Interview: Kuldeep R. Wattal (CEPC)

"Eine Strategie formulieren, damit die Branche langfristig planen kann"


Carpet XL: Herr Wattal, wie geht es den Produzenten von handgefertigten Teppichen in Indien?

Kuldeep R. Wattal: Die wirtschaftliche Lage der Branche ist gut, das zeigen die Produktionszahlen. Größtes Problem bleibt der Engpass bei Knüpfern für Teppiche von mittlerer und hoher Qualität. Die indische Regierung und das Carpet Export Promotion Council (CEPC) versuchen in Bhadohi, Mirzapur und in Jammu & Kashmir neue Zentren aufzubauen, in denen junge Arbeitslose im Knüpfen und Weben ausgebildet werden, um diejenigen zu ersetzen, die in lukrativere Branchen abgewandert sind. Insgesamt steigen die Exporte für handgemachte Teppiche aber um jährlich zehn Prozent.

Carpet XL: In Kashmir hat es zerstörerische Fluten gegeben. Inwieweit beeinträchtigt das die dortige Produktion?

Wattal: Die Knüpfzentren sind schwer betroffen, weil sie in niedrigeren Regionen liegen. Da sie lange Zeit unter Wasser standen, wurde die laufende Produktion zerstört. Allmählich normalisiert sich die Lage, aber der Schaden an den Rohmaterialien behindert die Arbeit. Das wird zu Lieferverzögerungen führen und einen Einfluss auf die Preise von Seidenteppichen haben. Immerhin war die Produktion in den Bergregionen kaum betroffen. Die Regierung beziffert gerade die Verluste und wird die Produzenten finanziell dabei unterstützen, wieder zu normalen Arbeitsbedingungen zurückzufinden - auch wenn einen das lange Zeit dauern wird.

Carpet XL: Welche Pläne haben Sie für Ihre Amtszeit?

Wattal: Ich werde die Probleme der Teppichindustrie gemeinsam mit der Regierung und anderen Behörden angehen, damit die Branche kontinuierlich weiter wachsen kann. Die Regierung muss eine Strategie formulieren, so dass die Branche langfristig planen kann. Ich will der Branche außerdem über professionelle Trainingsmaßnahmen mehr Arbeitskräfte zuführen, die angemessen bezahlt werden, damit sie dort bleiben, wo sie zum Erhalt des Handwerks beitragen und darüber hinaus den Export stärken. Wir müssen die Importeure dazu anhalten, gute Preise zu zahlen, weil auch die Rohmaterialen und die Arbeitskräfte teurer werden.

Carpet XL: Welche Auslandsmärkte stehen für Sie im Fokus?

Wattal: Wir werden Südamerika, Russland, China, Australien, Japan und Taiwan effektiver bearbeiten, indem wir Treffen zwischen Ein- und Verkäufern und Messen organisieren. Teil unserer Marketingstrategie ist außerdem, dass wir Einkäufer aus der Teppich- und Bodenbelagsbranche aus diesen Märkten zu Teppichmessen in Indien einladen.

Carpet XL: Sie waren bereits von 2000 bis 2002 CEPC-Chairman. Wie hat sich die Branche seitdem verändert?

Wattal: In den vergangenen zwölf Jahrenhat sich das CEPC grundlegend gewandelt - sowohl was das Aufgabengebiet betrifft, als auch in den Entscheidungsprozessen. Aus damals vier bis fünf Veranstaltungen pro Jahr sind heute 20 Ausstellungen, Messen und Verkaufsveranstaltungen im In- und Ausland geworden. Immer mehr CEPC-Mitgliedsunternehmen sind in diese Events einbezogen, so dass es für uns aufwändiger wird, die Einhaltung internationaler Standards zu überwachen. Durch das Internet ist das CEPC für die Mitglieder außerdem schneller zu erreichen, so dass wir tagesaktuell auf Probleme eingehen müssen, jenseits von deren Teilnahme an den zahlreichen Veranstaltungen. Die größeren Ausmaße der Veranstaltungen bedeuten auch eine höhere Verantwortung des CEPC, dafür zu sorgen, dass die Mitgliedsunternehmen von ihnen auch profitieren. Und dafür ist viel Vorbereitung nötig.•
aus Carpet Magazin 01/15 (Wirtschaft)