Betten Stumpf

Luxus-Daunendecken in Maßkonfektion

Aglasterhausen - Das Familienunternehmen Betten Stumpf verfolgt als Spezialhersteller von exklusiven Daunendecken und anspruchsvollen Sonderanfertigungen "Made in Germany" eine konsequente Nischenpolitik, die auf das Hochwertsegment zielt. Ein weiteres Standbein der Manufaktur ist der Großhandel mit direkt importierten, echten isländischen Eiderdaunen, welche kiloweise an Weiterverarbeiter verkauft werden.

Unter den mit edlen Eiderdaunen gefüllten Luxus-Decken des Bettenherstellers Stumpf schlummern zahlreiche berühmte und vermögende Persönlichkeiten, wobei die Riege der VIPs von bekannten Schauspielern, Sportlern und Buchautoren bis hin zu Modemachern, Politikern und Wirtschaftsführern reicht. Auch zwei amtierende Königshäuser kaufen bei der traditionsreichen Daunendecken-Maßnäherei in Aglasterhausen ihre Bettwaren ein, ebenso Hotels "ab vier Sterne aufwärts" sowie Fachhändler, Inneneinrichter und natürlich "Otto Normalverbraucher", der sich ebenfalls vom Werbeslogan "Betten Stumpf... und Sie schlafen gut" überzeugen ließ.

Die 1930 von Oskar Stumpf in dem kleinen Ort nahe Heidelberg gegründete Bettfedernfabrik verfolgt seit knapp zehn Jahren eine konsequente Nischenpolitik, die auf individuelle, handwerkliche Sonderanfertigungen - statt Massenware - setzt: "Wir haben uns zum Spezialisten entwickelt, der nur hochwertige, feine Daunendecken konfektioniert", erklärt Ute Stumpf, die Tochter des Firmengründers. Das Familienunternehmen, das sich, bedingt durch den Strukturwandel in der Textilindustrie, "kleinschrumpfen" musste, hegt "hohe Ansprüche" an die Qualität seiner Bettwaren und möchte "keine Kompromisse und Halbheiten" eingehen. "Wir sind sehr schnell, sehr flexibel und ausnahmslos gut", sagt die Inhaberin, die gemeinsam mit ihrem Sohn Steven Binder die Manufaktur leitet. Zur Seite stehen ihnen zwei Vollzeit-Mitarbeiterinnen in der Fertigung und fünf Teilzeitkräfte, "um Spitzen abdecken zu können".

In den Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders, den 1950er- und 60er-Jahren, beschäftigte die rasant aufstrebende, mittelständische Bettdeckenfabrik als Vollsortimenter bis zu 80 Näherinnen. Damals belieferte Stumpf die Bundeswehr mit Schlafsäcken und exportierte "containerweise" Tagesdecken in den Nahen Osten. Nach dem Tod von Oskar Stumpf 1983 übernahmen seine Frau, Christine Stumpf, und ihre Schwester die Firma, taten sich jedoch als reiner Frauenbetrieb schwer, auf Augenhöhe mit den arabischen Auftraggebern zu verhandeln und verlagerten deshalb den Absatzmarkt wieder stärker nach Deutschland. 1995 kaufte Ute Stumpf das Gesamtunternehmen auf, schloss die industrielle Lohnnäherei und konzentrierte sich fortan darauf, zum "Spezialanbieter für karierte Maiglöckchen" zu avancieren, wie sie die Einzelanfertigungen nach Kundenwunsch gerne charakterisiert.

Sonderanfertigungen jeglicher Art

Alles nur Denkbare, was mit Daunen und Federn gefüllt werden kann, wird in Aglasterhausen, in jeglicher Größe und jeglichen Formats, mit Liebe zum Detail konfektioniert: Sechs-eckige, runde und übergroße Decken, auch mit ungewöhnlichen Bezugsstoffen, wie bunt gemusterte Dessins, Seidenhüllen oder zu Überschlagslaken verarbeitete Möbelstoffe, Sofakissen und Himalaya-taugliche Schlafsäcke. Gleichermaßen zum anspruchsvollen Repertoire zählen gefältelte und gerüschte Tagesdecken, sowie Applikationen mit dekorativen Borten und Accessoires, zum Beispiel aufwändige Knopfvarianten oder handgefertigte Silberschnallen. Hinzu kommen Polsterkissen mit Federfüllung nach Schablone, beauftragt von Innenarchitekten, Raumausstattern oder Möbelrestaurateuren. Auch die Reinigung und Aufarbeitung von gebrauchten Daunen- und Federfüllungen "nur mit Wasserdampf, Seife, Licht und Luft" ist Teil der Leistungspalette des Unternehmens, das sich als "verlängerte Werkbank" für Bettenhäuser und einschlägige Fachhändler empfiehlt, die keine eigene Verarbeitung haben. "Wir sind als Geheimtipp in der Branche unterwegs", meint Ute Stumpf, die auch Mitglied im Verband der Bettenfachgeschäfte VDB ist, um "Geschäftskontakte zu knüpfen".

