Outlast Europe, Heidenheim

"Wir sorgen für ein angenehmes Körperklima


Die Haustextilien-Branche ist stets auf der Suche nach Möglichkeiten, die Endverbraucher mit Produkten zu überzeugen, die das Wohnen und Schlafen so angenehmen wie möglich machen. Denn neben einer attraktiven Optik können auch -funk-tionelle Vorteile ein wichtiges Verkaufsargument bilden. Outlast ist in dieser Hinsicht mit seiner Temperatur aus-gleichenden PCM-Technologie ziemlich weit vorn. Haustex besuchte Outlast Europe in Heidenheim und sprach mit -Martin Bentz, Geschäftsführer der Heidenheimer Zentrale und Barbara Fendt, Marketingleiterin des Unternehmens, über die -Besonderheiten der Outlast-Technologie, die Marktstellung des Unternehmens und seiner Marke sowie über neue Produkte.

Haustex: Das Outlast-Logo gemeinsam mit dem Astronauten hat sich inzwischen wahrscheinlich bei den meisten in der Branche eingeprägt. Was hat Outlast mit der Raumfahrt zu tun?

Martin Bentz: Die eigentliche Technologie der Phase-Change Materialien oder auch kurz PCM hat tatsächlich die NASA Ende der 80er Jahre entwickelt, um ihre Astronauten und das Spaceshuttle vor großen Temperaturschwankungen zu schützen. Im All gibt es Temperaturunterschiede von mehreren hundert Grad, je nachdem ob von der Sonne beschienen oder im Schatten liegend. Später sind auch die Airforce-Piloten in den Genuss des Materials gekommen. Auch dort haben sich PCM-Anwendungen bewährt. Schließlich haben dann zwei Herren namens Ed Payne und Bernard Perry die Technologie-Rechte 1990 von der NASA übernommen und Outlast gegründet. Ihr Ziel: die Technologie für den Alltag der Endverbraucher weiter zu entwickeln.

Haustex: Was bedeutet der Name Outlast?

Barbara Fendt: Das ist ein reiner Fantasiename, von einer Agentur entwickelt. Er soll wohl Assoziationen zum Outdoor-Bereich und zu Widerstandsfähigkeit und Ausdauer suggerieren.

Bentz: Nach einer ausgiebigen Phase der Produktentwicklung kamen spät in den 90er Jahren die ersten marktreifen Produkte für den Outdoor-Sektor in den Handel. Die beiden Unternehmer hatten sich gedacht, dass diese Branche Technologie-affin und Neuentwicklungen gegenüber besonders aufgeschlossen ist.

Haustex: Seit wann gibt es Outlast in Europa?

Bentz: Kurz vor der Jahrtausendwende fiel der Blick von Outlast auch nach Europa, und man suchte nach Produzenten, die gleichzeitig über ein gutes europäisches Vertriebsnetz verfügen. Dadurch kam man schließlich zur Firma Ploucquet, damals mit Sitz hier in Heidenheim und ein Unternehmen für technische Textilien. Das passte ziemlich gut, und recht schnell hat Ploucquet einen Lizenzvertrag über Produktion und Vertrieb von Outlast-Produkten in Europa abgeschlossen. Die meisten Mitarbeiter hier in Heidenheim stammen somit ursprünglich von Ploucquet.

Die große Linie, wie Lizenzierung und Konzeption der Marktstrategie kam weiterhin aus den USA. Man merkte dann aber relativ schnell, dass für ein nachhaltiges Wachstum eine auf Europa basierte Einheit mit den Kenntnissen vom europäischen Markt, mit mehr Befugnissen im Marketing vorteilhafter wäre und gründete 2002 hier in Heidenheim ein Joint-Venture zwischen Outlast USA und Ploucquet: die Outlast Europe als deutsche GmbH.

