Pedross investiert in Technik und Gebäude

Digitaldruckkapazität verdoppelt, Produktionsflächen vergrößert

Drei Jahre nach seinem letzten Besuch war ParkettMagazin wieder persönlich vor Ort bei Südtirols großem Leistenhersteller Pedross. In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert. Carmela Amico übernahm vor zwei Jahren die Leitung des Vertriebs, das Werk hat seine Hallenkapazität für künftige Zeiten gerüstet und ein zweiter Digitaldrucker steht in den Startlöchern.

Der Südtiroler Leistenhersteller Pedross ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen mit einer beachtlichen Eigenkapitalquote von über 60 %. Auf dieser soliden Finanzbasis wurde trotz der vergangenen wirtschaftlich schwierigen Jahre die Modernisierung des Unternehmens vorangetrieben. Der Digitaldruckbereich, in dem schon bald eine zweite Anlage folgen soll, ist dafür das sichtbarste Beispiel. In Südtirol werden nicht nur Folien, sondern auch Furniere mit digitalen Druckbildern versehen. Übrigens hat die Beschäftigung mit Furnieren 2011 zu einem weiteren Geschäftsmodell geführt: Die stark expandierende Geschäftseinheit Vicover stellt Kanten und Decks für Türen und Möbel sowie Ummantelungs- und Blattware her. Weitere Aufgaben, die ständig verfolgt werden, sind Optimierung der Arbeitsabläufe und Effizienzsteigerung. Auch hier wurde im laufenden Jahr investiert, vor allem in die Automatisierung. Eine Microtec Golden Eye Anlage zur Erkennung von Holzfehlern samt automatischer Beschickung ist schon seit Jahresbeginn in Betrieb.

Den Außendienst verstärkt


Im ersten Quartal fehlte den Märkten auch aufgrund des strengen Winters jede Dynamik. Die mit Mai eingesetzte erfreuliche Belebung der Nachfrage gibt Pedross Anlass zur Hoffnung, dass die bis Jahresende gesteckten Ziele erreicht werden. Diese Hoffnung gründet nicht zuletzt auf einen erweiterten Außendienst. Vertriebsleiterin Carmela Amico hat seit Amtsantritt 2011 für frischen Wind gesorgt. Gewöhnen musste sie sich allerdings an die vergleichsweise lange Zeit zwischen Kontaktaufnahme und Erstbestellung eines Kunden. Im ständigen Verdrängungswettbewerb dauert es, bis ein Händler sein altes Sortiment verkauft und das Lager für neue Ware geräumt hat. 'Außerdem muss man den Kunden erst einmal vom Produktwechsel überzeugen", sagt Carmela Amico.

Und noch etwas hat das Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit erfahren: 'Man muss sich die Arbeit am Weltmarkt aktiv suchen, ohne Einsatz und Durchhaltevermögen fliegt einem nichts mehr zu." Um alle Märkte bis nach Kasachstan und China gut bearbeiten zu können, wurden Vertriebsmitarbeiter engagiert, die auch 'exotischere" Sprachen beherrschen. Der Plan scheint aufzugehen. Eine Kundenanalyse hat gezeigt, dass Pedross für Zuverlässigkeit und Beständigkeit steht. Carmela Amico: 'Wir sind darauf ausgerichtet, langfristige Partnerschaften einzugehen und die Erwartungshaltung unserer Kunden zu erfüllen." Jubiläen von 25-jährigen Geschäftsbeziehungen seien keine Seltenheit.

Deutschland bleibt Hauptmarkt


Pedross widmet seinem Heimmarkt Italien wieder mehr Aufmerksamkeit, bleibt aber ein weltweit tätiges Unternehmen. Von Südtirol aus werden immer noch 92 % der Erzeugnisse über die Grenzen exportiert. Hauptmarkt ist nach wie vor Deutschland. Dort ist das Tochterunternehmen Bürkle für den Vertrieb zuständig. Diese Arbeitsteilung wird künftig allerdings neu geplant. Vor allem bei umfangreicheren Projekten, lautet die Begründung, müsse Pedross als Muttergesellschaft direkt tätig werden.

Die Schweiz, Österreich und Großbritannien sind Märkte von besonderer Bedeutung, ebenso Russland. Überhaupt sollen östliche Regionen ausgleichen, was an Kaufkraft in Spanien, Portugal und Griechenland verloren gegangen ist. Zusätzliche Hoffnung ruht auf China und Südamerika. Dort hat Pedross überall einen Kundenstamm an Distributeuren. Nicht zu vergessen die Niederlassung in den USA. In Arkansas werden Südtiroler Produkte veredelt und aktuell an rund 600 Handelskunden vertrieben.

Die Vielfalt der Märkte steigert die Komplexität der Produkte. Das fängt bei Profiltypen an, geht über Oberflächen bis hin zu unterschiedlichen Längen. Während Deutschland und Italien beispielsweise eher puristische, geradlinige Sockelleisten bevorzugen, sind in Osteuropa geschwungene, verspieltere Formen gefragt. Für Pedross bedeutet das, variabel produzieren zu müssen. So kann die Leiste vor der Beschichtung mit unlackierter Folie oder rohem Furnier ummantelt werden, ebenso gibt es die Möglichkeit, die Folie oder das Furnier direkt von Rolle zu Rolle zweifach UV-lackiert vorzubereiten.

Ein variables Produkt ist auch die wasserfeste Leiste. Der Digitaldruck bestimmt ihr Erscheinungsbild, und damit lässt sie sich an fast jede Oberfläche anpassen. Dieses individualisierte Verfahren trennt die wasserfeste Leiste von Standardprodukten. Das gilt auch für den robusten Alustar, eine
Leiste, die in Abriebklassen von AC3 bis zu AC5 angeboten wird.

Seriös und ökologisch


Ein Leistenhersteller ist gut beraten, die Entwicklung der Fußbodenbeläge genau zu verfolgen. Pedross beobachtet deswegen intensiv die Entwicklung der so genannten Designbeläge (LVT). Schon jetzt bietet das Unternehmen für diesen elastischen Boden ummantelte Aluprofile und Sockelleisten an. Daneben sucht man nach weiteren Trägermaterialien, die zum Vinyl passen könnten. Allerdings müssen sie ökologischen Ansprüchen genügen. Carmela Amico: 'Nachhaltige und natürliche Ressourcen und Rohstoffe sind für uns von großer Bedeutung - genauso wie die Glaubwürdigkeit als zentrales Pedross-Leitmotiv hervorgehoben wird. Vertrauen und Akzeptanz bei unseren Kunden und Lieferanten müssen erhalten oder erhöht werden. Das fängt z.B. schon bei den Abmessungen an", sagt Carmela Amico. 'Die müssen genau so sein, wie es auf der Verpackung steht."
aus Parkett Magazin 06/13 (Wirtschaft)