Hohenstein Institute

Kopfkissen künftig ohne Knistern


Bönnigheim. In Krankenhäusern, Hotels oder Pflegeheimen gelten besondere Anforderungen an die Hygiene. So genannte Encasings, also Schützbezüge für Kissen, Bettdecken oder Matratzen, sind sinnvoll, aber unbeliebt, da sie häufig lautes Knistern oder übermäßiges Schwitzen verursachen. Die Hohenstein Institute haben jetzt eine Lösung des Problems entwickelt.

Encasings sind hauptsächlich als Milbenschutzbezüge von Matratzen, Kopfkissen und Bettdecken für Allergiker bekannt. Die partikeldichten Zwischenbezüge sind darüber hinaus jedoch überall dort eine wichtige Hygienemaßnahme, wo ein häufiger Bettenwechsel stattfindet: In Krankenhäusern und Pflegeheimen, aber auch in Hotels, wäre der verstärkte Einsatz von speziellen Kopfkissen-Encasings sinnvoll.

Diese sind keimdicht beschaffen und werden wie die darüber liegenden Kissenbezüge bei jeder Neu-Belegung getauscht und hygienisch aufbereitet. Dadurch wird sichergestellt, dass vom Kopfkissen keine Keime von einem Gast oder Bewohner auf einen anderen übertragen werden.

Bislang hatten die am Markt befindlichen Encasings wegen der enthaltenen beschichteten Membrane allerdings auch entscheidende Nachteile: der Schlafkomfort hielt sich aufgrund von störenden Knistergeräuschen und dem verzögerten Luftauslass beim Umlagern in Grenzen. Wissenschaftler der Hohenstein Institute in Bönnigheim haben nun im Rahmen eines Forschungsprojektes neuartige Kopfkissen-Encasings entwickelt.

Durch den Einsatz keimdichter Gewirke mit speziellem Membranmaterial weisen diese zum einen eine deutliche Geräuschdämpfung auf. Zum anderen sind sie atmungsaktiver als bisherige Produkte: Sie nehmen den Schweiß des Schläfers nach Angaben der Institute effektiver auf und leiten ihn vom Kopf beziehungsweise Körper weg.

Beschwerden über den "Airbag-Effekt"

Das Team von Dr. Jan Beringer analysierte dazu vorweg alle Kritikpunkte bisheriger Kopfkissen-Encasings und konstruierte in der Folge ein neuartiges, ganzheitlich optimiertes Produkt. Der Textilforscher ist sicher, dass die neuen Kopfkissen-Encasings auf eine breite Akzeptanz stoßen werden. "Bislang wurden Kopfkissen-Encasings in den entsprechenden Einrichtungen trotz ihrer eindeutigen Vorteile in punkto Hygienesicherheit eher zurückhaltend eingesetzt. Die Abwägung der Kosten-Nutzen-Effekte führte oftmals zum Verzicht auf herkömmliche Kopfkissen-Encasings", so Dr. Beringer.

Die sei nicht verwunderlich: So gab es Beschwerden über laute Knistergeräusche, den so genannten "Airbag-Effekt", der durch den verzögerten Luftauslass entsteht, sowie allgemein beeinträchtigten Schlafkomfort wie beispielsweise übermäßiges Schwitzen.

Besonderes Augenmerk richteten die Wissenschaftler auf die Reduzierung der lauten Knistergeräusche, die beim Umlagern direkt am Ohr entstehen und den Schlaf und damit auch die Erholung oder Genesung stark einschränken. Eine erhebliche Reduzierung der Geräuschentwicklung konnte durch die optimierte Abstimmung der verwendeten Gewirke auf den Einsatzzweck hin erzielt werden. Das grundlegende Konstruktionsprinzip besteht dabei in der Wahl eines möglichst feinen Flächengebildes. Im Rahmen des Projekts kamen Gewirke als Flächengebilde zum Einsatz.

Schutzbarriere gegen Keime

Die Anordnung der Membran unter dem Gewirke stellte die textiltechnologische Lösung für die ebenfalls verlangte Hygienesicherheit dar. Die Kombination der optimierten Gewirke mit speziell dafür ausgewählten Membranen als Schutzbarriere gegen Keime sorgte dafür, dass es nicht mehr zu störenden Knistergeräuschen beim Umlagern kommt.

In einem weiteren Schritt wurde die Kombination Gewirke/Membransystem hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den thermophysiologischen Komfort (Wärmeisolation, Wasserdampfdurchlässigkeit) und hautsensorischen Komfort (Weichheit, Anschmiegsamkeit) optimiert.

Abschließend fand eine Überprüfung der Beständigkeit der ermittelten Textilkonstruktion unter Einsatz gewerblicher Aufbereitungsbedingungen statt. Zur Leasingtauglichkeit der neuentwickelten Kopfkissen-Encasings gehört es, dass durch die Bedingungen bei der gewerblichen Wiederaufbereitung keinerlei Verlust der Encasing-Eigenschaften entsteht.

In Pflegeheimen können durch Kopfkissen-Encasings vor allem in der Kurzzeit- beziehungsweise Verhinderungspflege die hygienischen Bedingungen beim Bewohnerwechsel effektiv verbessert werden. Hotelgäste können dank Encasings ohne Hygienebedenken in ihr Hotelbett steigen. Für Dr. Beringer und sein Team hat sich der Einsatz gelohnt: "Dieses in allen Belangen optimierte Kopfkissen-Encasing ist unser Beitrag für mehr Komfort und Hygiene in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und auch Hotels. Auch können die Verantwortlichen auf diese Weise viel zu einem guten Schlaf und somit Erholung beziehungsweise Genesung ihrer Patienten oder Gäste beitragen.
aus Haustex 03/14 (Wirtschaft)