Seitdem entwickeln wir hier unsere Produkte, haben hauptsächlich hier in Deutschland unsere Produktionskette, die Lizenzierung der Produkte, die gesamte Markenkommunikation für den europäischen Markt. 2007 wurde dieses Joint-Venture wieder aufgelöst und die Ploucquet-Anteile durch Outlast Technologies übernommen. 2012 wurde dann Outlast in einem weiteren Schritt an die Familie Coors in den USA verkauft, die durch das gleichnamige Bier zu Wohlstand gekommen ist. Heute gehören ihnen über eine eigene Beteiligungsgesellschaft neben Outlast einige weitere Unternehmen.

Die Familie Coors hat Outlast übernommen, um es weiter zu entwickeln. Wir sind sehr glücklich über diese Entwicklung, denn die Philosophie der Familie ist es, Unternehmen langfristig zu halten und zu entwickeln. Sie haben kein Interesse daran, ein Unternehmen schon nach drei oder fünf Jahren wieder weiter zu veräußern um Cash damit zu machen. Coors verkauft seine Firmen nicht. Sie behalten, entwickeln und verfolgen ein langfristiges Ziel. Davon profitieren wir heute schon.

Haustex: Wie ist Outlast weltweit aufgestellt?

Bentz: In diesem Punkt hat sich vor einigen Monaten Entscheidendes geändert. Bis dahin gab es die Firma Outlast Technologies LLC in den USA für den gesamten amerikanischen Markt, außerdem Outlast Europe und Outlast Asia. Jeder Standort hat mehr oder minder seinen Markt bearbeitet. Jedes Unternehmen hatte seine eigene Entwicklungsabteilung, Marketingabteilung, seinen eigenen Patentanwalt, kurz: Zahlreiche Strukturen hatten wir in der Gruppe doppelt oder dreifach. Ende 2013 hat die neue Inhaber-Familie Coors erkannt, dass die Strukturen nicht optimal aufgestellt sind. Seit 2014 ist deshalb das weltweite operative Geschäft hier in Heidenheim bei Outlast Europe konzentriert. Von hier aus führen wir nun auch Outlast USA und Asia.

Haustex: Was passiert seit diesem Schritt noch in den beiden Unternehmen?

Bentz: Wir haben das Vertriebsbüro in Tokio geschlossen und ein neues in Hongkong eröffnet. Außerdem haben wir in den USA Arbeitsplätze abgebaut, die wir zum Teil hier in Deutschland neu geschaffen haben. In den USA führen wir neben der Holding eine Vertriebsmannschaft und ein Entwicklungslabor, das sich allerdings im Gegensatz zu unserem Labor nur um die nicht-textilen Anwendungen kümmert. Das operative Zentrum befindet sich somit nun in Heidenheim.

Haustex: In Heidenheim scheint man somit einige Dinge ziemlich richtig gemacht zu haben.

Bentz: Wenn wir nicht so gut aufgestellt wären, hätte es auch anders ausgehen können. Insofern sehen wir die Entscheidung der Gesellschafter schon als eine Bestätigung dafür, dass wir verschiedene Dinge einfach richtig gemacht haben. Nun drehen wir hier das weltweite Outlast-Rad und schon jetzt zeigt sich, dass wir die Synergien in den neuen Strukturen viel besser nutzen können, obwohl der Umstellungsprozess noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Haustex: Ist Outlast der Erfinder von PCM?

Bentz: PCM an sich ist nichts Neues. Das gibt es schon seit langem, zum Beispiel in Heizkreisläufen und anderen Anwendungen. Die originäre Leistung von Outlast ist die Entwicklung des mikroverkapselten PCM, das dann wiederum in Fasern oder Beschichtungen gebunden verarbeitet wird.

Haustex: Bevor wir in die Details von Outlast gehen, bitte eine kurze Beschreibung der PCM-Funktion.

Bentz: Abhängig von der Temperatur des PCM wechselt es vom Aggregatzustand fest zu flüssig und umgekehrt. Dadurch wird Energie, also Wärme, aufgenommen, gespeichert oder abgegeben. Erwärmt man ein festes PCM, wird es flüssig, kühlt es ab, verfestigt es sich wieder. Diesen Vorgang machen wir uns für verschiedene Anwendungen zu Nutze, um Temperaturschwankungen abzupuffern.

