Interview mit Jens und Beate Hesse

"Wir wollen im Parkettbereich weiter wachsen"


Im Rahmen der Innovationstage sprach das ParkettMagazin mit den Hesse-Geschäftsführern Jens und Beate Hesse über die neue Ausrichtung im Parkettsegment, wie sie die Verarbeiter erreichen wollen und ob Lacke bereits ohne belastbare Stoffe auskommen können.

ParkettMagazin: Was bedeutet Innovation für Sie?

Beate Hesse: Für mich heißt das, große und langfristige Strömungen zu erfassen, um daraus neue Geschäftsansätze zu entwickeln. Innovationen haben in der Regel nichts mit modischen Trends zu tun. Die kommen und gehen und sind deshalb nicht so bedeutend. Innovationen müssen zu einem nachhaltigeren Geschäft führen. Wir sind uns bewusst, dass wir eine Verantwortung für die folgenden Generationen haben. Insofern halten wir es für unsere Pflicht, die im Betrieb eingesetzten Rohstoffe so zu wählen, dass die Ressourcen geschont werden und die Umwelt erhalten bleibt.

PM: Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?

Jens Hesse: Nehmen wir die Linie Proterra. Die Lacke- und Beizenprodukte dieser Reihe werden ausschließlich aus regenerativen Rohstoffen hergestellt und sind ein wichtiger Bestandteil unseres Produktprogramms. Oder die neuen Lösungen für die UV-Trocknung. Sie basieren zu einem überwiegenden Teil ebenfalls auf nachwachsenden Rohstoffen.

PM: Bleiben wir beim Punkt Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielen Lösemittel in Ihren Produkten?

Jens Hesse: Im Bereich der Parkettlackierung ist das Thema fast nicht mehr existent. Es gibt natürlich noch den lösemittelhaltigen PU-Lack, den wir selbst als Abrundung im Sortiment führen. Ansonsten geht die Tendenz klar zur Lösemittelfreiheit. Wobei es auch eine Definitionsfrage ist, ob ein Inhaltsstoff das entsprechende Kriterium erfüllt oder eben nicht. Unser neuer 2K-Lack Pura-Natura kommt zu 97 % ohne Lösemittel aus.

PM: Pura-Natura ist ein Produkt ihres Parkettprogramms. Der dazugehörige Katalog umfasst 76 Seiten. Es scheint, als wollten Sie den Geschäftsbereich weiter ankurbeln.

Jens Hesse: In der Tat ist es für uns ein wachsender Markt. Aktuell bewegt sich der Anteil im einstelligen Prozentbereich. Wir haben da noch ein Stück weit vor uns, gerade was den Vertrieb angeht. Von der Produktseite her sind wir bereits gut aufgestellt. Nehmen wir nur das Thema farbiges Parkett, also das handwerkliche Beizen. Der Anwender hat hierbei große Bedenken, ob letztendlich der Farbton in der Mitte derselbe ist wie im Außenbereich. Wir können sagen: Das funktioniert! Wir verkaufen von der Spezialbeize bereits seit drei Jahren sehr gut in Belgien, zugleich unser stärkster Parkettmarkt. Wir müssen jetzt trotzdem nachlegen.

PM: Mit Herkulite haben Sie eine weitere Neuheit für den Parkettleger auf den Markt gebracht. Was ist dabei das Besondere?

Jens Hesse: Mit dem UV-härtenden Parkettsiegellack in Verbindung mit der mobilen Hardware von Decorad ist uns eine Innovation gelungen. Das System bietet mit seiner Geschwindigkeit, gerade für die im Objektbereich tätigen Handwerker, enorme Rationalisierungspotenziale.

PM: Fehlen nur noch die LED-Strahler. Wie weit ist die Entwicklung?

Jens Hesse: Das ist der nächste logische Schritt. Wir müssen noch ein, zwei Hürden nehmen. Aber vom Gefühl her würde ich sagen, dass es in naher Zukunft mit der LED-Technik möglich ist. Besucher der Innovationstage konnten auf der neu installierten LED-UV Anlage aus dem Hause Venjakob diese Technik bereits in Augenschein nehmen.

PM: Innovationstage finden nicht jeden Tag statt. Wie erreichen Sie die Handwerker sonst?

Beate Hesse: Über unsere Handelspartner. Wir haben allein in Deutschland 70, die unsere Produkte vor Ort anbieten. Die Kunden erreichen wir natürlich auch über unsere Servicetechniker.

PM: Der Vertrieb wurde vor zwei Jahren neu strukturiert. Hat sich das bewährt?

Beate Hesse: Auf jeden Fall. Die Vertriebseinheiten Nord, Mitte und Süd können eigenverantwortlich entscheiden, ohne Zwischenebene. Durch die flachen Strukturen sind wir flexibler und schneller.

PM: Wie ist die Resonanz auf die neuen hauseigenen Schulungen von Parkettlegern?

Beate Hesse: Wir haben vor einem Jahr am Firmensitz in spezielle Verarbeitungsräume investiert. Hier können nun Profis das in der Theorie Erlernte gleich in die Praxis umsetzen. Wir streben sehr konzentrierte Veranstaltungen mit maximal zehn Teilnehmern an. Die Schulung wird dadurch viel intensiver, weil wir die Teilnehmer so direkt mit einbinden können.
aus Parkett Magazin 03/14 (Wirtschaft)