Interview mit Ludger Glaap und Stefan Brinkmann vom Estrichmaschinenhersteller Brinkmann

"Wir treiben die Entwicklung von Estrichförderern ständig voran"

Am Standort Schloß Holte bei Bielefeld betreibt die Brinkmann Maschinenfabrik ihren hochspezialisierten Familienbetrieb für Estrichmaschinen. Das Sortiment reicht von Druckluft- und Schneckenförderern über Schneckenpumpen bis zum automatisierten Sattelauflieger Trans-Mix. FussbodenTechnik hat Marketing- und Vertriebsleiter Ludger Glaap und Geschäftsführer Stefan Brinkmann zum Thema Sicherheit, Lärm, Rußpartikelfilter und Produkt-Neuheiten befragt. Besonders überrascht waren wir, welchen hohen Stellenwert das Thema Design beim Estrichförderer für den Estrichleger hat.

FussbodenTechnik: Beim Gang über Ihr Betriebsgelände ist uns aufgefallen, dass viele Kunden ihre Estrichmaschine mit einer Sonderlackierung und Logo ausstatten lassen. War das schon immer so?

Stefan Brinkmann: Nein, aber das Thema wird immer wichtiger. So erstaunlich, es klingt: Das Design ist mittlerweile der ausschlaggebende Grund für die Kaufentscheidung. Ich finde es auch richtig, dass einige Estrichleger das machen. Sie profitieren bei ihren Kunden davon und erzeugen einen hohen Wiedererkennungswert.

Ludger Glaap: Wir sind erst vor drei, vier Jahren darauf gekommen, die Hauben zu individualisieren. Mittlerweile ist die Nachfrage so groß, dass wir uns fragen, warum wir nicht früher darauf gekommen sind.

Brinkmann: Wir haben bei Brinkmann natürlich schon immer darauf geachtet, dass die Produkte angenehm aussahen. Der nächste Schritt bestand darin, professionell einen Designer zu engagieren, der von außen kommt. Das haben wir erst vor ein paar Jahren begonnen, aber das ist ein guter Weg.

Glaap: Jede Maschine, die weiteroder neu entwickelt wird, geht über den Tisch des Designers. Mittlerweile kennt er auch alle unsere Produkte und weiß, was technisch geht und was nicht. Das war auch für den Designer ein Lernprozess. Wenn wir heute beschließen, eine Maschine zu verändern, dann muss der Designer hinzugezogen werden. Die Kunden legen heute Wert darauf, das die Produkte auch gut aussehen.

FT: Brinkmann gehört ja zur Putzmeister-Holding. Erklären Sie doch mal, wie sich die Produkte von Brinkmann und Putzmeister unterscheiden?

Brinkmann: Brinkmann versteht sich als Spezialist für Estrichmaschinen und verfügt über eine großes Sortiment. Dazu zählen unter anderem Druckluft- und Schneckenförderer, Schneckenpumpen und der automatisierte Sattelauflieger Trans-Mix. Vollautomatische Systeme sind beispielsweise ein Bereich, den Putzmeister nicht Iim Programm hat. Putzmeister ist ein Vollsortimenter, der sich auch mit Estrich beschäftigt. Aber Estrich ist nur ein Teil des Produktprogramms zu dem auch Verputzmaschinen, Malerzubehör und -anlagen, Feinbetonpumpen und Hochdruckreiniger zählen.

Glaap: Brinkmann und Putzmeister Mörtelmaschinen befinden sich im Wettbewerb. Brinkmann gehört zwar anteilig zur gleichen Muttergesellschaft, wir verfolgen aber die Mehr-Marken-Strategie, wie auch in der Automobilindustrie üblich. Unser Unternehmen konnte mit dieser Strategie seinen Umsatz innerhalb von 3 Jahren von 15 Mio. EUR auf 25 Mio. EUR fast verdoppeln. Großen Anteil an diesem positiven Ergebnis hat nicht zuletzt unsere eigenständige arbeitende Entwicklungsabteilung. Auf diese Weise können wir individuelle Anfragen bedienen, Sonderbauten anfertigen und Anlagen bauen. Putzmeister dagegen ist auf Serienfertigung ausgelegt.

FT: Dennoch gibt es ja eine gewisse Schnittmenge bei Estrichförderern.

