Auktion antike Sammlerteppiche

Henry’s positioniert sich


Henry’s Auktionshaus AG in Mutterstadt rückt immer mehr in den Fokus der Teppichliebhaber. Bislang war es eher angesehen als Geheimtipp oder als Quelle semiantiker Ware für den klassischen Teppichhandel. Die Spezialauktion für antike Sammlerteppiche im Juni war ein voller Erfolg. Mit dem Highlight vom Katalogtitel, einem rotgrundigen Drei-Medaillon-Yarkant (Lot 05 07057) mit prächtiger gelber Reziprokbordüre, erzielte Henry’s seinen absoluten Rekord: Er wurde für 50.000 EUR zugeschlagen. Insgesamt wurden 90 Prozent der Lots verkauft.

Der glänzende Stern der Auktion (Lot 05 07057), ein als Yarkant um 1800 beschriebener wunderbarer ostturkestanischer Teppich mit hellrotem Fond, wurde einem Telefonbieter für 50.000 EUR zugeschlagen. Er kann allen Vergleichen mit berühmten Brüdern, wie etwa dem von Hans Bidder, "Teppiche aus Ost Turkestan" (1964), Tafel V, gut Stand halten. Das Stück befand sich laut Katalog seit 1920 in Privatbesitz und war unveröffentlicht.

Wie bei fast allen größeren Auktionshäusern performten die dekorativen Seidenteppiche gut. Das Zugpferd war in diesem Segment ein türkischer Seiden-Hereke (Lot 05 7035) um 1940, circa 286 x 191 cm, der als zweitbestes Ergebnis mit 16.000 EUR an einen Saalbieter ging.

Auch die Kaukasen verkauften sich recht ordentlich. Ein Lori-Pampak Kasak (Lot 05 7055) mit klassischer Kreuzblüte, Mitte 19. Jhd., Wolle geknüpft auf Wolle, circa 211 x 172 cm, mit einem Limit von 4.000 EUR wechselte für 7.000 EUR seinen Besitzer.

Aus dem Konvolut Gabbehs ragte ein doppelseitig geknüpfter Luri aus der Fars-Region (Lot 05 07074) heraus. Mit seinem expressiven Zick-Zack-Muster konnte er bei einem Zuschlag von 5.500 EUR knapp das Limit von 5.000 EUR toppen.

Natürlich gab es viel klassische Händlerware und die richtigen, großen Formate. Ein Serapi (Lot 50 7185) mit ein paar farblichen Schwächen und ein Drachen-Ningxia (Lot 05 7033), beschrieben als Ende 19. Jahrhundert, 403 x 367 cm, machten, seien hier genannt. Beim letzteren flogen fünf Drachen schwerelos auf beeindruckend blauem bordürelosen Fond: eine Optik, die einem Telefonbieter 14.000 EUR wert war.

Als Exot fiel ein marokkanischer Knüpfteppich (Lot 05 07141) um 1850 auf, der sich wie bei einer Auktion in einem anderen Haus, zuerst sperrte. Zwar an den Seiten reduziert, aber für ein Stück dieser Provenienz außerordentlich alt, wies er eine sehr schöne Farbpalette auf. Da das Grundgewebe farbig war, schimmerte es durch den zum Teil sehr dünnen Flor: eine Qualität und weniger ein Mangel. Er wurde schließlich für 3.300 EUR an einen Telefonbieter verkauft, der um die Musealität wusste.

Die zahlreichen Taschen wurden in lebhaften Bietergefechten im Saal für günstiges Geld zugeschlagen, woran man sieht, dass Henry’s durchaus den "kleinen" Sammler glücklich machen kann.

Selten sieht man gute Tibeter auf Auktionen, die nicht falsch gewaschen oder zu jung sind. Zwei, wenn auch nicht uralte Stücke stachen ins Auge: echte Trouvaillen. Für ihre Gruppe von herausragender Wollqualität und gelungener Zeichnung. Der "Sattelteppich" wurde für 1.100 EUR im Saal zugeschlagen, der kleine grüngrundige Lotusteppich für 950 EUR.
aus Carpet Magazin 03/14 (Wirtschaft)