Aber um das PCM in seinem flüssigen Zustand dennoch verarbeiten zu können, im Textilbereich beispielsweise, muss es irgendwie gebändigt werden, damit es nicht verloren geht. Und hier kommt Outlast ins Spiel. Uns ist es als erstem Unternehmen gelungen, PCM in mikroskopisch kleinen Kügelchen im -Bereich herzustellen, mit einem Durchmesser von zwei bis zehn Tausendstel Millimetern. Verkapselt sieht das Outlast-Material wie sehr feines Pulver aus.

Mikrokapseln in anderer Form finden Sie beispielsweise als Geschmacksträger im Kaugummi. Beim Kauen werden sie zerstört und geben das Geschmacksaroma frei. Bei Outlast allerdings müssen wir sicher stellen, dass die Kapseln nicht kaputt gehen, damit Ihre Wirkung dauerhaft erhalten bleibt. Sie sind daher unkaputtbar. Sie können sich vorstellen, dass es nicht ganz einfach war, so etwas zu entwickeln.

Haustex: Dieses Pulver wird dann in das Outlast-Produkt eingebracht?

Bentz: Es gibt zwei Möglichkeiten, die Outlast-Kapseln zu verarbeiten: fest gebunden in einer Faser oder auf einer Fläche beschichtet oder bedruckt. Die Outlast-Fasern werden dann zu Garnen versponnen und anschließend zu einem textilen Produkt verarbeitet oder als Füllfaser für Bettwaren oder Bekleidung verarbeitet.

Fendt: Wobei man allerdings auch wieder nach der jeweiligen Faser in der Herstellung unterscheiden muss. Bei Acryl- oder Viskosefasern werden die Outlast-Kügelchen im Spinnprozess direkt in die dünne Faser eingelagert. Unsere letzte Entwicklung ist eine Polyesterhohlfaser. Bei ihr verwenden wir allerdings nicht das Prinzip der Mikrokapseln, sondern füllen die Hohlfaser innen mit unserem PCM. Aber da das PCM im warmen Zustand aus der geschnittenen Hohlfaser herauslaufen würde, haben wir in einem technisch sehr aufwendigen Prozess das PCM mit einer weiteren Substanz gemischt, die es davor bewahrt, auszulaufen.

Die große Herausforderung war die besonders hohe Temperatur im Produktionsprozess. Wir kombinieren flüssiges Polyester mit flüssigem PCM. Bei Acryl und Viskose arbeitet man mit wesentlich niedrigeren Temperaturen im Spinnprozess. Insofern ist unsere Polyesterfaser das technisch anspruchsvollste Produkt.

Anders ist die Verwendung von Outlast auf einer textilen Fläche. Damit haben wir bei Outlast auch angefangen. Outlast wird mit einem Binder-System vermischt und diese Masse wird auf ein Trägermaterial gedruckt oder beschichtet. Das Trägermaterial kann ein Vliesstoff sein, ein Schaum, ein Gewebe, sogar Papier, praktisch alles, was als Rollenware hergestellt werden kann. Bei dieser Technik kann man viel mehr PCM verwenden als in den Fasern. Diese Produkte sind daher geeignet für Artikel, die nicht direkt mit der Haut in Kontakt kommen und somit mehr Outlast-Material benötigen, um eine spürbare Wirkung zu erzielen.

Haustex: Outlast ist somit der Erfinder der PCM-Technologie in Mikrotechnik?

Bentz: Wir waren die ersten und besitzen heute weit über 100 Patente, welche die Vielfalt der Anwendungen abdecken. Aber irgendwann läuft ein Patent auch mal aus, sodass andere Unternehmen mit ähnlichen Produkten auf den Markt kommen können. Einerseits ist es gut, sich über Patente absichern zu können, andererseits müssen wir uns aber auch täglich durch die richtigen Produkte beweisen, durch einen guten Service am Kunden.