Mit 50-jährigem Know-how, nach einer streng gehüteten, hauseigenen Nähtechnik, werden aus Meterware - nicht aus vorkonfektionierten Hüllen - Daunendecken mit zu über 99 Prozent geschlossenen Kassetten gefertigt, jedes Quadrat auf 0,1 Gramm genau gewogen. Auf speziellen Wunsch wurde für Japan auch eine lückenlose 100 Prozent-Variante entwickelt. "Unser Verfahren hat im Vergleich zu Industriekaros den Vorteil, dass sich die Füllung definitiv nicht aus den Parzellen bewegen kann, auch wenn der Schläfer die Decke immer gleich herum, an derselben Stelle benutzt", erklärt das Mutter-Sohn-Gespann ihr "einzigartiges" Herstellungsprinzip.

Neben echten, direkt aus Island importierten Eiderdaunen, befüllt die Maßnäherei Decken und Kissen mit Daunen und Federn unter anderem von Treude & Metz, Schäfer und Sluka. Ferner wird die prämierte Naturfaser "Pappelflaum" mit Daunen gemischt verarbeitet. Einschütte und Inletts bezieht man bei Cramer, Daunendecken-Inletts und Satins sowie Seiden-Meterware bei Barth und Rieder.

Vertrieb ruht auf drei Säulen

Das Vertriebskonzept der kleinen Manufaktur fußt auf drei Säulen, die jeweils ein Drittel zum Gesamtumsatz beisteuern. Abgesehen von der Tätigkeit als "verlängerte Werkbank" für Bettenhäuser und andere einschlägige Gewerke agiert Stumpf als Importeur und Grossist isländischer Eiderdaunen sowie als Einzelhändler, der Daunendecken aus eigener Fertigung und Handelssortimente "rund um den gesunden Schlaf" direkt an Endverbraucher ab Fabrik vermarktet, allerdings "zu normalen Verkaufspreisen", wie die Firmenchefin ausdrücklich betont. In Schnäppchenführern wird deshalb bewusst nicht geworben, sondern auf Weiterempfehlung gesetzt. Für Privatkunden wurde als besonderer Anreiz die Möglichkeit geschaffen, nach Terminabsprache beim Nähen und Befüllen der eigenen Decke live dabei zu sein, was etwa "zwei, drei Stunden" in Anspruch nimmt.

Die Lieferzeiten für Bestellungen von Fachhandelskunden betragen "im Normalfall zwei bis drei Tage, bei eiligen Sonderbestellungen liefern wir eine Decke auch innerhalb von 24 Stunden aus". Das Einzugsgebiet der Verkaufsstelle in Aglasterhausen erstreckt sich in einem Umkreis von etwa 50 km, bis nach Heidelberg, Mannheim und Richtung Frankfurt. Seit kurzem wurde im Internet zudem ein Onlineshop etabliert, wo ebenfalls Bestellungen an den auch im Export aktiven Hersteller aufgegeben werden können. Es gibt langjährige Kontakte zu "gepflegten Stammkunden", vor allem in die USA, nach Japan, "ein wenig" Südafrika und Brasilien. Bei Stumpf kaufen zudem zahlreiche Protagonisten aus der Glamour-Szene ein, sowie aus Sport, Politik und Wirtschaft. Auch ausländische Adelsgeschlechter decken sich mit Daunenbetten des Unternehmens zu: "Im Moment haben wir Betten einer Prinzessin da", plaudert Ute Stumpf aus dem Nähkästchen. Die Namen der Berühmtheiten für Promotion-Zwecke zu benutzen, lehnt die Inhaberin jedoch ab. "Wir müssten hohe Gebühren bezahlen, um die Namen verwenden zu dürfen und sehr viel Geld in personenbezogene Werbung stecken, um einen Wiedererkennungseffekt zu erzielen." Auf der Kundenliste von Stumpf stehen rund 6.000 Käuferadressen, davon etwa 3.000 von Stammkunden. Auch diverse "niveauvolle Hotels" sind in diesem Pool enthalten, sowie zirka 150 klassische Einzelhändler.

