Boxler: Holzverarbeitung von A wie Außenfassaden bis Z wie Zugausstattung

"Der Innenausbau ist unser Herzstück"

Bei Boxler im Allgäu ist alles anders. Statt sich auf ein Produkt zu konzentrieren, bietet das Unternehmen die ganze Bandbreite: Von Laminatböden über Lino- und Korkfertigböden bis zu hochwertigem Tafelparkett. Außerdem fertigt Boxler im Lohnauftrag Möbel, entwickelt Wellnessbereiche und produziert ungewöhnliche Wandverkleidungen und Außenfassaden. "Innerhalb unserer flexiblen Produktion ist der Bereich Innenausbau mit eigener Planungsabteilung das Herzstück des Unternehmens", unterstreicht Firmenchef Detlev Schmidt.

Eigene Ideen und eine große Kompetenz als Dienstleister - das sind die beiden Standbeine des Ramminger Holzverarbeiters Boxler. Das Unternehmen mit 130 Mitarbeitern leistet sich eine eigene Planungsabteilung mit zwei Innenarchitekten und einem Raumausstatter. "In der Planungsabteilung laufen viele Fäden zusammen - egal, ob Fußböden, Yachtausbau oder große Hotelobjekte", erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Detlev Schmidt.

Generalunternehmer für Fußböden im Yachtbau

In den vergangenen fünf Jahren hat sich Boxlers Umsatz im Geschäftsfeld Innenausbau verfünffacht. Und für die Zukunft sieht Schmidt weiter gutes Wachstumspotenzial. Jüngstes Beispiel ist der private Yachtbau. Vor anderthalb Jahren hat das Allgäuer Unternehmen als Generalunternehmer für den Fußbodenbau in großen Privatyachten begonnen. In diesem Jahr wurden bereits drei Schiffe geplant und ausgerüstet, zwei bis drei weitere Luxus-Schiffseinrichtungen werden noch folgen.

Auch sonst wird im Innenausbau ausschließlich im Hochwertbereich gearbeitet. Keines der jährlich rund 30 Projekte im Gaststätten- und Hotelgewerbe liegt unter dem Vier-Sterne-Standard und mit dem Hotel Bayerischer Hof und dem Hotel Platzl stehen erste Adressen auf der Referenzliste. Für solche Großobjekte wird üblicherweise die komplette Inneneinrichtung vorproduziert und dann zunächst in Rammingen zwischengelagert. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen wird - termingerecht - erst mit dem Einbau begonnen, wenn alle Elemente gefertigt sind. "Wir arbeiten vor allem mit inhabergeführten Hotels und Restaurants zusammen, die sich entweder mit ihren Innenarchitekten an uns wenden oder aber unsere Planungsabteilung unterstützend in Anspruch nehmen", erklärt Schmidt. Neben gewerblichen Objekten wird die Planungsabteilung immer häufiger auch für Privathäuser in Anspruch genommen.

Castellana als Aushängeschild

High End-Kunden werden von Architekten und Handelspartnern direkt an Boxler verwiesen, wo dann die Detailplanung des Fußbodens bzw. der Inneneinrichtung übernommen wird. Viele interessieren sich insbesondere für die hochwertigen Mehrschichtböden ,Castellana. Bei Tafelparkett kann der Kunde auf acht Standard-Designs zurückgreifen. Darüber hinaus werden aber auf Kundenwunsch auch Sonderdesigns beispielsweise mit Wappen und Intarsien gefertigt. Die Landhausdielen gibt es außer in Eiche, Kernahorn, Nussbaum und Kirsche auch mit Nadelholz-Deckschichten aus Fichte und Lärche. Eine Besonderheit sind die Böden mit Decklagen aus 150 Jahre altem Holz.

Aufgrund der wasserabweisenden Oberfläche und einer wasserfesten Multiplex-Platte als Mittellage empfiehlt Boxler Castellana auch für Badezimmer, Wellness-Oasen und andere Nassbereiche. In den letzten Monaten hatte der Parketthersteller das "Holz im Bad"-Thema stark forciert. So wurde unter anderem in Rammingen eine Badausstellung eingerichtet, in der auf kleinstem Raum ansprechende Badgestaltung mit Castellana-Böden und Boxler-Inneneinrichtung zu sehen ist. Außerdem ist im Nachbarort Mindelheim beim Sanitär-Fachgroßhändler Kleiner ein Teil der neuen Bad & Wellness-Ausstellung mit Castellana-Böden ausgestattet worden.

Breite Bodenpalette

Neben dem Aushängeschild "Castellana" bietet das FSC-zertifizierte Unternehmen im Geschäftsbereich Fußböden beinahe die gesamte Bandbreite an Hartböden aus eigener Produktion. Noch heute - fünf Jahre nach dem Herauslösen aus der Ostermann & Scheiwe-Gruppe - wird ein Großteil der Böden über den Bodenbelagshandel abgesetzt - der Vertriebsweg, für den man in der Osmo-Gruppe zuständig war. Während Boxler im Bereich Innenausbau oft als Generalunternehmer auftritt, läuft das Fußbodengeschäft klassisch im dreistufigen Vertrieb.

Mengenmäßig den größten Anteil mit rund 1,2 Mio. qm im Jahr haben Laminatböden, die mit einem minimalen Abgabepreis von 12 EUR/qm keinesfalls im Billigsortiment anzusiedeln sind. Die von Zulieferern gefertigten Laminatböden werden bei Boxler formatiert und profiliert. Als einer der wenigen Anbieter bevorzugt das Unternehmen nach wie vor die waagerecht zu fügende mechanische Verriegelung, deren entscheidender Vorteil die einfachere Verlegung unter Heizkörpern sei.

