Betten Reinhard

Traditionsgeschäft an neuem Standort


Hamm. Bei Betten Reinhard, einem Filialunternehmen der Baretti-Gruppe, standen grundlegende Renovierungsarbeiten an. Im Zuge der Planungen stellte sich die grundsätzliche Frage, ob ein Geschäft über drei Etagen noch zeitgemäß ist. Als sich die Möglichkeit eröffnete, in fußläufiger Entfernung ein ebenerdiges Ladenlokal anzumieten, entschied man sich bei Betten Reinhard für den Umzug. Eine offenbar in jeder Hinsicht gute Entscheidung.

Betten Reinhard existiert seit mehr als 100 Jahren in Hamm und seit 1974 gehört das Bettenfachgeschäft zur Baretti-Gruppe. Es war Rüdiger Barettis erste Übernahme, nachdem er 1968 in das elterliche Unternehmen Betten Beckord in Gütersloh eingestiegen war. In der Weststraße fanden die Konsumenten ein Geschäft mit dem Sortiment eines typischen Bettengeschäftes, aber auch Tisch- und Nachtwäsche. Mit einer Verkaufsfläche von rund 650 Quadratmetern hatte der Laden auch eine anständige Größe, allerdings verteilte sich die Fläche auf drei Etagen, in deren Mitte sich außerdem eine Treppenanlage befand. Nicht nur, dass die Verkaufsebenen dadurch eher unübersichtlich waren. Jeder Händler weiß auch, wie zögerlich der Kunde Etagen annimmt, die er per Treppe erklimmen muss.

Und dann stand eine grundlegende Modernisierung des Geschäftes an, die man gleichzeitig dazu nutzen wollte, den Sortimentsschwerpunkt mehr auf Matratzen und Schlafsysteme zu legen. "Bei den räumlichen Gegebenheiten wäre das aber schlicht nicht möglich gewesen", erinnert sich Michael Reinsch, bei der Baretti-Gruppe verantwortlich für sämtliche Filialgeschäfte. "Ein modernes Bettenfachgeschäft, so wie wir uns das vorstellen, hätten wir dort nicht hinbekommen." Es traf sich deshalb gut, dass ein anderes Ladenlokal frei wurde, nur wenige 100 Meter vom alten Geschäft entfernt. Es brachte eigentlich alles mit, was Reinsch und Filialeiterin Brigitte Frigge sich wünschten. Ein ebenerdiges Geschäft in Ecklage mit einer großzügigen Schaufensterfront. Ein Parkhaus und weitere Parkplätze direkt vor der Haustür. Und besonders interessant: Sämtliche städtischen Busse fahren an dem Geschäft vorbei, sodass den Fahrgästen dank der großen Glasfront über kurz oder lang das neue Geschäft auffallen sollte. Einziges Manko, wenn man so will: Die Verkaufsfläche ist mit 400 Quadratmetern doch ein Stück kleiner als das alte Geschäft.

Doch das hinderte die Entscheidungsträger nicht, diese Chance zu nutzen, zumal die Mietkonditionen pro Quadratmeter erheblich günstiger sind als in der Weststraße. Der Umzug veranlasste Filialeiterin Frigge, das Nachtwäsche-Sortiment aufzugeben. Schließlich musste der kleineren Verkaufsfläche irgendwie Rechnung getragen werden. Das Tischwäsche-Angebot blieb allerdings erhalten. "Reinhard war traditionell immer schon ein Tischwäsche-Anbieter", so Frigge. Außerdem sei es ein Produkt, das heutzutage, wo Tische häufig keine genormten Maße mehr hätten, doch fachkundiger Beratung bedürfe. Auch die Federn- und Daunenreinigung hat Frigge mit in das neue Geschäft geholt. Ein wichtiger Kundendienst, deutlich sichtbar im Ladenlokal positioniert.

