fakten wie Neuentwicklungen, Lieferpünktlichkeit und Flexibilität sowie die Fähigkeit, große Mengen kurzfristig bereit stellen zu können. Deshalb will sich Pedross in Zukunft etwas öfter präsentieren, damit die Branche weiß, wer eigentlich hinter diesen gewaltigen Mengen an Furnier ummantelten Leisten und Profilen steht, die jedes Jahr weltweit auf den Markt kommen. Teil der neuen Strategie ist die Beteiligung an der Domotex seit inzwischen vier Jahren. Hierbei geht es vorrangig um Kontakte zu internationalen Interessenten. Die besonders wichtigen mitteleuropäischen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz werden dagegen so wie bisher bearbeitet. Loyalität gegenüber Kunden einschließlich garantierter Verkaufsgebiete habe dabei absoluten Vorrang. Deutsche, österreichische und Schweizer Interessenten würden sofort an die bestehenden Vertriebspartner weitergereicht. Wettbewerbsvorteile sieht Pedross für seine Produkte auf breiter Front: "Wir bieten ein Gesamtpaket, bestehend aus guten Produkten mit großer Furnierauswahl, einem guten Service und dem Versprechen, unseren Kunden nicht ins Gehege zu kommen. Kundenbindung ist bei uns kein leerer Begriff. Service, Beratung, Qualität, Loyalität - das wird einfach hier im Hause höher bewertet als ein paar Prozent Preisnachlass. Sympathiewerte im Umgang mit Kunden zählen heute ebenso wie langjährige Partnerschaften - wir haben Partner seit mehr als 30 Jahren."

Weltweite Vertriebswege

Zu Zeiten, in denen fast ausschließlich in großen Losgrößen geliefert wurde, setzte Pedross eigene Sattelzüge ein. Heute nimmt das Unternehmen zunehmend Dienste von spezialisierten Logistikern, die auch Zwischenlager unterhalten, in Anspruch. Die Pedross-Zentrallogistik befindet sich in Innsbruck. Fertigprodukte werden zum weltweiten Versand nach Innsbruck gefahren, und auf dem Rückweg werden Fichtenkanteln nach Latsch transportiert. Pedross liefert seine Leisten und Profile weltweit in 41 Länder. Die Exportquote beträgt über 90 %. Wichtigste Absatzregion ist Zentraleuropa, von Portugal bis Russland, von Malta bis Skandinavien. Neue Kunden konnten in Nordamerika gewonnen werden, gut positioniert ist man im Nahen Osten. Verkauft wird zentral von Latsch aus. Einzige Ausnahme: Das international besetzte Vertriebsbüro in Österreich mit Mitarbeitern u.a. aus Australien und Ägypten. Von dort aus werden seit drei Jahren neue Märkte aufgebaut und betreut. Derzeit laufen Projekte vor allem im Folien ummantelten Bereich. Martin Pedross: "Wir haben festgestellt, dass es keinen so "preissensiblen" Markt gibt wie Deutschland. Um Abhängigkeiten und Konjunkturdellen auszugleichen und zu kompensieren, sind wir dabei, neue Vertriebskanäle zu erschließen. Diese Bemühungen waren in den letzten drei Jahren sehr erfolgreich."

Neuer Präsenter zur Verkaufsförderung

Da Pedross bislang wenig als Eigenmarke beworben wurde, beschränkte sich das Angebot an Verkaufsförderungsmaterial im wesentlichen auf Handmuster und Broschüren. Parallel zur geänderten Marketingstrategie wurde jetzt ein Präsenter konzipiert, mit dem die Marke Pedross stärker im Markt etabliert werden soll. Diese vielseitig verwendbare Verkaufshilfe unterstützt mit abnehmbaren Tafeln den Verkäufer im Schauraum, auf Messen, ebenso bei Kundenbesuchen und Produktpräsentationen, um die Leisten in Profil und Holzart perfekt mit dem Boden abstimmen zu können. Der Präsenter ist individuell bestückbar. Über 1.000 dieser neuen Präsenter wurden bereits ausgeliefert.

Anlagentechnik vom Feinsten

Die zweischichtig eingerichtete Pedross-Produktion entspricht nicht nur vom Augenschein höchsten Anforderungen. Mit Fertigungsanlagen modernster Bauart wie etwa die Dimter OptiCut 450 Quantum - laut Hersteller die schnellste Kappsäge der Welt - oder die mit neuen Scannern von Luxscan bestückten Keilzinklinien von NKT sorgen für deutlich höhere Fertigungskapazitäten und Flexibilität in der Vorbereitung des Trägermaterials. Mit der im Sommer in Betrieb genommenen Weinig Powermat 2020, bei der eine Umrüstung für ein neues Profil keine fünf Minuten dauert, kann sehr schnell auf alle möglichen Bestellungen reagiert werden. Zusätzlich sorgt der hauseigene Werkzeugbau für die notwendige Flexibilität auch bei der Produktion von Sonderprofilen. Bereits heute sind zwei von fünf Kehlautomaten mit vollautomatischen Hightech-Beschickungen ausgestattet, so dass kein Bedienpersonal mehr notwendig ist. Insgesamt werden im laufenden Jahr 1,6 Mio. Euro in neue Anlagentechnik investiert.

