The Amtico Company Ltd.

100 Mio. GBP für Amtico?


Amtico steht nach einer Meldung des britischen Daily Telegraph in einem Auktionsprozess zum Verkauf. Das Mindestgebot für den Hersteller von Premium-Designbelägen wird auf 100 Mio. GBP (gut 144 Mio. EUR beziffert), das die Transaktion führende Finanzinstitut ist Close Brothers Corporate Finance (CBCF). Die bisherige Eigentümerstruktur setzt sich zusammen aus dem Management und der Private Equity-Gesellschaft Electra, die vor elf Jahren mit 17,1 Mio. GBP ein Management-Buyout unterstützt hatte. Damals mussten die Käufer 52,8 Mio. GBP für Amtico auf den Tisch legen.

Die erste Bieterrunde war nach Redaktionsschluss für die erste Mai-Woche angesetzt und es wurde starkes Interesse vor allem seitens anderer Finanzinvestoren wie 3i oder Hg Capital erwartet. Immerhin habe Amtico im Geschäftsjahr 2004/05 (März 2005) bei einem Umsatz von 80 Mio. GBP einen operativen Gewinn von 8,7 Mio. GBP ausgewiesen. Das entspricht einer Umsatzrendite von fast 11% - ungewöhnlich hoch für die Bodenbelagsbrance, aber die Briten galten immer als überdurchschnittlich profitabel.

Die Nachricht von den Verkaufsabsichten der Eigentümer überrascht Insider nicht. Schon seit längerem kam immer mal wieder die Rede darauf, nur galt Amtico trotz seiner Rentabilität immer als zu teuer.

Die Gründung des Designbelags-Spezialisten datiert ins Jahr 1964; als ein Joint Venture zwischen dem Textil- und Kunststoffkonzern Courtaulds und American Biltrite. 1969 übernahm Courtaulds die britischen Aktivitäten komplett einschließlich der weltweiten Nutzung der Marke Amtico mit Ausnahme der USA. Das Unternehmen positionierte sich mit seinen hochwertigen, dekorativen PVC-Designbelägen bewusst im obersten Marktsegment, beherrschte viele Jahre lang diese Nische und behauptete sich auch angesichts der zunehmenden Konkurrenz vor allem aus Fernost als führend in Design und Qualität, verlor aber an Marktanteil, wie CEO Jonathan Duck gegenüber dem Daily Telegraph einräumte: "2001 bis 2003 stagnierte unser Absatz, während der Markt gewachsen ist. Vor allem aus China ist starker Wettbewerbsdruck zu spüren". Obgleich man an der angestammten Positionierung festhalten wolle, bedeute das eine Gratwanderung für Amtico: "Zu elitär darf man auch nicht werden. Denn in der Marktspitze wird die Luft dünn, dort gibt es immer weniger Kunden."

Insgesamt werden in den beiden Produktionsstätten in Coventry und Solihull in den britischen Midlands von 460 Mitarbeitern über 300 Varianten hergestellt. Seit 1999 betreibt Amtico auch ein Werk in den USA, in Deutschland ist man seit langem über eine Vertriebsgesellschaft in Neuss vertreten.
aus BTH Heimtex 05/06 (Wirtschaft)