Djavad Nobari Orientteppiche

Ganz auf den deutschen Markt konzentriert

"Die zuverlässigsten Partner in der Geschichte unseres Unternehmens waren immer die Deutschen", spendet Mohammed Reza Nobari dem Land Lob, in dem er lebt und seinen Handel treibt. Zwar lockten anderswo höhere Margen, aber die Zahlungsmoral im Ausland war schwach. Deshalb hat sich Nobari auf den deutschen Markt konzentriert.

Das ist eine Gratwanderung, die nach Meinung Mohammed Reza Nobaris für einen Großhandel mittleren Umfangs nur mittels einer Nischenpolitik funktioniert. "Entweder man besitzt ein gutes Konzept oder man muss Kosten sparen", beschreibt der Diplom-Kaufmann die Zwänge der gegenwärtigen Wirtschaftslage. Von Unternehmungen, die zum jetzigen Zeitpunkt in ein breites Sortiment investieren, hält er wenig.

Wechselvolle Waren-Geschichte

Das heute in der 3. Generation geführte Familienunternehmen Nobari hat die wesentlichen Strömungen der Orientteppich-Mode mitgemacht. Immer ist man wieder zur persischen Ware zurück gekehrt. Djavad Nobari war es, der in den 50er Jahren aus Persien heraus den Export nach Hamburg startete. 1967 kam er, geschwächt durch ein gefährliches Herzleiden, mit seiner Familie nach Deutschland und nahm die Geschäfte vor Ort selbst in die Hand.

Das anfangs ausschließlich aus persischen Teppichen bestehende Sortiment wurde gut zwanzig Jahre lang, besonders nach der Revolution im Iran, durch afghanische Ware ergänzt. Auch den Trends zu indischer und Nepal-Ware folgte das Unternehmen. Knüpfungen pakistanischen Ursprungs kamen in das Lager, als afghanische Produkte aufgrund der politischen Verhältnisse schwerer zu beschaffen wurden.

Alleinimporteur war Nobari zudem lange Zeit für rumänische Teppiche. Bereits 1979 holte man ein erstes Sortiment aus den staatlich organisierten Manufakturen des Ostblocklandes. Ausschließlich Frauen knüpften dort persische Muster. 6.800 Knüpferinnen waren für Nobari tätig, fast eine Art Eigenproduktion.

Weil der Geschäftspartner im rumänischen Staat bestand, schien die Beziehung sicher. In den besten Zeiten konnte Nobari 42.000 qm im Jahr absetzen. Die Geschäfte basierten auf Gegenseitigkeit: Nobari lieferte Kosmetika, später Medikamente, und erhielt dafür Teppiche.

Mitte der 90er Jahre, als die Preise im Iran verfielen, konnten die Rumänen nicht mehr konkurrieren. Nobari deckte seinen Bedarf wieder im Mutterland. Jüngst allerdings, im Februar 2002, wurde der Handel mit Rumänien auf kleinem Niveau reaktiviert. Dank seiner Beziehungen kam Nobari in den Besitz von acht Palastteppichen aus dem Amtssitz des Diktators Ceausescu. Zwei davon sind noch zu haben. Die Wolle dieser Teppiche, heißt es, stamme von Schafen, die auf Geheiß des später hingerichteten rumänischen Alleinherrschers alle auf der selben fetten Weide gehalten wurden, um eine völlig harmonische Qualität zu liefern.

Wandel der Kundenstruktur

Ein eindrucksvolles Foto ziert die Werbung von Djavad Nobari: die Augen einer verschleierten Frau, in Tüchern der iranischen Landesfarben. Das Logo stammt aus der Zusammenarbeit mit der Handelsgruppe Top Ten. Diese war, nach Aussage von Mohammed Reza Nobari, in den vergangenen zehn Jahren nicht nur die tragende Säule des Absatzes, sondern trug auch mit Rat und Tat zur Entwicklung des Orientteppich-Importeurs bei.