Für den Direktverkauf in Aglasterhausen offeriert das Unternehmen, neben Decken und Kissen aus Eigenfertigung, auch ein Handelsprogramm rund um den gesunden Schlaf. Zudecken sind von Schäfer und Sluka gelistet. Latten- und Elektro-Roste werden bei Schultz, Auping und Regumatic bezogen; Matratzen bei Werkmeister, Auping und Lipowa. Das Sortiment enthält Wasserbetten von Bodyform und ein Luftbettsystem von Dynaglobe (Ölvitalbett). Bettwäsche stammt von so hochwertigen Herstellern wie Schlossberg, Graser, Rupp, Brennet und Fischbacher. Lieferant von Schlafdecken ist Ritter.

Eiderdaunen-Großhandel

Ein weiteres, wichtiges Standbein von Betten Stumpf ist der Großhandel mit hochwertigen Eiderdaunen, die aus Island direkt importiert und kiloweise an Wiederverarbeiter in Deutschland, auf das Gramm abgewogen, beispielsweise für Nachfüllungen, verkauft werden. An der isländischen Küste ansässige, verarbeitende Bauern sammeln das "Nonplusultra der Daunen" aus den Nestern der geschützten, wild lebenden Eiderente aufwändig ab. Die fiedrigen Daunenärmchen "kletten" und verhaken sich wie ein Reißverschluss ineinander und lassen sich mit konventionellen Maschinen nur zum Teil reinigen. Das Gros erfolgt in Handarbeit. "Die Natur arbeitet im Nano-Bereich, bevor der Mensch diese Dimension überhaupt entdeckt hat", beschreibt Ute Stumpf die Funktionsweise der durch Lufteinschluss "unheimlich leichten, im Sommer kühlen, im Winter warmen Eiderdaune". Von der Gewinnung der Daune bis zur Bettreife entstehen ansehnliche Kosten, die die Flaumfeder teuer machen, doch eine Eiderdaunen-Füllung könne auch 50 Jahre halten, bemerken die Firmenchefs.

Den endgültigen Ausschlag für die komplette Umstrukturierung und Neuausrichtung, handgefertigte Bettwaren "Made in Germany" für das Top-Segment zu produzieren, gab ein Großbrand im Firmengebäude vor acht Jahren, ausgehend vom Synthetiklager, der eine halbe Million Euro Sachschaden verursachte. Während der Gründer Oskar Stumpf in den Hallen in der Bahnhofstraße noch Bettdecken in Fließbandfertigung herstellte, von der Rohware, der eigenen Sortiererei und Wäscherei bis zur Konfektion alle Arbeitsgänge abdeckte und Unmengen an Material durchschleuste, stehen heute Gebäudeareale leer, wobei ein Teil einem Marionettentheater für Vorstellungen zur Verfügung gestellt wurde. Rund 1.200 qm Fläche nutzt die Inhaberfamilie selbst, als Verkaufs-, Produktions- und Lagerräume. Auch für die Zukunft hegt Ute Stumpf keine Ambitionen, im großen Stil zu expandieren, "weil wir dann unseren hohen Qualitätsstandard nicht halten könnten."

Petra Lepp-Arnold


Betten Stumpf Firmentelegramm

Betten Stumpf
Bahnhofstraße 18
74585 Aglasterhausen
Tel.: 0 62 62 - 92 05 0
www.betten-stumpf.de

Gründung: 1930 durch Oskar Stumpf in Aglasterhausen
Inhaber/Geschäftsführer: Ute Stumpf, Steven Binder
Umsatz: k. A.
Mitarbeiter: 4 Vollzeitkräfte, 5 Teilzeitbeschäftigte
Profil: Daunendecken-Maßnäherei; Direktimporteur und Großhändler echter isländischer Eiderdaunen; Facheinzelhandel mit Kissen und Decken aus Eigenfertigung; Handelsware rund um das Bett.
Sortiment: Maßkonfektionierte Daunen- und echte isländische Eiderdaunendecken mit zu 99 Prozent geschlossenen Kassetten, Kissen, Decken-Sonderausführungen, Tagesdecken, Polsterkissen, Bettwaren-Aufbereitung und Reinigung, Echte isländische Eiderdaunen kommissionsweise an Weiterverarbeiter, Handelsware, u.a. Bettwaren, Matratzen, Lattenroste, Bettsysteme, Bettwäsche.
Größe: 400 qm Verkaufsfläche, 500 qm Produktion, 300 qm Lager
Kunden: 6.000, darunter 150 Fachhändler
aus Haustex 06/07 (Wirtschaft)