Glaap: Die Differenzierung besteht im Design, aber auch im Image. Darüber hinaus sind die Maschinen von Brinkmann und Putzmeister völlig andere. Das bezieht sich auf Antrieb, Kessel, Mischwerk, Sicherheitseinrichtung und die Motor-Kompressor-Steuerung. Das Image von Brinkmann besteht auch dadurch, das es sich um ein Familienunternehmen handelt.

FT: Man könnte also zusammenfassend sagen, dass Sie in einem Premium-Segment als Innovationsführer unterwegs sind?

Glaap: Das ist unser Ziel und daran arbeiten wir. Diesen Status zu bekommen, zu behalten und auszubauen. Aber die Philosphie hat sich etwas geändert. Früher ist der Kunde zu uns nach Schloß Holte gekommen, mittlerweile haben wir in vielen Ländern Service-Stützpunkte installiert. Die Service-Partner sind alle von uns geschult worden. Wartungen sind damit deutlich einfacher geworden.

FT: Sie sprachen eben vom Image der Estrichförderer. Wie ist es denn um das Image des Estrichlegers selbst bestellt?

Glaap: Wenn ich mir im Fernsehen Sendungen zum Thema "Ich baue ein Haus" und ähnliches ansehe, dann kommt der Estrichleger dort nicht vor. Da fehlt es doch an einigen Stellen an der passenden Öffentlichkeitsarbeit. Ich gucke mir das immer ganz interessiert an, mit welcher Pumpe der Estrichleger auf die Baustelle kommt. Der kommt aber nicht vor. Verglichen mit Elektrikern, Schreinern, Dachdeckern etc. scheint das nicht interessant zu sein...

Brinkmann: Doch, doch interessant ist das schon, aber es fehlt die Öffentlichkeitsarbeit dazu.

Glaap: Für die Imagebildung des Estrichs beim Zuschauer wäre eine Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit sicher wünschenswert.

FT: Kommen wir mal zu den Maschinen selber. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ausstattungsmerkmale?

Brinkmann: Ein wichtiger Schritt war, die Maschinen sicherer für den Bediener zu gestalten. Ein Beispiel: Beim Druckluftförderer war das Schutzgitter mit Schrauben gesichert, aber Schrauben kann man mit Werkzeug entfernen. Viele Kunden waren der Meinung, das Schutzgitter behindere das Einfüllen der Materialien. Dadurch gab es schlimme Unfälle, wenn Leute in die Öffnung hineingegriffen haben. Wir haben dann beschlossen, das Schutzgitter so einzubauen, dass die Maschine ohne das Schutzgitter den Motor abschaltet. Das war eine wichtige Entwicklung, wurde aber von einigen Kunden auch kritisiert.

Glaap: Es ist relativ schwer, dem Kunden derartige Verbesserungen zu verkaufen. Der Unternehmer sagt, es muss dem Maschinisten klar sein, dass er nicht in die Maschine hineingreifen darf. Aber der Unternehmer steht in der Regel nicht an der Maschine - und manchmal gibt es sprachliche Probleme, wenn der Maschinist kein oder wenig Deutsch spricht. Wir haben uns damals dennoch für das Schutzgitter entschieden, obwohl es noch keine gesetzliche Vorschrift gab.

FT: Die Ausstattung mit dem Schutzgitter hat sich aber mittlerweile in der Branche durchgesetzt.

Glaap: Das ist richtig, aber geboren wurde das Thema bei uns.

Brinkmann: Wir sind dann noch weiter gegangen. Das Thema Sicherheit heißt ja nicht nur, dass die Leute vor Verletzungen geschützt werden sollen, sondern auch vor sonstigen Beeinträchtigungen. Ein wichtiges Thema ist Lärm bzw. Lärmvermeidung. Bei Baukompressoren gibt es relativ strenge Regeln, bei Estrichmaschinen nicht. Hier genügt ein Aufkleber auf der Maschine mit der Angabe, wie viel Lärm sie erzeugt. Für uns reicht das nicht aus. Wir müssen auf den Lärm achten und vor allem müssen wir den Lärm reduzieren, weil er schädlich für den Bediener ist. Es gibt verschiedene Methoden, wie wir das gemacht haben. Die beste Methode ist immer noch, den Lärm dort zu bekämpfen, wo er entsteht. Dadurch, dass man den Motor einfach mit niedrigeren Drehzahlen laufen lässt, macht sich das deutlich bemerkbar. Das wurde zum Teil auch von den Kunden honoriert.