Zwei Allround-Profilierlinien

Während auf einer Profilierlinie vor allen Dingen Laminatböden laufen, dient die zweite Homag-Linie zur Bearbeitung der anderen Böden mit verschiedenen Profilierungen und Formaten. Außer Laminat werden alle andere Produkte bei Boxler auch verpresst und gegebenenfalls oberflächenbehandelt. Die Pressenanlage, die derzeit im Vierschichtbetrieb läuft, kann bis zu 8.200 mm lange Elemente pressen. Seit Sommer 2006 werden Linoleum-Klickböden für Industriekunden in Rammingen gefertigt. Damit haben Lino-Bodenbeläge mittlerweile den zweitgrößten Anteil an der Boxler-Produktionsmenge von 1,8 Mio. qm (Jahreskapazität im Dreischichtbetrieb: 3,5 Mio. qm) eingenommen. Darüber hinaus werden im Allgäu zahlreiche andere Bodenbeläge wie Korkfertigparkett und Dreischichtparkett entweder in Lohnfertigung als Handels- bzw. Industriemarke oder unter Eigenmarke produziert.

Noch in diesem Jahr sollen vor allem die Profilierlinie optimiert und die Verpackungslinie weiter automatisiert werden. Im kommenden Jahr steht eine Großinvestition ins Haus: Mehrere Millionen Euro will Boxler in eine neue Presse investieren.

"Wir verkaufen Dienstleistungspakete"

Gleichwohl sind der Automatisierung bei dem bayerischen Unternehmen Grenzen gesetzt. Viele Maschinen dürften auch in Zukunft weiter von Hand beschickt werden. Der Betrieb lebt von den vielen Holz-Spezialmaschinen und den daraus resultierenden Einsatzmöglichkeiten. So wurde unter anderem im vergangenen Jahr eine Furnier-Spaltanlage von Weinig installiert, mit der lange Deckschichten für Landhausdielen aufgetrennt werden. Außerdem hat Boxler für den Zuschnitt von Landhausdielen-Deckschichten in eine neue, horizontale Bandsäge mit drei Sägeaggregaten investiert.

"Bei Bedarf können wir auch viereckige Eier produzieren", bringt Firmenchef Schmidt die Philosophie auf den Punkt. Der niedrige Automatisierungsgrad macht die Produktion sehr flexibel, wodurch Boxler im hart umkämpften Fußbodenmarkt seine Nische gefunden hat. Großunternehmen werden meist komplette Dienstleistungspakete angeboten, die Speziallösungen beinhalten. Geschäftsführer Schmidt ist sich sicher: "Alle großen Firmen leiden ab und an darunter, dass sie zu groß sind." "Für bestimmte Bereiche brauchen sie Heinzelmännchen, die ihre Probleme flexibel und schnell lösen", ergänzt Marketingleiterin Christina Kunz. Die Lohnfertigung für Industriekunden beinhaltet neben Außenfassaden für Fertighäuser auch große Spezialaufträge wie jüngst 30.000 qm aufwändige Wandverkleidungen für den Pariser Großflughafen Charles de Gaulle. Darüber hinaus werden für zwei Designerhäuser Tische und Regalsysteme gefertigt. Und: Als eines der wenigen für diesen Spezialbereich TÜV-zertifizierten Unternehmen in Deutschland liefert Boxler Paletten sowie Wand- und Deckenpaneele mit Brandschutzimprägnierungen.

Zweistelliges Umsatzwachstum geplant

Neben dem Innenausbau ist das Industriegeschäft ein weiteres Betätigungsfeld, in dem gutes Potenzial gesehen wird und mit dessen Hilfe schon in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von 15 bis 20% erreicht werden soll. Während der Osmo-Zugehörigkeit wurden rund 90% des Umsatzes mit Fußböden erwirtschaftet, seit 2002 baut Schmidt das Unternehmen kontinuierlich um. Ziel ist eine gleichmäßige Umsatzverteilung auf die drei Geschäftsbereiche Fußböden, Innenausbau und Lohnfertigung. Derzeit liegt der Fußboden-Sektor noch immer bei 60%, während die beiden anderen Felder jeweils zu 20% zum Umsatz betragen. Detlev Schmidt: "Weil wir klein sind, brauchen wir das ertragreichere Service-Geschäft."


Boxler in Kürze

Boxler GmbH & Co. KG
Eichenweg 12
86871 Rammingen
Tel. 08245/55-0
www.boxler.de

Historie: Gegründet 1924, von 1989 bis 2002 Teil der Ostermann & Scheiwe-Gruppe (Osmo), seit 2002 wieder eigenständiges Unternehmen
Geschäftsführender Gesellschafter: Detlev Schmidt
Geschäftsfelder: Fußböden (Umsatzanteil: 60%), Innenausbau (20%), Lohnfertigung (20%)
Bodenbelagsproduktion 2006: 1,8 Mio. qm, davon 1,2 Mio. qm Laminatböden (Formatieren und Profilieren) sowie Linoleum-Fertigboden, Korkfertigparkett und Parkett (Pressen, Formatieren, Profilieren, Oberfläche)
Umsatz: 12 Mio. EUR
Mitarbeiter: 130
Export: 45%
aus Parkett Magazin 02/05 (Wirtschaft)