Das Rohmaterial für den Fichte-Kern der Leisten und Profile kommt in Form von 4 m langen Kanteln vor allem von Sägereien aus Österreich. Die Zulieferer halten oft bis zu 1.000 m Lagervorräte für Pedross. Der technische Leiter Sebastian Kurz: "Was auch nötig ist, weil wir pro Tag um die 110 bis 120 cbm Holz benötigen." Das Rohmaterial wird fertig getrocknet mit 10 bis 12% Feuchte angeliefert. Der überwiegende Teil des angelieferten Fichtenholzes ist FSC-zertifiziert. Aus den Kanteln werden im Keilzinkverfahren formstabile, in der Regel 5 m lange Leisten gefertigt. Nach der Profilierung (50 verschiedene Formate und Abmessungen) und Furnier-Ummantelung werden die Leisten auf die am meisten gefragte Länge von 2,5 m gekappt.

Die angelieferten Furniere werden in der eigenen Furnierabteilung weiter bearbeitet. Den dort beschäftigten 26 Mitarbeitern, alles bestens ausgebildete Spezialisten aus dem Holzbereich, stehen dazu hochwertige Anlagen zur Verfügung. Martin Pedross: "Wir haben uns oft die Frage gestellt, ob so eine große Furnierabteilung noch zeitgemäß ist. Aber gerade diese Abteilung bringt Flexibilität und gibt uns Kompetenz. Wir bieten heute Ummantelungen in mehr als 60 Holzarten an. Diese 60 verschiedenen Holzarten sind ständig bevorratet." Die weltweit eingekauften - zum Großteil gemesserten - rund 0,6 mm dicken Furniere werden in 10 bis 30 cm breiten Streifen angeliefert, in der weiteren Verarbeitung parallel gestanzt, im Minizink-Verfahren zusammengesetzt und auf Rollen gewickelt. Die Rollen sind in der Breite produktbezogen angelegt. Problematische Holzarten erhalten zusätzlich eine rückseitige Vlieskaschierung.

Die Leisten werden nach dem Ummanteln geschliffen und grundlackiert. Dann folgen Feinschliff und abschließender Decklack. Bei den Übergangsprofilen enthält der Decklack zusätzlich Korund, um die dort gewünschte höhere Verschleißfestigkeit zu gewährleisten. Neben den lackierten Ausführungen sind die Leisten in geölter Ausführung, auf Wunsch auch roh belassen lieferbar.

Die Pedross-Produktion ist für stark wechselnde Losgrößen ausgelegt. Grund hierfür sind die unterschiedlichen Anforderungen der internationalen Kundschaft und die immer stärker werdende individuelle Nachfrage. Produktion und Auslieferung folgen der Vorgabe "just in time". Dies bedeutet für das Unternehmen allerdings auch, permanent ein entsprechendes Fertigwarenlager vorzuhalten. Sebastian Kurz: "Dabei ist unser Bestreben, auftragsbezogen zu fertigen und das Lagervolumen so gering wie möglich zu halten. Natürlich haben wir solche Positionen, die permanent abgerufen werden, ständig vorrätig."

Weitere Investitionen geplant

Rationalisierungsmaßnahmen und nochmalige Produktionserweiterungen sollen kurzfristig in Angriff genommen werden. Martin Pedross: "Rationalisierung ist für uns kein Selbstzweck, sondern in Zeiten sinkender Margen eine zwingende Notwendigkeit. Wir haben in den letzten Jahren erhebliche Preisrückgänge hinnehmen müssen, die wir nicht an unsere Vorlieferanten weitergeben konnten. Damit Pedross auch weiterhin mit hoher Produktivität und Flexibilität in Italien produzieren kann, automatisieren wir laufend. Um die Fertigungsprozesse optimal steuern zu können, haben wir ein Budget für die Implementierung eines Produktionsleitstandes mit umfassender Prozessvisualisierung bereitgestellt."

Bekenntnis zum Standort Südtirol

Das Unternehmen Pedross habe in den letzten Jahren viele - auch attraktive - Standortangebote erhalten. Martin Pedross: "Aber ich meine: So gesund, wie sich das Unternehmen hier präsentiert, ist es vor allem deshalb, weil wir immer vor Ort sind.

Und bei einem Standort irgendwo im Osten oder in einem Niedriglohnland in anderen Regionen wäre das so nicht machbar. Außer man verlegt seinen Wohnsitz, und das ist nicht gewollt. Wir werden diese Länder im Auge behalten. Pedross bekennt sich ganz klar zum Produktionsstandort Südtirol. Unabhängig davon wird derzeit mit einem verkaufswilligen Unternehmen aus der Branche über eine mögliche Übernahme verhandelt."


Pedross - in Kürze

Karl Pedross AG
I-39021 Latsch (BZ)
Tel: +39 0473 623 180
Fax +39 0473 623 414
E-Mail: info@pedross.com

Produktionsfläche: 20.000 qm
Produktionsmengen: 24 Mio. Laufmeter Leisten, 7.200 to Holzbriketts (2004)
Umsatz: 23 Mio. EUR (2004)
Eigenkapitalanteil: 66%
Exportanteil: über 90 %,
Exporte in 41 Länder,
Mitarbeiter: 150, davon lediglich 15 in Verkauf und Verwaltung

Pedross - die Produkte

- Furnier ummantelte Leisten und Profile, Kernmaterial Fichte
- Folien ummantelte Leisten und Profile, Kernmaterial MDF
- Euroform-Leisten (heißgepresst, Rückseite Birkenfurnier, Sichtseite Edelholzfurnier),
- Übergangs- und Ausgleichsprofil Pedross-Combistar
- Holzbriketts nach DIN 51731 für Kleinfeuerungsanlagen
- Zubehör: Clipbefestigung Pedross-Clipstar, Innen- und Außenecken sowie Endstücke für diverse Profile
aus Parkett Magazin 05/05 (Wirtschaft)