Besonders augenfällig ist allerdings die neue Matratzen-Abteilung links hinter dem Eingang. Dort führt das Unternehmen ein kompaktes Sortiment an Matratzen und Unterfederungen, endlich auch mit schön dekorierten Polster- und Boxspring-Betten, für die vorher gar kein Platz war. Nicht wenige Stammkunden registrierten dieses Sortiment nach dem Umzug mit dem überraschten Ausruf: "Ach, ihr habt ja auch Matratzen!" Dass Betten Reinhard sie schon im alten Geschäft führte, wenn auch im Obergeschoss, war vielen gar nicht aufgefallen.

Überraschender Effekt des neuen, ebenerdigen Ladenlokals: Es wirkt trotz seiner etwas geringeren Verkaufsfläche größer als das alte Geschäft. Das wird unter anderem dadurch erreicht, dass die Warenträger im Innenraum eine maximale Höhe von lediglich 1,50 Meter haben. Dadurch kann der Kunde schon beim Eintreten das gesamte Geschäft mit einem Blick übersehen und die Sortimentsbereiche erkennen. Darüber hinaus wirkt der Laden hell und modern. Neben der weißen Möblierung trägt dazu die moderne Beleuchtung bei. Sie besteht keineswegs aus den derzeit angesagten LED-Leuchten, sondern aus Strahlern mit Energie sparenden 30-Watt-Birnen, wie Reinsch hervorhebt. Sie würden, so Reinsch, ein wesentlich angenehmeres Licht geben und die Stromkosten dennoch deutlich senken.

Als sehr angenehm empfindet Filialleiterin Frigge auch den dunklen Boden. Man hat sich aus hygienischen Gründen dazu entschlossen, auf Teppich-Auslegeware zu verzichten und sich statt dessen für einen Design-Bodenbelag von Projekt Floors entschieden. Die Oberfläche ist strukturiert, wirkt dadurch verblüffend echt und hat obendrein ein im Vergleich zu Laminat wesentlich angenehmeres Laufgefühl.

Insgesamt ist es dem Geschäft gelungen, seine unterschiedlichen Sortimentsbereiche harmonisch miteinander zu kombinieren. Dabei hat man auch auf ausreichend breite Gänge gelegt. Der Kunde kann, wenn er möchte, ungezwungen durch den Laden schlendern und sich über das Angebot informieren. Wer sofort Beratung wünscht, kann direkt zum Kassenbereich mit Kaffeebar gehen, ausgestattet mit dem TV-Modul des ABK-Future-Shop-Projektes.

Nicht nur, dass die Matratzen-Abteilung jetzt viel besser zur Geltung kommt. "Wir erreichen mit dem Geschäft heute auch ganz neue Kundenschichten", erzählt Brigitte Frigge. Und sowohl Stamm- wie Neukunden zeigten sich von dem neuen Ladenlokal begeistert. "Bezeichnend ist der Kommentar einer Kundin, die mir sagte, dass man sich praktisch genötigt sehe, dieses Geschäft zu betreten", so Frigge.

Das Einzugsgebiet von Betten Reinhard umfasst Hamm und den näheren Umkreis. In der Stadt befindet sich neben den üblichen Discountern noch ein weiteres Fachgeschäft. Natürlich strahlen auch die Möbelhäuser der Region auf die Stadt ab und ziehen einiges an Kaufkraft ab. "Hamm ist leider keine typische Einkaufsstadt, dient überwiegend der Nahversorgung", stellt Reinsch fest. "Aber zu schicken Fachgeschäften kommt der Kunde trotzdem gerne", relativiert Frigge mit Blick auf das eigene Haus.

Diese Attraktivität wirkt sich auch positiv auf die harten Zahlen des Geschäftes aus. Zwar liege der Gesamtumsatz leicht unter dem des früheren Ladens, so Reinsch, was angesichts der reduzierten Verkaufsfläche auch nicht verwundert. Aber die Quadratmeter-Produktivität konnte deutlich verbessert werden, sodass auch unter dem Strich mehr übrig bleibt.
aus Haustex 07/14 (Wirtschaft)