IVGT Industrieverband Veredlung - Garne - Gewebe - Technische Textilien e.V.

Industrieverband Veredlung - Garne - Gewebe - Technische Textilien (IVGT), Frankfurt/M.


Im Frühjahr 2014 schrumpfte die deutsche Wirtschaft erstmals seit gut einem Jahr - nicht nur wegen des Konflikts mit Russland, sondern vor allem wegen der anhaltenden Schwäche wichtiger Partnerländer wie Frankreich und Italien. Der Konflikt mir Russland spitzte sich im Juli weiter zu, als die EU ihre Wirtschaftssanktionen gegen Russland verschärfte. Der deutschen Modeindustrie brechen seitdem die Exporte nach Russland weg. Einige Unternehmen haben sich nach Jahren des Wachstums viel zu stark nach Osten orientiert. Zwar ist die Branche nicht direkt von den Sanktionen betroffen, aber die indirekten Auswirkungen, wie die sinkende Kaufkraft in Russland infolge der aufkommenden Wirtschaftskrise haben weitreichende Folgen. Angesichts der aktuellen Lage scheint Russland kein potenzieller Wachstumsmarkt mehr zu sein. Russland wird sich in den kommenden Monaten vor allem Richtung Asien orientieren. Umgekehrt muss die deutsche Industrie nun versuchen, auf andere Märkte auszuweichen. Auch die anhaltend schwierige Lage in den Krisenländern des Euroraums, Nahost, Syrien und Irak belastet die deutsche Konjunktur.

Die deutsche Textilindustrie zeigt sich in ihrem bisherigen Verlauf 2014 jedoch noch relativ unbeeindruckt von der sich abschwächenden Gesamtkonjunktur. Im Jahresdurchschnitt dürfte sie ein Produktionsplus von etwa 2,5 Prozent erzielen (2013: -0,6 Prozent). In die Gruppe "Herstellung Konfektionierter Textilwaren" fallen laut Statistischem Bundesamt Konfektionierte Heim- und Haushaltstextilien wie Decken, Bett-, Tischwäsche, Wäsche zur Körperpflege und Küchenwäsche, Gardinen, Vorhänge und Innenrollos, Fenster- und Bettbehänge sowie andere Textilwaren zur Innenausstattung (Tapisserien, Tagesdecken, Möbel- und Kissenbezüge). Diese Gruppe verzeichnete 2013 einen Umsatz von 1,6 Mrd. Euro und damit ein Plus von 5,5 Prozent im Vergleich zu 2012 [Inland 1,2 Mrd. Euro (9,3 Prozent), Ausland 440 Mio. Euro (-3,8 Prozent)].

In den ersten zehn Monaten erwirtschaftete die Sparte Konfektionierte Textilwaren einen Umsatz von insgesamt knapp 1,5 Mrd. Euro und damit einen Zuwachs von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum [Inland 1,1 Mrd. Euro (4,6 Prozent), Ausland 432 Mio. Euro (16,5 Prozent)]. Bis einschließlich Oktober 2014 wurden insgesamt 11,7 Prozent mehr Bestellungen aufgegeben. Davon kamen 5,4 Prozent aus dem Inland und 27,1 Prozent aus dem Ausland. Die Eurozone gab 24,2 Prozent mehr Bestellungen auf und das sonstige Ausland 31,0 Prozent.

Speziell für die Textilindustrie besteht weiterhin die große Herausforderung im Zugang zu textilen Rohstoffen - im Speziellen zu Textilfarbstoffen und deren steigende Preisen. Die Energiewende wird für die Wirtschaft hierzulande immer stärker zu einer wachsenden Herausforderung. Wie eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern im September belegt, leiden die Betriebe zunehmend unter den steigenden Strompreisen und unter der sinkenden Versorgungssicherheit. Viele Betriebe ergreifen Maßnahmen, um sich gegen Stromausfälle abzusichern, da es durch den Ausstieg aus der Kernenergie und den schleppenden Netzausbau zunehmend Probleme mit der Stromversorgung vor allem in Süddeutschland gibt. Laut IHK hatte mehr als jedes dritte Industrieunternehmen in Baden-Württemberg und Bayern in den vergangenen zwölf Monaten Stromausfälle erlebt.

Die Strompreise sind über Branchengrenzen hinweg für viele Unternehmen eine gravierende Belastung. Entsprechend bleibt Energieeffizienz ein wichtiges Thema, obwohl viele betriebliche Maßnahmen in den Bereichen Beschaffung, Effizienz und Eigenerzeugung bereits ausgereizt sind. Somit ist und bleibt die Energiewende insbesondere für die Industrie ein Risiko. Gerade die Textilindustrie zählt zu den energieintensiven Branchen. Trotz der zurzeit sinkenden Rohölpreise bleibt die EEG-Umlage für die deutschen Textilunternehmen eine deutlich spürbare Belastung und stellt einen hohen Wettbewerbsnachteil dar.
aus Haustex 02/15 (Wirtschaft)