Deutschland bleibt der Hauptmarkt

Interview mit Dolunay Yerit, Referentin der Österreichischen Möbelindustrie

Frau Yerit, wofür stehen Möbel "Made in Austria"?

Die Möbelherstellung in Österreich hat eine lange Tradition und ist bekannt für ihre handwerkliche Sorgfalt und die hochwertigen Produkte. Hinzu kommen eine schlagkräftige Logistik, gut ausgebildete Mitarbeiter und die dem Mittelstand eigene Flexibilität, mit der Kundenwünsche rasch und zuverlässig umgesetzt werden. Meisterhaftes Handwerk und ein Möbeldesign, das durch künstlerische Strömungen im eigenen Land entstanden ist, hat eine Qualität erwachsen lassen, die in ihrer Güte zu einem weltweit anerkannten Siegel avanciert ist.

Hat sich das Image der Österreichischen Möbelhersteller gewandelt?

Das Qualitätssiegel "Made in Austria" wird heute als kreative und innovative Kraft im In- und Ausland wahrgenommen. Und die Tendenz ist steigend. Dazu tragen sicherlich auch die internationalen Möbelmessen bei, auf denen wir präsent sind. Sie sind eine ideale Plattform, um zu zeigen, wie sich Tradition mit modernen Produktionsmethoden und zeitgemäßem Design verbinden lassen.

Welche Rolle spielt das Handwerk?

Österreich ist für seine traditionelle Handwerkskunst bekannt. Tatsächlich wird in renommierten Tischler-, Schreiner- und Polsterbetrieben jahrhundertealtes Wissen von Generation zu Generation weitergegeben. Entsprechend fundiert bilden die Unternehmen ihren Nachwuchs aus. Parallel dazu nutzen sie aber auch die Vorteile moderner Fertigungsanlagen und investieren kontinuierlich in technische Ausrüstung sowie in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit?

In vielen Sortimenten finden sich auch Produktlinien, die ganz auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit setzen - gelebte "green economy" zeichnet nahezu alle Produktionsbetriebe aus. Denn sie gehören auf diesem Gebiet zu den Impulsgebern der Branche. Kombiniert mit Gespür für den Zeitgeist und für trendige Linienführung entstehen Modelle, die international erfolgreich sind.

Wie sieht die wirtschaftliche Lage der österreichischen Möbelindustrie aus?

Trotz der seit Jahren währenden Krise steht unsere Branche noch immer recht gut da: Die überwiegend mittelständischen Betriebe haben im Jahr 2012 Möbel im Wert von 1,94 Mrd. Euro produziert, ein Plus von 4,4 % im Vergleich zum Vorjahr bei einem Exportanteil von rund 44 Prozent. Deutschland bleibt der Hauptmarkt Nummer eins, trotz rückgängiger Exporte im ersten Halbjahr 2013 (-12,3%, rund 173 Mio. EUR). Das hervorragende internationale Image hilft dabei, von der voraussichtlichen Belebung des europäischen Markts zu profitieren und es weiter zu verbessern. Deshalb machen wir uns derzeit auch für einen verbindlichen Herkunftsnachweis stark. Im Zuge der geplanten EU-Neuregelungen für mehr Produktsicherheit bietet sich die Chance, durch die Angabe des Ursprungslands mehr Transparenz für Verbraucher zu schaffen. "Made in Austria" steht unter anderem auch für führende Umwelt- und Sozialstandards.

Möbelindustrie Österreich
Die Österreichische Möbelindustrie ist eine Berufsgruppe des Fachverbandes der Holzindustrie und somit eine Teilorganisation der Wirtschaftskammer Österreich. Zu ihr zählen 47 Betriebe mit rund 6.700 Mitarbeitern. Die überwiegende Anzahl dieser Unternehmen sind mittelständische Betriebe, die sich in privater Hand befinden. www.moebel.at
aus Haustex 12/13 (Wirtschaft)