3 Fragen an Bodenerfinder Karl-Heinz Scholz

"Bodenbeläge 2020 sind modular, werden schwimmend verlegt und häufiger ausgetauscht"


"Der Bodenbelag der Zukunft wird trocken und schwimmend verlegt und hat eine Stärke von 12,5 mm. Nicht mehr und nicht weniger." Diese Aussage von Bodenerfinder Karl-Heinz Scholz klingt provokant und arrogant, will sie doch einen Maßstab setzen für ein Produkt, das heute mit 2 bis 30 mm Materialstärke und unterschiedlichen Konstruktionen eine große Anwendungsbreite in Neubau und Renovierung abdeckt.

FussbodenTechnik: Wie müssen Bodenbeläge im Jahr 2020 aussehen?

Karl-Heinz Scholz: Der Bodenbelag der Zukunft muss zunehmend "mobil" werden und damit leicht und schnell austauschbar im Gegensatz zu seinen "immobilen" Vorgängern, die, wegen der ausbaubedingten Beschädigungen am Untergrund, häufig nur mit großem Zeitaufwand, Lärm, Schmutz und erheblichen Kosten zu renovieren sind.

Um die Forderung nach Mobilität von Bodenbelägen umzusetzen, müssen zwei wichtige Voraussetzungen erfüllt werden: Erstens muss die Oberfläche des Unterbodens - egal, ob Nass-Estrich, Trocken-Estrich, Gussasphalt oder Systemboden - den erhöhten Anforderungen der DIN 18202 (Oberflächen-Ebenheit von +/- 1mm/m) entsprechen. Erreicht werden kann diese Bedingung durch eine geeignete Nivellier-Spachtelmasse.

Zweitens müssen alle Bodenbeläge, ob Teppichboden, elastische Beläge, Parkett, Laminat, Kork, Fliesen oder Naturstein, in einer Materialstärke von 12,5 mm und in modularer Form zur trockenen und schwimmenden Verlegung verfügbar sein. So kann moderne Fußbodentechnik dazu beitragen, bei mindestens gleichwertiger Ausführung Verlegezeiten zu halbieren und den Raumschall erheblich zu verbessern.

FT: Wie beurteilen Sie die Zukunft von LVT?

Scholz: Auch wenn die gesamte Bodenbelagswelt derzeit wie hypnotisiert die LVT-Welle reitet: Es gibt Innovationen neben LVT und es gibt sicher auch eine Zeit nach LVT. Die innovativen Köpfe der Boden-Branche haben hochwertige und einfach zu verlegende Nivelliermassen für alle Untergründe entwickelt, mit denen perfekte Oberflächen für die Aufnahme aller Arten von schwimmend und lose verlegten Bodenbelägen geschaffen werden können.

FT: Müssen die Hersteller von Verlegewerkstoffen umdenken?

Scholz: Die Hersteller von Verlegewerkstoffen, vor allem von Klebern, mögen diese Entwicklung natürlich auf keinen Fall unterstützen - auf den ersten Blick. Aber die für diesen oben beschriebenen Paradigmenwechsel erforderlichen Materialien, insbesondere hochwertige Spachtel- und Nivelliermassen, sind auf den zweiten Blick mindestens genauso profitabel wie die unter massivem Preisdruck stehenden Klebstoffe. Und deshalb arbeiten die Innovationsführer der Branche längst an Lösungen, die einen Belagswechsel ohne Beschädigung des Untergrundes, ohne Schmutz und Lärm ermöglichen.

Es wird auch in Zukunft immer noch Bereiche geben, in denen eine vollflächige Klebung der Bodenbeläge aus anwendungstechnischer Sicht unbedingt erforderlich ist. Betrachtet man allerdings die Gesamtmenge der Bodenbeläge in Deutschland von aktuell etwa. 330 Mio. m2, so kann man sicher davon ausgehen, dass schon bald fast die Hälfte davon lose und schwimmend verlegt wird - mit zunehmender Tendenz.
aus FussbodenTechnik 06/14 (Wirtschaft)