Der entscheidende Rat bestand darin, sich rechtzeitig von der Orientierung auf den Einzelhandel zu lösen. Machte Nobari vor sechs Jahren noch 80 % seines Umsatzes mit dem Einzelhandel, so sind es heute nur rund 30 %. Der Grund liegt in gesunkener Nachfrage nach Orientteppichen und in der Geschäftsaufgabe vieler alter Kunden. Ersetzen konnte Nobari diesen Ausfall durch die Kooperation mit Möbelhäusern.

Nobari - eine Firma mit zwei Säulen

Inhaber der Firma Djavad Nobari sind die Witwe des Gründers, Sedighe Nobari, ihr Sohn Dipl. Kaufmann Mohammed Reza Nobari und die Tochter Dr. Monireh Nobari. Teppiche sind nicht das einzige Standbein des Geschäftes. Monireh Nobari, eine promovierte Wissenschaftlerin, kümmert sich um den Export von Maschinen für die iranische Zuckerindustrie.

Für den Teppichimport zuständig ist der Bruder. Neben den direkten Familienmitgliedern hat Mohammed Reza Nobari noch drei Mitarbeiter im Büro und einige im Lager. "Wir sind fast alle miteinander verwandt", gesteht er.

Den Einkauf im Iran erledigen ebenfalls Familienangehörige. "Unser Verwandter dort war selbst zehn Jahre in Deutschland, spricht die Sprache und kennt den Geschmack der Deutschen." Daher, so Mohammed Reza Nobari, sei die Familie zuversichtlich, ihre Stärke im deutschen Markt behaupten zu können.

An Auswahl gibt der Teheraner Basar genug her. Selbst Teppiche produzieren zu lassen, im Iran oder anderswo, diese Idee will die Firma Nobari nicht wieder aufleben lassen. "Wir sind durch und durch Händler. Verkaufen ist unsere Stärke."

Übermaße und Sonderposten

Nicht auf Provenienzen, sondern auf die Größe baut Nobari. Die Ceausescu-Teppiche sind dafür ein prominentes Beispiel. 70 % des Umsatzes wird mit Exemplaren erzielt, die 12 qm und darüber hinaus messen. Sondergrößen bis 11 x 7 m stehen im Angebot. Dazu Läufer bis zu einer Länge von 21 Metern. In dieser Nische will sich das Unternehmen auch weiterhin positionieren, wenngleich der Absatz in der aktuellen Branchensituation zugegebenermaßen schwierig ist. Als Kontrast dazu hält Nobari ein Sortiment von über 1.000 Poschtis in diversen Qualitäten und Provenienzen bereit. "Nicht zehn davon sind gleich", betont der Diplom-Kaufmann die Vielfalt der unter einem Quadratmeter großen Kleinteppiche. Stolz ist er auch auf die Qualität seiner Bidjars und Nains. "Wir haben die Feinsten", sagt er und weist auf einen Bidjar mit 90 radj.

Aus dem Jahre 1994 stammt ein hochwertig gedruckter Katalog alter und antiker Ware: die "Sammlung Nobari". Sie geht auf den Vater Djavad Nobari zurück. Fast alle dort gezeigten Raritäten sind bereits in Liebhaberhände gewandert. Heutzutage gestaltet sich sowohl der Bezug wie der Verkauf solcher Ware mühsam. Trotzdem will Mohammed Reza Nobari an diesem Zugpferd seines Angebotes festhalten. Wie alle eingefleischten Teppichhändler hat er einen besonders liebevollen Bezug zu den antiken Stücken.

Für mehr Umsatz sorgen Sonderposten. "Das Günstigste ist eine weitere Stärke von uns", betont der Importeur. Darunter fallen auch interessante Gabbehs, die auf der 2. Ebene des 1.700 qm messenden Lager gestapelt sind. Randsortimente bestehen in Kelims, Bildteppichen und, als einziger Ware außerhalb persischer Muster, in einer kleinen Auswahl China-Seide.
aus Heimtex Orient 01/02 (Wirtschaft)