Cetex

Aus Abstandsgewirken Multi-Talente machen

Chemnitz - "Bei aller Anerkenntnis der Weiterentwicklungen im Produkt Schaum: Klimakomfort bei Matratzen - im Ergebnis des Einsatzes von Abstandsgewirken erzielt - ist nicht zu übertreffen", sagt Hans-Jürgen Heinrich, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Cetex Chemnitzer Textilmaschinenentwicklung GmbH. Eine Feststellung aus berufenem Munde; das auf anwendungsorientierte Forschung spezialisierte Unternehmen begann Mitte der 90er Jahre, sich schwerpunktmäßig mit druckelastischen Abstandsgewirken zu befassen.

Solche auf Cetex-Erkenntnissen basierende Materialien finden als Komponenten bei der insbesondere auf Klima-Optimierung abgestellten Matratzen-Konstruktion - eben als Klima-Bausteine - Eingang in anspruchsvolle Sortimente. Zeichnen sich die "textilen Polster mit neuer Dimension" doch auch durch optimales Druckverteilungsvermögen aus. Sie sind wasch- und desinfizierbar sowie vollständig recycelbar.

Die wenigsten wissen, dass Cetex gewissermaßen der "Ur-Vater" jener Polyester-Abstandsgewirke ist, die über die noch vor zehn Jahren üblichen Stärken von 10 bis 15 mm hinaus gingen. Das Unternehmen modifizierte seinerzeit eine Wirkmaschine dahingehend, Abstandsgewirke bis 60 mm Stärke produzieren zu können.

Das Konstrukt wurde zusammen mit zwei Grundpatenten zur Fertigungstechnologie an den Textilmaschinenhersteller Fa. Karl Mayer/Obertshausen vergeben, der das Modell zur Serienreife weiter entwickelte. Unter der Bezeichnung "High Distance" fertigen solche Maschinen gegenwärtig Abstandsgewirke bei Pressless/Falkenau, Heinrich Essers/Wassenberg sowie Textilwerke St.Micheln/Mülsen. Die Range der aus Polyester-Monofilfäden entstehenden Gewirke bewegt sich hauptsächlich zwischen 20 und 40 mm; in dem Bereich können nach Cetex-Angaben "sehr gute Druckverformungskennlinien" erzielt werden.

Einem ersten 1998 vorgestellten, noch ziemlich festen orthopädischen Sitzkissen folgten bei Cetex immer weichere Konstruktionen auch gemeinsam mit Automobilherstellern und Matratzen-Produzenten. Letztere nutzen z.B. Platten aus Abstandsgewirk mit vornehmlich offenporiger Struktur, um Schaum- oder Federkerne beidseitig mit Klimazonen zu belegen. Weicheres, auf mehr Druckelastizität abgestelltes Gewirke findet zunehmend als Feinpolster Verwendung.

Matratzenkerne in Abstandsgewirke pur für neuartige Wellness-Erzeugnisse reizen die Klima-Komfort-Eigenschaften wie Thermo-Feuchte-Regulation oder Belüftung aus. Im Falle von Baby- und Kindermatratzen steht der Aspekt der Wasch- und Desinfizierbarkeit im Vordergrund.

Zur Techtextil 2005 wurde eine 7-Zonen-Matratze aus Abstandsgewirke mit einer partiellen Strukturierung innerhalb einer Fertigungsstufe vorgestellt. Die unterschiedlichen Härtezonen werden bei dieser Konstruktion durch Variation der Maschenlängen und der Verlegewinkel der Abstandsmonofile erreicht.

Hinzu kommen Variationsmöglichkeiten in der Oberflächengestaltung; in Summe kann eine optimale Anpassung an Körpergewicht und -form erzielt werden. Gerade aus diesem Umstand erwachsen Chancen für den Einsatz der Abstandsgewirke in Matratzen für den Pflegebereich. Zudem kann jetzt endkonturnah gefertigt werden. Von Cetex zuletzt entwickelt ist die Einarbeitung von "Gassen" sowohl in Längs- als auch Querrichtung bei offenen wie geschlossenen Strukturen der Gewirke. Die Gassen könnten z.B. zur Aufnahme von Stabilisatoren oder auch flexiblen Heizschlangen dienen.

Weil die verarbeiteten PE-Monofilfäden flammgeschützt ausrüstbar sind, sieht Cetex auch Möglichkeiten der Modifizierung der Abstandsgewirke in Matratzen für den Objekt-, sprich Hotelbereich und genauso für den Einsatz in Wasserbetten. Bedarf sei von Wasserbetten-Herstellern angemeldet; entsprechende Versuche laufen.

Die bei Cetex in Chemnitz ganz aktuell betriebene Entwicklungsarbeit hinsichtlich freiformiger 3-D-Gewirke schließt nach Ansicht des Unternehmens neben rein technischen Anwendungen und die Nutzung für Polsterelemente letztlich nicht aus, diese Technologie dann auch für ergonomisch geformte Nackenstützkissen zu nutzen.

Um die anwendungsorientierte Forschung effizient zu betreiben, hat Cetex mit dem Gewirkeproduzenten r einen Technologie-Transfer-Vertrag geschlossen mit dem Ziel, die Rückkoppelung der Marktanforderungen gemeinsam zu bearbeiten. Dem Anliegen wird auch über die Zusammenarbeit in konkreten, auf neue Erzeugnisse abgestellten Projekten mit Matratzenherstellern und anderen Forschungseinrichtungen - z.B. bei der Entwicklung einer Anti-Decubitus-Matratze - Rechnung getragen.
aus Haustex 12/06 (Wirtschaft)