Outlast ist der Pionier der PCM-Technologie und ganz eindeutig der Marktführer. Und wir sind das einzige Unternehmen, das sich ganz allein auf die PCM-Technologie spezialisiert hat und eine breite Palette an PCM-Produkten anbieten kann. Bei uns kann man praktisch alles aus einem Haus erhalten. Andere Anbieter mit PCM in ihrem Produktportfolio führen dieses Produkt als eines unter vielen und bei Weitem nicht in der Bandbreite wie wir.

Fendt: Die große Bandbreite an Anwendungsgebieten von Outlast ermöglicht es uns beziehungsweise dem Lizenzpartner, Markensynergien zu schöpfen. Einem Konsumenten, der zum Beispiel als Motorradfahrer bereits einen Anzug mit Outlast inside trägt und zufrieden damit ist, wird beim Kauf von Sportschuhen oder einer Bettdecke das Outlast-Logo auffallen und er hat dadurch sofort eine positive Grundeinstellung dazu. Darum legen wir im Interesse unserer Partner großen Wert darauf, dass sich an allen Produkten unser Markenlogo befindet. Wir unterstützen das, indem sämtliche Hangtags und Einnäh-Etiketten für unsere Lizenzpartner kostenlos sind. Wir müssen es erreichen, dass der Kunde das Outlast-Produkt unter all den anderen, zum Teil sehr ähnlichen Produkten entdeckt und in die Hand nimmt oder anzieht. Dann erlebt er durch das PCM einen Wow-Effekt und der Artikel ist fast schon verkauft.

Haustex: In welchen Anwendungsbereichen kann Outlast verwendet werden?
Fendt: Outlast ist sehr vielfältig verwendbar. Wir unterscheiden unter anderem nach den Anwendungsgebieten Bekleidung, Rund um den Fuß, Sitzgelegenheiten und selbstverständlich Bettwaren. Unter den Punkt Bettwaren fallen Bettdecken und Kissen, Matratzen und Matratzenauflagen, Decken, Schlafsäcke und Bettwäsche.

Bentz: Das Ziel ist in allen Anwendungsgebieten immer das gleiche: Wir möchten mit Outlast für den Träger einen größeren Komfort erreichen, weniger Überhitzung, weniger Schweißbildung, einfach ein trockneres Klima, das zu einem besseren Körperklima führt.

Haustex: Man kann sich kaum vorstellen, dass Mikrokügelchen solch eine Wirkung haben.

Bentz: Und ob. Ein gutes Beispiel ist die Britische Armee, die uns in England kontaktiert hat, da deren Soldaten im Irak oder in Afghanistan extreme Probleme mit der Hitze und den großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht hatten. Die Verantwortlichen fragten uns nach Möglichkeiten, dieses Problem zu lindern. Nachdem wir einige Testartikel zugesandt hatten, waren sie überzeugt. Im Laufe der Jahre konnten unsere Outlast-Partner einige hunderttausend Teile an Unterwäsche an die Armee liefern. Diese Resonanz ist für uns der beste Beweis, dass Outlast wirkt. Denn für die Armee zählt kein Marketing-Paket, sondern allein die Frage des Wirkungsgrades.

Haustex: Wo werden die Outlast-Produkte hergestellt?

Bentz: Outlast selbst hat traditionell keine eigene Produktion. Wir sind ein reines Technologie- und Marketingunternehmen. Wir liefern unser PCM an renommierte Faserunternehmen, die es dann in ihre Fasern verspinnen. Diese Unternehmen liefern uns anschließend die Outlast-Fasern, die wir dann wiederum an unsere Lizenzpartner weiter verkaufen. Wir arbeiten in der Vorstufe nur mit ganz wenigen Partnern zusammen, dafür umso intensiver hinsichtlich Produktentwicklung und Qualitätssicherung.

Die Flächenprodukte beziehen wir von Lohndruckern und Lohnbeschichtern. Die wichtigsten Produzenten und Zulieferer befinden sich in Deutschland, mit Ausnahme eines skandinavischen Vliesstoff-Herstellers, denn hier finden wir das nötige Know-How und den nötigen Qualitätsstandard.

Haustex: Outlast puffert also Temperaturschwankungen ab. Welchen direkten Nutzen hat der Anwender davon?

