Pergo: Kommunikation, Interaktion, Inspiration

Kompetenzzentrum in Berlin eröffnet

Berlin, Stralauer Allee 2: Das historische Speichergebäude liegt direkt an der Spree. Hohe Räume mit rohen Backsteinwänden sorgen für Loftcharakter. In dieser exquisiten Immobilie hat Laminatbodenhersteller Pergo ein gut 200 qm großes Kompetenzzentrum eingerichtet, das Symbolcharakter hat: "Wir sind wieder am Markt!" Aber reicht das, um die Erfolge früherer Jahre aufleben zu lassen? In dieser schwierigen Zeit? Mit Preisen, die weit über denen ähnlicher Produkte liegen? Bei der Einweihungsfeier hatte das Team um CEO Ralf Eisermann vor allem eines zu bieten: grenzenlose Zuversicht. Dennoch - es gibt vielversprechende Ansätze für ein Comeback.

Was Pergo im Markt darstellen möchte und wie die Firma wahrgenommen wird, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Richtig ist, dass die Schweden vor zirka drei Jahrzehnten den Laminatboden erfunden haben. Richtig ist auch: In den vergangenen Jahren war die Tochter des Pfleiderer-Konzerns hierzulande eine One-Man-Show. Die gegenwärtige Absatzmenge mit 150.000 qm zu veranschlagen, ist eher schmeichelhaft. Von daher ist die Eröffnung einer Niederlassung in der Bundeshauptstadt das richtige Signal. "Wir verstehen unsere Kompetenzzentren als interaktive Plattformen, auf denen wir Kunden beraten, unterstützen und inspirieren möchten", erläutert Ralf Eisermann, CEO des Geschäftsfelds Flooring der Pfleiderer-Gruppe. Nachdem sich das Top-Management von Pergo über Jahre darin sonnte, den "besten Laminatboden der Welt" herzustellen und dabei eher phlegmatisch wirkte, ist jetzt frischer Wind zu spüren.

Neue Produktkategorie avisiert

Eisermann, der bei Classen und Sonae/Tarkett die Laminatproduktionen aufbaute und als exzellenter Branchenkenner gilt, hat eine starke Mannschaft geformt, in der Thomas Schulz, Verkaufsleiter Deutschland, Österreich, Schweiz, eine zentrale und überzeugende Rolle einnimmt. Das Feld der Architekten und Planer wird exklusiv von einem Spezialisten bearbeitet, was die Ambitionen auf dem Objektsektor verdeutlicht. Beim Thema Neuentwicklungen hielt sich die Führungscrew zurück. "Wir werden noch in diesem Jahr eine weitere Produktkategorie bringen", deutete Sascha Kostros an, der für Forschung & Entwicklung verantwortlich zeichnet. Für den Herbst wurde ein Kollektionswechsel angekündigt.

Dass Pergo selbstbewusst auftritt, ist durchaus berechtigt. Mit einem Umsatz in Europa in Höhe von 115 Mio. EUR (Einschätzung Redaktion) wird der Hersteller nur von den Kronos, Egger, Classen und Unilin Flooring getoppt - allerdings bei deutlich höherem Mengenvolumen. Noch besser: Nordamerika, wo Pergo das Synonym für Laminatboden und die unbestrittene Nr. 1 der Branche ist. Dort beansprucht das Unternehmen zirka ein Drittel des Baumarktgeschäfts, das 75% des Gesamtmarktes ausmacht.

Mehr Marktnähe in Europa

Zentren wie das in Berlin gibt es jetzt auch in Barcelona, Paris sowie im Stammhaus Trelleborg. Die Niederlassungen sind ganz auf die lokalen Bedürfnisse der Kunden eingestellt und umfassen die Bereiche Kundenservice, Marketing, Produktmanagement, Vertrieb, Forschung und Entwicklung sowie Trend und Design. Vor Ort können sich Händler, Architekten und alle anderen Fußboden-Interessenten von den außergewöhnlichen Eigenschaften der Pergo-Böden überzeugen und vielfältige Unterstützung in Anspruch nehmen - ganz gleich, ob es sich um technischen Support, Logistikfragen oder Produkt-Know-how handelt. Architekten, Innenausstatter und Shop-Designer haben die Möglichkeit, die Wirkung bestimmter Bodenbeläge in Augenschein zu nehmen und gemeinsam mit den Pergo-Experten die beste Lösung für ihre individuelle Problemstellung zu suchen.

Fazit: Dass Pergo Böden in außergewöhnlicher Qualität herstellt, ist hinreichend bekannt. Der Stützpunkt in Berlin sowie ein kompetentes und stark motiviertes Team gewährleisten die erforderliche Marktnähe. Und das schönste ist: Auch der Handel signalisiert Interesse an den Produkten, wie unsere Recherchen ergaben. Wenn jetzt noch die avisierten neuen Böden und das Kollektions-Update kommen, bestehen gute Chancen, im Hochwertbereich wieder ein großes Rad zu drehen. Allerdings: Für den Kauf des schwedischen Herstellers hat Pfleiderer inklusive aller Verbindlichkeiten knapp 300 Mio. EUR ausgegeben, so dass sich Vorstandschef Hans H. Overdiek mit dieser Nischenpolitik kaum zufrieden geben dürfte.
aus Parkett Magazin 04/09 (Marketing)