Pro Teppichboden hat die ersten Einzelhändler zertifiziert

Jetzt kommt auch die Großhandels-Zertifizierung

Die Qualitätsinitiative Pro Teppichboden kommt an: Mit der Firma Güttner aus Langwedel und der Hammer-Filiale in Ennepetal wurden die beiden ersten Betriebe zertifiziert; insgesamt haben aktuell weit über 500 Einzelhändler Interesse an einer Zertifizierung bekundet. Parallel wird an einem Zertifizierungs-Modell für den Großhandel gearbeitet, das noch in diesem Jahr kommen soll. Und: die ersten Ex-Mitglieder klopfen bei Pro Teppichboden-Initiator ETG wieder an die Tür....

Im September 2003 war mit einer großen Auftaktveranstaltung die Qualitätsinitiative Pro Teppichboden gestartet worden (BTH Heimtex hat ausführlich darüber berichtet), nur wenige Monate danach zeichnen sich die ersten Erfolge ab: Auf der Domotex präsentierte die der ETG (Europäischen Teppich-Gemeinschaft) angegliederte Organisation die ersten zertifizierten Einzelhändler - das Farbenhaus Güttner in Langwedel und der Hammer-Fachmarkt in Ennepetal. Für Hammer ist diese Filiale die erste von rund 160, die nach Vorstellung von Geschäftsführer Karl-Heinz Holtkamp zertifiziert werden sollen. Mit 2.500 qm Verkaufsfläche gehört der Standort zu den großen Niederlassungen der Gruppe. Teppichboden nimmt im Sortimentsrankening den ersten Platz ein. Das Warenangebot wird durch umfassende Serviceleistungen ergänzt. Filialleiter Holger Allwerman verspricht sich von der Zertifizierung eine Profilierung gegenüber dem Wettbewerb. Das gilt auch für Erwin und Sascha Güttner. Auch bei ihrem Unternehmen spielt das Segment Teppichboden neben den angestammten Produktgruppen Farben und Tapeten eine bedeutende Rolle. Insgesamt lagen der Qualitätsinitiative bis Redaktionsschluss weit über 500 Interessensbekundungen aus dem Einzelhandel für eine Zertifizierung vor.

Die Verkäufer-Schulungen - eine Voraussetzung für die Zertifizierung ist, dass mindestens 50% des Verkaufspersonals der Kandidaten geschult sind - sind bereits seit Herbst voll im Gange. In den eintägigen Seminaren werden die Teilnehmer mit den Grundsätzen und Instrumenten der Qualitätsinitiative wie auch dem Umgang mit dem Certificate of Quality vertraut gemacht und werden auch geprüft. Bis Mitte Januar hatten bereits über 330 Teilnehmer den Kurs absolviert, wöchentlich kommen jeweils zwischen 30 und 30 Personen dazu. Als Trainer bei den bundesweit durchgeführten Schulungen wirken Thomas Frick, Winfried Kehmann, Richard Kille, Walter R. Riecke und Eberhard Schübel, der allerdings ausschließlich für FHR-Mitglieder tätig ist.

Auf ihre Arbeit vorbereitet sind auch die sogenannten Teppich-Inspektoren, die für die Reklamationsbearbeitung zuständig sind. Mittlerweile stehen im gesamten Bundesgebiet 40 unabhängige, vereidigte Sachverständige für textile Bodenbeläge auf Abruf bereit. Sie können im Reklamations- oder Streitfall als Schlichter sowohl von den Pro Teppichboden-Händlern als auch von den Verbrauchern hinzugezogen werden. Ihr Einsatz wird mit 200 EUR zuzüglich einer Kilometerpauschale von maximal 100 EUR berechnet. Die Kosten trägt zum Schluss derjenige, dem die Teppich-Inspektoren eine mangelhafte Leistung zuweisen. Ruft der Verbraucher den Teppich-Inspektor, wird sein finanzieller Aufwand bei 100 EUR gedeckelt - aber nur, wenn kein Mangel festgestellt wird - ; die Differenz übernimmt die Qualitätsinitiative Pro Teppichboden.

Rund 50 bis 500 potenzielle Kandidaten für Großhandels-Zertifizierung

Schon länger diskutiert wird eine Ausweitung der Zertifizierung auch auf den Großhandel. Das ist jetzt beschlossene Sache. Zur Zeit wird an einem entsprechenden Kriterien-Katalog gearbeitet. Noch ist nichts verabschiedet, Uwe Heinemann als Sprecher des Lenkungskreises ließ auf der Domotex aber durchblicken, wie die Forderungen an den Großhandel aussehen könnten:
- ein noch höherer Anteil an Teppichböden mit dem Certificate of Quality als beim Einzelhandel; Heinemann selbst wünscht sich "mindestens zwei Drittel Siegel-Qualitäten"
- ebenfalls eine Schulungs-Verpflichtung wie beim Einzelhandel
- eine Außendienst-Mannschaft
- professionelle Kundenberatung und -betreuung,
- Eigenkollektionen und Lagerhaltung sowie eine
- "ordentliche Geschäftsstruktur, die einem klassischen Großhandelshaus entspricht".

Nicht von Bedeutung ist für den Großhandel der Produktpass.

Erste Sondierungsgespräche bei Kollegen bezeichnete Heinemann als vielversprechend. Sie hätten "das Gefühl vermittelt, dass sich wichtige Großhändler für eine Zertifizierung interessieren". Nach seiner Schätzung kommen dafür "mindestens 50 bis 60 Unternehmen in Frage". Geplant ist, die Großhandels-Zertifizierung noch in diesem Jahr zu verabschieden und in Angriff zu nehmen.

Mit großer Befriedigung wird bei der ETG vermerkt, dass die Qualitätsinitiative offenbar nicht nur beim Handel ankommt, sondern auch in der Industrie Wirkung zeigt. So berichtete Marketingleiter André Quinkler, dass die ersten Ex-Mitglieder positiv auf die qualitätsfördernden Aktivitäten der ETG reagieren und wieder die Annäherung an die Organisation suchen. Es lägen sogar schon Anträge zur Wiederaufnahme vor.
aus BTH Heimtex 02/04 (Marketing)