Deutscher Handelskongress

Handel fordert Tarifreform mit Mindestlohn


Berlin. Der Präsident des Handelsverband Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, fordert die Gewerkschaft Verdi auf, endlich die Modernisierung der Tarifverträge anzugehen. Der wachsende Online-Handel mache die Reform der Verträge dringend erforderlich. "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Das starke Wachstum im E-Commerce fordert dringend eine Modernisierung des Tarifwerks. Nur so können faire Wettbewerbsbedingungen zwischen allen Handelsformen gesichert werden", sagte der HDE-Präsident beim Deutschen Handelskongress in Berlin .

Die Händler in der City müssten der Konkurrenz im Netz etwas entgegensetzen können. Die veralteten Tarifverträge würden das allerdings erschweren. Das führe in der Folge zu einem Rückgang der Akzeptanz der Tarifverträge und einer sinkenden Tarifbindung. "Die Entwicklung im Internet führt zu einem grundlegenden Wandel des Handels mit Folgen für Lieferanten, Städte und Verkehr, für die komplette Arbeitswelt. Fest steht: Kein Händler kommt mehr am E-Commerce vorbei", erklärte Sanktjohanser.

Mit Blick auf die Vorschläge für einen gesetzlichen Mindestlohn stellte der HDE-Präsident fest: "Ein einheitlicher, gesetzlicher Mindestlohn wird zum Abbau von Arbeitsplätzen führen, weil er regionalen Besonderheiten und unterschiedlichen Branchen nicht gerecht wird." Der HDE setze sich deshalb für einen tariflichen Mindestlohn ein.

Insgesamt sieht der HDE die Umsätze im deutschen Einzelhandel in diesem Jahr stabil. Die HDE-Prognose liegt bei plus 1,2 Prozent für das Gesamtjahr. Sanktjohanser: "Die Branche konnte im laufenden Geschäftsjahr bisher die Erwartungen erfüllen."

In Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie mehr als 700 Entscheidungsträgern aus Handel, Dienstleistung und Politik forderte Sanktjohanser, neuen Regulierungen eine klare Absage zu erteilen. Der Einzelhandel sei auf Rahmenbedingungen angewiesen, die den Konsum fördern und unternehmerische Handlungsspielräume sichern. "Die nächste Bundesregierung muss dringend einen Neuanfang bei der Energiewende anpacken. Das EEG muss grundlegend reformiert werden", so der HDE-Präsident. Die explodierenden Stromkosten würden sonst die Kaufkraft der Privathaushalte dauerhaft schwächen. Außerdem seien die Handelsunternehmen auch direkt von steigenden Energiekosten betroffen.
aus Haustex 12/13 (Wirtschaft)