Fendt: Kurz gesagt: Er hat ein besseres Mikroklima. Der menschliche Körper ist sehr abhängig von einer möglichst konstanten Körperkerntemperatur von etwa 37 Grad Celsius. Weicht sie auf Dauer nur um zwei Grad nach oben oder unten ab, ist der Mensch ernsthaft krank: Er hat gefährliches Fieber oder ist ernsthaft unterkühlt.

Überhitzt der Körper, fängt er an Feuchtigkeit zu produzieren. Das heißt, der Körper schwitzt um sich zu kühlen. Allerdings fühlen sich 98 Prozent der Menschen unkomfortabel, wenn sie schwitzen. Das geschieht während des Schlafes häufig. Jeder kennt sicherlich die Situation, dass man schweißgebadet aufwacht oder sich unwohl im Bett hin und her wirft und mit der Decke kämpft. Dadurch sind die Tiefschlafphasen deutlich kürzer und morgens fehlt der Erholungswert. Outlast sorgt durch die Fähigkeit Wärme aufzunehmen dafür, dass der Körper weniger Feuchtigkeit bilden muss, um sich zu kühlen.

Dadurch ist die Schlafhöhle deutlich trockener. Man hat längere Tiefschlafphasen und wacht morgens erholter auf. Feuchtigkeit ist somit ein ganz klarer Indikator für Komfort oder Diskomfort. Outlast wirkt also proaktiv und nicht reaktiv, wie andere Technologien, die den entstandenen Schweiß durch eine hydrophile Ausrüstung oder Faser abtransportieren. Dies ist im Übrigen auch aus hygienischen Gesichtspunkten nicht zu vernachlässigen.

Bentz: Nehmen wir das Beispiel der Bettdecke. Gerade im Schlafbereich bietet die Technologie einen unglaublich guten Nutzen. Bei einem schlechten Temperatur-Management der Decke wälzt sich der Mensch unruhig im Schlaf, wirft die Decke bei zu viel Wärme von sich und zieht sie wieder heran, wenn ihm kühl wird. Das Ergebnis ist eine schlechte Schlafqualität. Outlast-Decken funktionieren hingegen dynamisch und puffern die Temperatur-Spitzen ab und damit auch die Entstehung von Feuchtigkeit in der Betthöhle.

Outlast hat einen technisch sehr anspruchsvollen Tests mit Decken mit den unterschiedlichen Outlast-Füllmaterialien durchführen lassen. Dabei hat ein und dieselbe Testperson unter den gleichen Rahmenbedingungen wechselweise unter einer Outlast-Decke geschlafen und unter einer Decke ohne Outlast, die ansonsten absolut identisch konstruiert war.

Egal, ob die Decke mit Outlast-Polyester oder -Viskose gefüllt war, stets war die absolute Feuchtigkeit unter der Outlast-Decke signifikant geringer als unter der anderen ohne Outlast. Wir reden hier von 30 bis 50 Prozent weniger Schweißproduktion unter einer Outlast-Decke, und wir wissen, dass der Mensch im Schlaf einen halben Liter oder mehr an Flüssigkeit verliert. Im Endergebnis hatte der Proband dank des besseren Mikroklimas unter der Outlast-Decke mehr und längere Tiefschlafphasen, die für die Schlafqualität entscheidend sind.

Haustex: Arbeiten Outlast-Materialien permanent während der Nutzungsphase, indem sie je nach Bedarf Wärme aufnehmen oder abgeben?
Bentz: Das ist korrekt. Es hat sehr viel Forschungsarbeit und Investitionen erfordert, bis wir diesen Effekt erreicht hatten. In allen Produkten arbeiten wir mit PCM-Mikrokapseln, die bei unterschiedlichen Temperaturen beginnen zu reagieren, sodass es während der Nutzung eine Art kontinuierliche Reaktion auf die Körpertemperatur gibt. Einige PCM verflüssigen sich eher, einige etwas später.

Haustex: Ist Outlast wegen seines Kühleffektes ein typisches Sommerprodukt?

