FDTB Jahreshauptversammlung 2006 in München

Licht am Ende des Tunnels in Sicht

Der Handel tritt seit 1995 auf der Stelle. In diesem Jahr zeichnet sich endlich ein zaghafter Silberstreifen am Horizont ab. Trotz widriger Rahmenbedingungen hat sich das Konsumklima aufgehellt - insbesondere im gehobenen Bereich sind die Verbraucher konsumfreudiger als noch vor einem Jahr - was Handwerk und Handel hoffen lässt. Auch für unsere Branche soll es wieder aufwärts gehen, stellte der FDTB - Fachverband Heimtextil auf seiner diesjährigen Tagung fest, die parallel zum Münchner Stofffrühling in der bayrischen Metropole stattfand.

Die Terminplanung war geschickt gedacht: Wer dieses Jahr an der Jahreshauptversammlung des FDTB-Fachverbandes Heimtextil in München teilnahm, konnte in Verbindung dazu den Münchner Stofffrühling besuchen - der zeitgleich stattfand. Doch bedauerlicherweise wurde das Doppel-Event nicht so angenommen, wie von der Verbandsführung erhofft: Mit rund 25 Personen tagte der FDTB im eher kleineren Kreis.... So eröffnete der Vorsitzende Philipp Frese denn auch mit selbstkritischen Tönen die Veranstaltung und stellte zur Diskussion, wie Veränderungen zu einer regeren Frequenz führen könnten. Angedacht ist etwa die Kooperation mit anderen Verbänden, um eine größere Plattform zu bekommen.

Positiv vermerkte Frese, dass sich das Konjunkturklima seit der Bundestags-Wahl 2005 verbessert hat. Das bekomme allerdings zunächst nur die Industrie durch "sehr gute Exportzahlen" zu spüren. Der Handel trete nach wie vor auf der Stelle - vorerst. 2005 musste er noch ein Minus von 1,3% hinnehmen, bewegt sich damit insgesamt auf dem Niveau von 1995. Doch Frese hofft noch für 2006 auf bessere Zeiten. Gerade die Verbraucher im gehobenen Preisbereich seien konsumfreudiger. "Ich erwarte kein Boomjahr, aber auch keinen weiteren Rückgang".

Recht düster siehts allerdings im deutschen Orientteppichhandel aus: FDTB-Vorstandmitglied Silvester Apro klagte einerseits über die Schnäppchenmentalität der Verbraucher, die "sehr schlechte Erträge" zur Folge habe, und andererseits über unlauteren Wettbewerb, der durch den Wegfall des Rabattgesetzes im Jahr 2004 noch weiter verschärft wurde. Die damit verbundenen Ausverkäufen mit bis zu 90% Preisnachlässen hätten dem traditionellen Teppich-Fachhandel schwer geschadet.

Zuständig für das Ressort Bodenbelag beim FDTB ist Karsten Krause. Er äußerte sich unter anderem zum Thema Mehrwertsteuer bei Bauleistungen: Um Schwarzarbeit einzudämmen, hat der Gesetzgeber angeordnet, dass bei Bauleistungen bei gewerblichen Auftraggebern keine Mehrwertsteuer mehr ausgewiesen werden darf. Aufgrund der Vorsteuer führe dies zu entsprechenden Erstattungen durch die Finanzämter - allerdings mit entsprechender zeitlicher Verzögerung, bis das Geld wirklich fliesse. "Und das wirkt sich wiederum negativ auf die Liquidität aus."

Ausserdem berichtete Krause über Verarbeitungsprobleme. Nach neuester Rechtssprechung seien Normen nur noch bedingt gültig. "Die Konsequenz: Selbst Abweichungen innerhalb einer normgerechten Toleranz können schon zu entsprechenden Schadenersatzleistungen verpflichten." Und damit Handel und Handwerk entsprechend Gehör bei der Industrie finden, forderte Krause eine verstärkte Kooperation beider Bereiche - etwa über die vorhandenen Berufsorganisationen. Mit der Zusammenarbeit der Verbände BBE, Parkettleger und ZVR könnte man rund 10.000Mitglieder zusammenführen - "und damit ein sehr schwergewichtiges Auftreten"

Peter Leue, stellvertretender FDTB-Vorsitzender und zuständig für das Ressort Stoffe und Tapeten, gab einen kurzen Rückblick auf das Jahr 2005. Ein Plus habe es lediglich beim Tapetenexport gegeben - "was uns im Handel natürlich wenig nützt". Der Inlandsumsatz bei Tapeten sei weiter geschrumpft: um 5% in der Menge und 2% im Wert. Bei Gardinen mussten sogar Einbußen von 10% hingenommen werden, bei Dekostoffen von 5%.

