International Hand-Woven Carpet Exhibition, Teheran

Schlupfloch für den modernen Teppich



Die iranische Hauptstadt zeigte auf der jährlich veranstalteten Messe eine beeindruckende Leistungsschau rund um den handgeknüpften Teppich. Nur: Die Absatzzahlen schrumpfen weiter. Nicht zuletzt deshalb gehen die ersten Anbieter auf vorsichtige Distanz zu den traditionellen Mustern und orientieren sich am Geschmack der internationalen Märkte. Darüber hinaus haben die Verantwortlichen in der Politik erkannt, dass der persische Teppich dringend des gekonnten Marketings bedarf.

Die zum 23. Mal ausgetragene Messe für den iransichen handgeknüpften Teppich illustrierte die Situation, unter der die gesamte Branche - aber insbesondere die Knüpfwerke aus dem Iran - leiden: Einem großen Angebot steht eine kleine und schrumpfende internationale Nachfrage gegenüber. Und so verloren sich in den Hallen des internationalen Messegeländes in Teheran nur wenige professionelle Einkäufer - und auch nur eine geringe Anzahl einheimischer Privatkäufer. Die recht kurzfristige Vorverlegung der Veranstaltung war für diese Resonanz sicherlich mitverantwortlich.

Dabei war die Messe noch breiter aufgestellt als im Vorjahr: Aus einer nochmals vergrößerten Ausstellungsfläche wurde buchstäblich alles gezeigt, was der iranische Teppichmarkt zu bieten hat. Alle Provenienzen waren vertreten. Schwerpunkt der Veranstaltung sind immer noch feine, hochwertige Knüpfungen aus Ghoum, Isfahan, Nain oder Täbriz. Gerade die Entwicklung bei den edlen Seiden-Ghoums sorgte für Begeisterung bei den Messebesuchern. Auffällig war aber auch das reichhaltige Angebot an mittelpreisiger Ware, vor allem Nachknüpfungen bekannter Muster. Das zeigt: Die Branche hat verstanden, dass die im internationalen Vergleich ausgesprochen hohen Preise eine Einkaufsbarriere sind.

Immer mehr scheint sich der so traditionsbewusste iranische Teppichmarkt aber auch für die modischen Bedürfnisse der Kunden zu öffnen. So gab es ein kleines, aber auffälliges Angebot an moderner Ware, wie Patchworks oder überfärbte Teppiche. Verstärkt beginnen iranische Produzenten, sich an den Bedürfnissen des Marktes zu orientieren. Abseits der feinen Stadt-Teppiche gab es einige Anbieter mit Nomadenware und Bauernteppichen, wenn auch nur wenige Gabbeh und Loribaft.

Parallel zum Messegeschehen hatte das Iran National Carpet Center (INCC) eine Sonderausstellung mit Meisterwerken persischer Knüpfkunst organisiert. Außerdem wurden klassische Teppiche in Kombination mit Einrichtungen gezeigt, und es gab ein Rahmenprogramm mit bekannten Forschern und spannenden Vorträgen zu antiken persischen Teppichen. Diese Maßnahmen zeigen, dass den Verantwortlichen klar ist, dass eine Brillanz auf der Produktebene schon lange nicht mehr genügt, um auf den internationalen Märkten bestehen zu können.

Stattdessen muss dem Handel und den Endkunden mehr Wissen über den handgeknüpften Teppich vermittelt werden. Nur so kann der Teppich als Konsumgut wieder den Stellenwert bekommen, den er verdient. Und das ist dringender als je zuvor, denn nach Angaben des INCC war 2013 das bisher schlechteste Exportjahr für den iranischen Teppich. Nach staatlichen Angaben gibt es im Land 1,2 Millionen Knüpfer, und iranische Teppiche werden in mindestens 70 Länder exportiert, mit den Golfstaaten und Deutschland als wichtigste Destinationen. Angesichts der hohen Inflation und den weiter bestehenden Sanktionen ist der Teppich als Exportgut wichtiger denn je. Und deshalb hat das INCC auf der Messe angekündigt, in die Vermarktung der heimischen Knüpfbranche zu investieren. Die Produzenten im Iran können hoffen, dass diesen Ankündigungen auch handfeste Taten folgen.
aus Carpet Magazin 01/15 (Wirtschaft)