Glaap: Unsere Maschinen fahren mit 2.200 Umdrehungen und erreichen damit 98 Dezibel. Es gibt Konkurrenten deren Maschinen 2.850 Umdrehung brauchen und damit 104 Dezibel verursachen.

Brinkmann: Das klingt zwar nicht viel, aber ein Dezibel ist eine Verdopplung der Lautstärke, weil es sich ja um eine logarithmische Skala handelt.

FT: Welche Ausstattungsmerkmale sind bei Brinkmann-Maschinen darüber hinaus wichtig?

Glaap: Um dem Problem der Feinstaubbelastung zu begegnen, haben wir einen Rußpartikelfilter eingeführt. In Österreich und in der Schweiz gibt es zu dem Thema schon sehr strenge Richtlinien. In Deutschland redet man viel über das Thema, aber entschieden ist noch gar nichts. Wir haben den Partikelfilter dennoch eingeführt. Leider handelt es sich noch um kleine Stückzahlen, so dass diese Ausstattung zur Zeit noch sehr teuer ist, was sich aber bei höheren Stückzahlen sofort ändern würde.

FT: Estrichförderer beinhalten heutzutage hochmoderne Technik. Was sind denn die Trends von morgen?

Glaap: Jedes kleine technische Detail, das wir dazu sagen, würde andere auf die Idee bringen, das auch zu machen. Dafür ist es zu einfach, Estrich zu fördern. Das ist ja keine große Wissenschaft, sondern es geht ums Detail. Wir möchten natürlich davon weg, dass der Mann mit der Schaufel in der Hand auf der Baustelle steht und jeden Tag 20 Tonnen hin und herschaufelt.

FT: Also könnte man im weitesten Sinne von steigenden Automatisierung sprechen?

Brinkmann: Die Automatisierung schreitet immer weiter voran. Das vollautomatische System hat sicher eine große Zukunft - vor allem für kleinere Baustellen.


Brinkmann - das Unternehmen

Brinkmann Maschinenfabrik GmbH
An der Heller 4-12
33758 Schloß Holte
Tel.: 05207/9147-0
Fax: 05207/9147-10
E-Mail: brinkmann@estrichboy.de
Internet: www.estrichboy.de

Leiter Vertrieb/Marketing: Ludger Glaap
Geschäftsführer: Stefan Brinkmann
Marketing-Service: Kathleen Glaap
Technischer Leiter: Detlef Rohdenburg

Gründung: 1967
Anzahl der Mitarbeiter: 65 Mitarbeiter, davon 22 kaufmännisch
Geschäftsfeld/Profil: Hersteller von Estrichmaschinen und Estrichförderern, Entwicklung und Fertigung von Estrichmaschinen, Anlagenbau für Tunnelmaschinen, Sonderbau von automatisierten Anlagen
Standorte/Vertretungen: Schloß Holte und über 60 Partner in Europa
Kundenstruktur: Estrichleger, Baumaschinen-Händler, Baugeräte-Händler, Tunnelbau-Unternehmen,Bau-Unternehmen, Fliesenleger und Verputzunternehmen
Erfolgreichste Produkte: Estrich Boy DC 260/43 und das Nachfolgeprodukt Estrich Boy DC 260/45, ca.20.000 verkaufte Maschinen sowie über 200 verkaufte SAT Trans-Mix

Betriebsgröße: Rund 16.000 qm
Grundfläche , 3.500 qm Lagerfläche und 5.500 qm Produktionsfläche
Vertriebsgebiet: in allen Ländern Europas, Kanada, in einigen Ländern in Asien, Russland und Baltikum
Wichtigste Messen: BAUMA München, EPM Feuchtwangen, BATIMAT Paris, Baumessen in der Tükei (Istanbul Mai 06), Ungarn 04/2006 in Budapest, Serbien 04/2006 in Belgrad, Polen 01/2006 in Poznan und 05/2006 in Kielce, Russland 09/2006 in Moskau und 04/2006 Italien in Bologna

Verbandsmitgliedschaft: Fördermitglied Bundesverband Estrich und Belag e.V.
aus FussbodenTechnik 02/06 (Wirtschaft)