Dennoch: Wie Frese rechnet auch Leue für 2006 mit deutlich positiveren Zahlen- zumal die neuen Tapeten-Kollektionen, die auf der Heimtextil präsentiert wurden, nach Einschätzung von Leue höchst kreativ sind und die gesamte Farb- und Gestaltungswelt im Angebot haben.

Über die Verbandsarbeit sowie über geplante Aktivitäten berichtete FDTB-Geschäftsführer Reinhard Schmohl. Als Highlight bezeichnete er die mit der Decor Union gemeinsam durchgeführte Reise nach New York, die 55Teilnehmer zählte. Für 2007 ist - ebenfalls zusammen mit der Decor Union - eine hochinteressante Reise nach Moskau angedacht. Nach der Verbandsreise nach Kuba in 2005 mit 26 Teilnehmern soll es im November 2006 nach Indien gehen.

Außerdem ist im Juli die zweite branchenübergreifende Junioren-Tagung geplant, die in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Mittelständischer Fachverbände durchgeführt. Dieses Mal wird auf mehr Interessenten gehofft, nachdem die Premiere im September 2005 in Moers trotz des hochkarätigen Programms nur schwach besucht gewesen sei, bedauerte Schmohl.

Ferner sind für 2006 außerdem weitere Bodenbelagsseminare vorgesehen.

Der FDTB-Branchentreff zur Heimtextil hat sich auch in diesem Jahr mit rund 120 Teilnehmern als fester Termin im Verbandskalender bestätigt. Erstmals wurde in Hannover auf der Domotex ein ähnliches Meeting angeboten, dass sich guter Beteiligung erfreute.

Der Etat-Abschluss 2005 des Verbandes weist aufgrund rückläufiger Mitgliedsbeiträge und sinkender Zinserträge ein negatives Ergebnis auf. Die Entlastung erfolgte ebenso einstimmig wie die Abstimmung über den Etat-Voranschlag 2006.

Das könnte sich aber künftig ändern, da der FDTB gleich acht neue Anschlusshäuser gewinnen konnte und dami der Mitgliederbestand nach Jahren der Rückgänge wieder konstant ist.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung folgte ein Vortrag von Gerd Stracke, Repräsentant von Rubelli und Inhaber einer Handelsagentur für Heimtextilien, Accessoires und Möbel, zum Thema "Hochwertige Produkte gekonnt verkaufen". Der Referent behandelte die Themen Einkauf und Sortimentsgestaltung, die ein Warenpräsentation, die Darstellung des Unternehmens und des Verkaufspersonals sowie die Wertschöpfung als Erfolgskrönung. So sollte durch die gesamte Sortimentsgestaltung ein roter Faden ziehen, beim Angebot sollte man sich auf bestimmte Produkte konzentrieren. "Weniger ist oft mehr." Dabei werden nach Strackes Worten die besten Geschäfte beim Kunden zu Hause gemacht, da der Einrichter hier ganzheitlich beraten und dabei ein klares Profil beweisen kann.

DieSozialversicherungspflicht für angestellte Familienmitglieder bildete die wichtigste Thematik bei den Fachvorträgen auf der Jahreshauptversammlung. Es referierte Oliver Volk von der UnternehmensberatungFinancial Networx, die sich auf das Sozialversicherungsrecht spezialisiert hat. Ganz wichtig dabei: Beiträge angestellter Familienangehöriger zur Renten- und Arbeitslosenversicherung sollten unbedingt auf Ansprüche geprüft werden. Es ist nach den Worten Volks durchaus möglich, dass bei fehlender Versicherungspflicht trotz langjähriger Zahlungen kein Anspruch auf Sozialleistungen erworben wird. Bei Arbeitslosigkeit, Insolvenz oder Berufsunfähigkeit hiesse das dann: Pech gehabt. Besteht keine Sozialversicherungspflicht, kann der Betroffene die bereits eingezahlten Beiträge in zum Teil beachtlicher Höhe zurückfordern. Die Anspruchsprüfung führt Financial Networx für FDTB-Mitglieder kostenlos durch. Sollten Rückforderungen anfallen, wird Financial Networx zu Sonderkonditionen aktiv. Honorare werden erst im Erfolgsfall fällig, d.h. wenn Rückzahlungen erfolgen.

Den praktischen Teil der Tagung stellte ein Besuch beim renommierten Einrichtungshaus Böhmler im Tal dar. Das Familienunternehmn bietet mit seinem Sortiment an Accessoires, Beleuchtung, Bettwäsche, Gardinen und Dekos, Tapeten und Bodenbeläge, Glas und Porzellan, Möbeln, Küche und Schlafen auf fünf Etagen ein Angebot, das in Präsentation und Anspruch seinesgleichen in der Branche sucht.
aus BTH Heimtex 06/06 (Wirtschaft)