International Carpet Exhibition, Varanasi

Viel Viskose, wenig Klassik


Dass die Teppichproduktion, wenn sie als reine Exportindustrie fungiert, erheblich flexibler auf Marktbedürfnisse reagiert als wenn sie Teil der kulturellen Identität ist - das lässt sich auf der International Carpet Exhibition in Varanasi beobachten. Die in diesem Jahr vom 10. bis 13. Oktober stattfindende Veranstaltung präsentierte die gesamte Brandbreite des indischen Knüpfteppichs und zeigte sich erneut nah an den Wünschen der Kunden.

Die Messe war noch etwas größer ausgefallen als im vergangenen Jahr. Die meisten Teppiche waren handgeknüpft, gefolgt von den weiter sehr gefragten Handloom-Teppichen aber nur wenig Handtuftware. Es gab deutlich weniger Teppiche aus Sari-Seide zu sehen als im Vorjahr, auch wenig Flachgewebe und praktisch kein Patchwork mehr. Erfreulich war die größere gestalterische Selbstständigkeit: Mehr Eigenkreationen und weniger nachgemachte Produkte sprechen für eine zunehmende Professionalisierung. Insgesamt gab es viele frische Designs zu sehen. Ebenfalls auffällig ist, dass der klassisch gemusterte Teppich in Varanasi kaum noch präsent ist. Allenfalls ein Dutzend Aussteller haben ihn noch im Angebot - und die führten zumeist zusätzlich noch moderne Ware.
Die vielfach als Knüpfmaterial verwendete Viskose verspricht eine ansprechende Optik zu vergleichsweise günstigen Produktionskosten. Das zeigte, wie wichtig nach wie vor der Preis als Verkaufsargument ist. Die zunehmende Kreativität der Produzenten verdankt sich zum Teil auch einem Generationswechsel: Junge, gut ausgebildete Nachkommen haben die Unternehmen ihrer Väter übernommen und diese weiterentwickelt. Immer mehr investieren sie in Marketing - im kleinen Maßstab äußert sich das auf der Veranstaltung in der Dekoration der Messestände. Die Produzenten sind nach wie vor innovativ und suchen nach Marktnischen. So wurden sogar handgefertigte Outdoor-Teppiche angeboten.

Ganz deutlich dominiert der amerikanische Kundengeschmack. Europa und Deutschland gelten weiterhin als wirtschaftliche Krisenregionen. Zwar waren insgesamt vergleichsweise wenige Einkäufer auf der Messe, dafür kamen diese aus allen Weltregionen. Diese internationalen Messeteilnehmer konnten sich dabei nicht nur über die gestiegene Produktauswahl freuen, sondern auch über die sauberen sanitären Anlagen auf einem klimatisierten Toilettenwagen. Das zeigt: Nicht nur der Teppichproduzent, sondern auch die Veranstaltungsorganisation richtet sich immer stärker nach den Bedürfnissen der Kunden.
aus Carpet Magazin 01/15 (Wirtschaft)