Bentz: Nein, ganz und gar nicht. Der Verdacht liegt nahe, da der direkte Hautkontakt zu einer Outlast-Beschichtung sofort einen kühlenden Effekt vermittelt. Dieser Effekt verschwindet aber nach ein, zwei Minuten, ohne dass die langfristige Wirkung von Outlast dadurch beeinträchtigt würde. Bei Outlast-Bettdecken mit einer Faserfüllung entfaltet das PCM seine Wirkung allerdings erst nach einer gewissen Zeit, wenn die Wärme aus der Schlafhöhle durch das Fasermaterial streicht und allmählich das PCM aktiviert.

Haustex: Wie steht Outlast als Anbieter von Kunstfasern eigentlich zu Daunendecken?

Bentz: Daunendecken sind ein sehr schönes Produkt, ganz zweifellos. Darum bieten wir auch Outlast-Anwendungen für Daunendecken an, beispielsweise in Form eines bedruckten Vlieses. Ganz neu haben wir jetzt allerdings auch ein Produkt entwickelt, das sich in der Füllung ganz ausgezeichnet mit Daunen mischen lässt. In unserem Funktionsfüllmaterial Universe gehen PCM-Viskosefasern mit den kuscheligen Daunen eine hervorragende Symbiose ein. Wir bieten unseren Kunden damit die Möglichkeit, die Natürlichkeit der Daune mit dem Klimakomfort von Outlast zu kombinieren.

Lange haben wir an der Entwicklung einer speziellen Viskose-Füllfaser gearbeitet. Dabei mussten wir unter anderem darauf achten, dass die Füllung bei der Wäsche nicht verklumpt, um nur eine Aufgabe zu nennen. Die Lösung ist eine Stapelfaser mit zehn Millimeter Länge und einem Durchmesser von 7 dtex, also vergleichsweise dick. Bewusst haben wir eine dickere Faser mit einem höheren Querschnitt gewählt, weil wir so eine hohe Beladung mit PCM gewährleisten können. Die Leistungsfähigkeit gegenüber einer Standard-PCM-Viskosefaser ist dadurch viermal höher.

Fendt: In Kombination mit den Daunen erhalten wir auf diese Weise ein Produkt, das einen optimalen Klimakomfort bietet. Und angesichts der Preisentwicklung bei Daunen besonders interessant: Im Vergleich zu einer Füllung mit 100 Prozent Daunen kann der Materialkosten-Einsatz bei einer Mischung von 30 Prozent Viskose Outlast und 70 Prozent Daunen reduziert werden - und das bei einer gleichzeitigen gewinnbringenden Zusatzfunktion. Die Decken-Hersteller können aber auch die Viskose-Fasern pur kaufen und dann selbst mischen. Erfahrungsgemäß verarbeiten die Bettwaren-Anbieter schließlich ihre Daunen selbst und mischen sie auch selbst.

Haustex: Welche Produkte beziehungsweise Artikel bietet Outlast insbesondere der Haustextil-Branche an?

Fendt: Wir führen zum einen unterschiedliche Meterwaren, PCM hochbeladen auf ein Trägermaterial aufgedruckt, als Vliesstoff oder Maschenware. Als Füllmaterial haben wir die Varianten Polyesterfaser 6,7 dtex als lose Faser, als Vliesstoff oder als Faserkugel sowie Viskose in Kombination mit Daunen. Und in der Anwendung kann Outlast für Bettwaren und Kissen genutzt werden, aber auch für Matratzen und Matratzenauflagen, Decken, Bettwäsche und Schlafsäcke. Gerade für Kissen macht Outlast sehr viel Sinn, schließlich ist der Kopf der am besten durchblutete Körperteil und entwickelt entsprechend viel Wärme.

Haustex: Im Vergleich zur Daune sind Outlast-Fasern offenbar relativ preiswert. Wie verhält es sich zu Standard-Polyester oder -Viskose-Fasern?

