Trevira will sich stärker auf Spezialitäten mit höherer Wertschöpfung konzentrieren

Trevira CS wird als Marke konsequent ausgebaut

Faserhersteller Trevira richtet sich auf härtere Zeiten ein: Durch den Beitritt von China zur Welthandelsorganisation und die Umsetzung der dritten Stufe des ATC (Agreement on Textiles and Clothing) wird eine Verschärfung des Wettbewerbs speziell im Bekleidungsbereich erwartet, weniger bei Heimtextilien. Dagegen wollen sich die Frankfurter unter anderem mit einer stärkeren Ausrichtung auf Spezialitäten mit höherer Wertschöpfung und dem Ausbau ihrer Marke wappnen.

Trotz "verhaltener Textilkonjunktur" hat sich Faseranbieter Trevira gut geschlagen. Nach einem Umsatz von 418 Mio. EUR im vergangenen Jahr geht das Unternehmen wenige Wochen vor Jahresende für das laufende Jahr von einer Ausweitung des Geschäfts um beachtliche 17 % aus. Dabei spielt die Heimtextilien-Sparte eine wichtige Rolle: Sie kommt auf einen Anteil von knapp 20 % am Gesamtumsatz, wobei die schwerentflammbare Trevira CS-Faser das wichtigste Produkt darstellt und unverändert konstant zulegt.

Wachstum konnte vor allem bei Rückenlehnen für Bürostühle erreicht werden, immer interessanter wird auch der Sonnenschutzbereich, wo spinngefärbte Monofilamente gute Zuwachsraten versprechen. Aber auch Trevira Home entwickele sich erfreulich, bemerkt Dr. Ulrich Girrbach, Leiter Marketing Service von Trevira.

Als positiv wirkte sich die Zertifizierung textiler Ausstattungen in der Schiffahrt aus; auf europäischen Schiffen seien fast ausschließlich Gardinen und Dekostoffe aus Trevira CS eingesetzt worden, freute sich Girrbach. Man habe sich deutlich gegenüber Fernost-Produkten absetzen können.

Schwieriger wird es dagegen im Automobil-Sektor. Hier wird weltweit die Produktion zurückgefahren, worunter auch Trevira leidet.

Für 2002 ist Girrbach dennoch "vorsichtig optimistisch", erwartet aber auf keinen Fall ein "ehrgeiziges Wachstum wie im letzten Jahr und verweist dazu auf die unsichere globale politische und wirtschaftliche Lage seit dem Anschlag auf das World Trade Center, deren Effekte sich "noch nicht vollständig abzeichneten". Dazu kommen ab 2002 mehrere Faktoren, die den Wettbewerb verschärfen und damit das Geschäft erschweren könnten: Zum einen wird zum 1. Januar die dritte von vier Stufen des ATC - Agreement on Textiles and Clothing - umgesetzt. Damit fallen Quoten weg und werden Zollschranken abgebaut. Zum anderen tritt China der Welthandelsorganisation bei. Das lässt einen Anstieg der Billigimporte aus Fernost und damit einhergehenden Preisverfall erwarten. Wobei Heimtextilien aus Sicht von Trevira von der Neuregelung nicht so betroffen sein werden wie Bekleidung.

Der Faserhersteller will dem erwarteten Konkurrenzdruck bereits im Vorfeld begegnen und hat seine Strategie entsprechend angepasst. Künftig will man sich erstens stärker auf Spezialitäten mit höherer Wertschöpfung ausrichten, zweitens relevantes Services für bestimmte Wertschöpfungsketten weiterentwickeln und drittens die Marke in bestimmten Marktsegmenten stärken bzw. weiter aubauen.

Eine wichtige Rolle bei dieser Strategie spielen Innovationen, mit denen man dem Wettbewerb stets voraus sein will. Das wurde 2001 bereits forciert; so hat Trevira im Sommer eine bioaktive Spezialfaser eingeführt, die die Geruchsbildung reduziert und dauerhaft aktiven Schutz gegen Bakterien bietet, außerdem wurde für das Heimtextilien- Flaggschiff Trevira CS ein neues Einsatzgebiet erschlossen: Posamenten. Posamenten-Müller hat eine komplette Kollektion handgemachter Raffhalter, Quasten und Schnüre aus der schwerentflammbaren Faser vorgestellt.
aus BTH Heimtex 12/01 (Wirtschaft)