Möbel Hardeck, Bochum

Wo auch rote Ware zieht

Das Bochumer Möbelhaus Hardeck bietet eines der größten Teppichsortimente der Region. Anders als im Gesamtmarkt ist hier sogar der klassische Orientteppich aufstrebend. Eine ausgefeilte Präsentation und gut geschultes Personal sind das Konzept.

Es kommt heutzutage nicht mehr häufig vor, dass Möbelhäuser ihre Teppichabteilungen ausbauen. Möbel Hardeck stellt sich gegen den allgemeinen Trend und hat im Zuge seines Expansionskurses auch dem Teppich mehr Raum gewährt. Dazu bedurfte es jedoch vorher einer strukturellen Neuausrichtung. Vor zweieinhalb Jahren kam Arun Gawdi als Einkaufs- und Abteilungsleiter zum Bochumer Traditionshaus und entdeckte sofort Lücken im Sortiment, gerade bei den Orientteppichen. Gawdi baute die Abteilung sukzessive zu einem echten Vollsortiment aus. Heute findet man neben Berberteppichen, Gabbeh, Nepalware, Shaggys, Fellen und Kinderteppichen vor allem auch klassische Orientteppiche. Das Unternehmen wirbt mit einem Angebot von 40.000 qm Teppichfläche. Das breite Angebotsspektrum zahlt sich aus, denn die verschiedenen Sortimentsbereiche profitieren offenbar voneinander.

Während andere Teppichabteilungen sich nach und nach vom klassischen Orientteppich trennen, hat sich bei Hardeck vor allem die rote Ware als Zugpferd erwiesen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieses Segment vor allem im hochwertigen Bereich ausgebaut wurde. Nicht selten wird ein edler Seidenteppich für eine fünfstellige Summe verkauft. Der Einkaufsleiter hat große Pläne: Gerade wird eine eigene 'Schatzkammer" mit orientalischer Ware aufgebaut, in der Liebhaber auch hochpreisige Raritäten finden sollen. Ganz untypisch für die Branche, rangieren die Orientteppiche bei den Erlösen gleich hinter den Shaggys und sind damit sogar erlösstärker als Gabbeh.

Auch in den anderen Segmenten gab es Veränderungen. So wurden vorher getrennte Warengruppen zusammengefasst und Shop-in-Shop-Systeme in das Sortiment integriert: Barbara Becker, Esprit, Astra oder Natur Pur haben nun ihre eigenen Präsentationsflächen. Dabei wurden die Marken ganz bewusst nicht den jeweiligen Produktgruppen in der Abteilung zugeordnet, um sie besser zur Geltung zu bringen. Konzeptionelles Vorbild war hier der Textilhandel. Moderne Schiebeanlagen runden das Bild der Abteilung als eine geschlossene Einheit ab. Alle namhaften Großhändler im Land gehören zu den Lieferanten. Sechs Verkäufer kümmern sich um die Kunden. 'Unser Verkaufspersonal ist besser ausgebildet als anderswo in der Branche", sagt Gawdi. 'Sie gehören zu unseren Erfolgsfaktoren."

Die Teppichabteilung von Hardeck wirbt regelmäßig mit Prospekten in Zeitungen und sichert sich dadurch einen festen Platz in der regionalen Massenpsyche. Denn das Haus hat keineswegs ein Monopol auf eine gut sortierte Teppichabteilung: Starke Konkurrenten sitzen gleich um die Ecke in Witten, Essen, Oberhausen oder Herne. Aber kann das Konzept eines Vollsortimentes langfristig in einem schrumpfenden Gesamtmarkt funktionieren, in dem viele Experten die Rettung in der Spezialisierung sehen? 'Wenn die einzelnen Sortimentsbereiche in der Abteilung deutlich sichtbar sind und für sich stehen, erreichen wir ein großes Kundenspektrum - vom Gelegenheitskäufer bis zum Teppichliebhaber", resümiert Gawdi. 'Dann ist auch heute noch Wachstum möglich."
aus Carpet Magazin 04/13 (Wirtschaft)