Bentz: Da sieht es doch anders aus, denn generell ist Outlast ein anspruchsvolles und hochwertiges Produkt. Allerdings bietet es ja auch eine signifikante Zusatzfunktion. In dem Gesamtkonstrukt Bettdecke gesehen, verteuert Outlast das Endprodukt aber nicht so stark, dass es ein Luxus-Artikel würde. Wir bewegen uns preislich im gehobenen Genre.

Fendt: Deshalb ist es auch erforderlich, dass die Outlast-Produkte am Point-of-Sale entsprechend vermarktet werden. Etiketten sind da nur ein Bestandteil. In unserem Partnerprogramm bieten wir eine Vielzahl von Werbematerial, das die Marke Outlast und damit das Produkt unserer Partner gegenüber dem übrigen Sortiment im Handel deutlich differenziert. Natürlich bieten wir Displays, Banner und vieles mehr.

Aber am auffälligsten ist sicherlich unser "Space-Material". Schließlich ist Outlast eines von weltweit nur 40 Unternehmen, das sich mit dem Gütesiegel Certified Space Technology von der NASA schmücken kann. Outlast ist das einzige PCM und Outlast-Produkte sind die einzigen textilen Anwendungen, die mit diesem Zertifikat ausgezeichnet wurden. Um dies zum Endverbraucher zu transportieren, werben wir unter anderem mit Abbildungen eines Astronautenanzuges oder Fußabdrücken mit dem Outlast-Schriftzug, die an diejenigen auf dem Mond erinnern sollen. Wer will, kann sogar den Nachbau eines Astronautenanzuges bei uns kaufen. Auf diese Weise erreicht man natürlich besonders die männlichen, eher technisch orientierten Kunden besonders gut.

Vor allem das Lizenzwesen ist von der Bedeutung für die Marke und das Produkt nicht zu unterschätzen. Mit ihm können wir sehr gut steuern, mit wem wir zusammen arbeiten und wo die Outlast-Produkte zu finden sind. Über die Lizenz schützen wir die Marke, aber auch unsere Lizenznehmer.

Bentz: Der Erfolg von Outlast steht und fällt mit der Kompetenz und der Sensibilisierung des Themas beim Verkaufspersonal. Wir haben deshalb auf unserer Homepage unter dem Punkt Schulung ein E-Learning-Portal eingerichtet. Dort können Anfänger und Fortgeschrittene wichtige Fakten über Outlast, seine Wirkungsweise und Vorteile lernen. Außerdem geben wir Tipps darüber, wie man das Thema PCM beim Endverbraucher am besten kommuniziert. Wer die Schulung erfolgreich abschließt, mit mindestens 85 Prozent richtigen Antworten, erhält eine Urkunde und kann an einer Verlosung teilnehmen. Da nehmen erfreulicherweise viele dran teil. Wir bieten allerdings auch Schulungen bei Unternehmen an.

Haustex: Wie wichtig ist die Marke Outlast für das Endprodukt?

Fendt: Im Vordergrund sollte immer die Marke des Anbieters stehen, der Outlast in seinen Produkten anbietet. Outlast ist lediglich die Zusatzmarke, die dem Endverbraucher einen Zusatznutzen verspricht. Wir vergleichen unsere Strategie gerne mit der Marke Intel in der Computer-Branche. Der Kunde kauft dort in der Regel das Produkt einer Marke, mit der er gute Erfahrungen gemacht hat. Und wenn dann Intel-Chips eingebaut sind, umso besser. So wie Intel mit seinem Slogan "Intel inside" wirbt, ist in den Produkten unserer Kunden Outlast inside. Die Premium-Marke ist immer die unseres Kunden. Outlast ist hingegen das Component-Brand.

Was wir nicht möchten, ist die Rolle als beliebiger Lieferant zu spielen, dem es egal ist, wie sein Produkt weiter verarbeitet und vermarktet wird. Wir sehen uns als Partner unserer Kunden, mit denen wir gemeinsam wachsen möchten.

