Rippon Boswells große Frühjahrsauktion

Träume in patiniertem Rot


Detlef Maltzahn zeigte sich "nicht unzufrieden" bei 54 Prozent verkaufter Stücke (131 von 243) mit der Frühjahrsauktion seines Hauses. Der Erlös lag bei Redaktionsschluss bei etwa 815.000 EUR einschließlich der 22 Prozent Aufgeld. Die Nachverkäufe bleiben noch abzuwarten, ebenso kann sich das Ergebnis durch die "unter Vorbehalt" zugeschlagenen Lots erhöhen.

Die Stärke dieser Auktion waren die zentralasiatischen Stücke. Fünf turkmenische Knüpfarbeiten stachen heraus. Das Bochara Saf-Fragment (Lot 96) von der Katalogrückseite war ein Augenschmaus und hat sicher nicht nur Turkmenenfreunde zum Träumen gebracht. Telefonbieter stritten mit Saalbietern, bis es einem Händler im Handstreich gelang, sich das Stück für 100.000 EUR zu sichern.

Es gibt die unterschiedlichsten Gründe dafür, sein Herz an die Turkmenen zu verlieren. Ein ganz kleiner, aber gehaltvoller, könnte ein Bailey Tekke Khalyk (Lot 127) sein. Der publizierte Brautkorb-Behang mit Rollblättern auf weißem Grund gehört einer Gruppe an, von der es nur etwa 70 bekannte Exemplare gibt. Auf 10.000 EUR geschätzt, wechselte er für 25.000 EUR den Besitzer. Ebenfalls aus der Sammlung von George Bailey stammte das weitere Highlight, der Tierbaum Asmalyk mit Lotnummer 140. Er ist einer der zwölf bekannten Tekke-geknüpften Asmalyks dieses Typs. Besonders schön an dem sehr gut erhaltenen Stück mit original Abschlüssen ist die seitlich und unten angenähte, breite Zusatzbordüre in Djidjim-Webtechnik im Originalzustand. Für 60.000 EUR (geschätzt auf 40.000 EUR) ziert er nun eine andere Sammlung.

Um 1800 oder früher geknüpft, weist der Karadaschli Hauptteppich (Lot 179) nur 11 x 3 Primärgüls auf. Das archaische flache Oktogon des Primärgüls gilt heute als Stammesgül der Karadaschli. Spektakulär ist jedoch das Tauk-Nuska inspirierte Sekundärgül. Bei 60.000 EUR fiel der Hammer (Schätzpreis 35.000 EUR).

Lebhaft wurde es im Saal ebenfalls bei den Taschen. Zahlreiche kaukasische und persische Behältnisse forderten die Begehrlichkeiten der Sammler heraus, von der hübschen Scherentasche der Schahsawan aus dem Moghan-Gebiet (Lot 3), für 1.950 EUR zugeschlagen, bis zur zentralkurdischen Taschenfront. Lot 90, eine Vorderseite in schimmernder Wolle, die einmal zu einem Khordjin gehört hatte, musste von einem Sammler richtiggehend erkämpft werden, der sich erst bei 3.500 EUR Hammerpreis zurücklehnen konnte.

Bei den Kaukasen erzielte ein grafisch exakt gezeichneter Drachen-Verneh (Lot 98) mit 13.000 EUR den höchsten Zuschlag. Der recht fein gearbeitete zweibahnige Sumakh mit schönen Farben und originalen Abschlüssen übertraf damit die Knüpfteppiche dieser Region, die allesamt unter 10.000 EUR (ohne Aufgeld) weggingen.

Die feinen persischen Teppiche, auf dem internationalen Parkett ein Verkaufsgarant, blieben hinter den Erwartungen zurück. Ein graphisch eindrucksvoller Serapi aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Lot 181) erlöste bei Hammer 10.000 EUR weniger als seinen Schätzpreis von 12.000 EUR.•
aus Carpet Magazin 03/14 (Wirtschaft)