Haustex: Was unterscheidet Outlast von anderen PCM-Anbietern

Bentz: Die anderen Firmen sind auch gut in dem, was sie machen, aber für sie ist PCM eben nur ein Produkt unter vielen. Wir sind Spezialisten in PCM-Technologie und machen nichts anderes. Wir haben daher eine unvergleichliche Produkt- und Markenkompetenz. Wir haben schon oft überlegt, ob wir eine andere Technologie dazu nehmen, haben uns aber immer dagegen entschieden. Wir sind und bleiben die PCM-Spezialisten mit einem breiten Produktbereich - und entwickeln uns in diesem Bereich permanent weiter.

Im Deckenbereich decken wir heute schon ein großes Technologie-Spektrum ab und haben trotzdem einige weitere Entwicklungen in der Pipeline, um noch bessere Varianten anbieten zu können. Wir verfügen über ein breites Grundwissen in der PCM-Technologie und bauen darauf kontinuierlich auf. Deswegen fürchten wir auch den Wettbewerb mit anderen Anbietern nicht. Der Wissensvorsprung will erst einmal aufgeholt sein. Und dann sind wir auch schon wieder ein Stück weiter und schlauer.

Haustex: Outlast bürgt mit seinem Markenlogo an den Produkten auch für die Qualität des Endproduktes. Wie gehen Sie sicher, dass diese Qualität tatsächlich Ihren Ansprüchen entspricht?

Bentz: Wir steuern die gesamte Produktionskette. Schon unsere Partner in der Vorstufe erhalten eine Produktionslizenz von uns und jede Partie der Faserlieferungen und Meterware wird getestet.

Fendt: Natürlich testen wir vor der Vermarktung auch alle Endprodukte auf ihre Funktionsfähigkeit. Jeder Kunde muss uns von jedem Outlast-Produkt einen Prototyp schicken, den wir auf Konformität prüfen. Es ist uns wichtig, dass das Fertigprodukt auch tatsächlich funktioniert, wenn es in den Markt kommt. Außerdem entsprechen alle Artikel dem besonders strengen Ökotex-Standard Klasse 1.

Haustex: Ist der amerikanische Markt als Ursprung von Outlast der wichtigste für die Unternehmensgruppe?

Bentz: Erstaunlicherweise war Europa stets umsatzstärker als Amerika. Sicherlich sind die USA von der Kundenbasis ein starker Markt, wichtig sind auch Korea und Japan. Stark wachsend ist aktuell der chinesische Absatzmarkt. Aber Europa ist nach wie vor der wichtigste Markt für uns: mit Zentraleuropa, Skandinavien, England, Frankreich und mehr und mehr auch Russland.

Generell kann ich sagen, dass der Markt für PCM noch lange nicht ausgereizt ist. In unserem angestammten Bereich der Heimtextilien, der mehr als 50 Prozent unseres Umsatzes ausmacht, sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt. Wir arbeiten intensiv an neuen Varianten. Wir sind in den letzten Jahren recht dynamisch gewachsen und haben das gerade zu Ende gegangene Jahr als bestes in der Firmengeschichte abschließen können. Aufgrund unserer neuen Strukturen und mit den neuen Inhabern im Rücken ist Outlast absolut auf Wachstum ausgerichtet.

Outlast - in Kürze


Outlast Europe GmbH
In den Seewiesen 26/1
89520 Heidenheim
Tel.: 07321/27227-0
Fax: 07321/27227-10
E-Mail: info@outlast-europe.com
Internet: www.outlast.com

Geschäftsführer: Martin Bentz
Produkte: Phase-Change-Material (PCM) in verschiedenen Varianten: Flächenprodukte (u.a. Vlies, Maschenware); Fasern (Polyester, Acryl, Viskose); Füllmaterial (Polyester, Daunen/Viskose).
Einsatzgebiete: Bettwaren, Bekleidung, Schuhe, Sitzgelegenheiten, Sonstige.
Produktion: bei deutschen Zulieferer-Firmen
Mitarbeiterzahl: 33

Unternehmenszentrale:
Outlast Technologies LLC
831 Pine Ridge Road
Golden, CO80403
USA
CEO: Michael Coors
aus Haustex 01/15 (Wirtschaft)