Cotton USA

Die Baumwoll-Welt blickt nach China


Düsseldorf. Auf der Jahrespressekonferenz in Düsseldorf gab Cotton USA, die Auslandsmarketingagentur für amerikanische Baumwolle des Cotton Council International (CCI), einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen am Baumwollmarkt sowie eine Prognose über die Angebotsentwicklung. Dabei wurden mehrere Faktoren für die weitere Marktentwicklung für amerikanische Baumwolle ausgemacht: die Entwicklung der Faserpreise, der chinesische Markt sowie die Großwetterlage in den USA.

Die Grunddaten zur Entwicklung der Weltwirtschaft bis 2016 sind derzeit relativ günstig. Und nur wenn die Wirtschaft prosperiert, geht es auch dem Konsum und damit der Nachfrage nach Baumwolle gut. Zwar prognostiziert Cotton USA eine Verlangsamung der Wachstumsraten in der chinesischen Ökonomie, aber dafür dürften die Zuwachsraten in den USA und Indien über denen der Vorjahre liegen. Insgesamt rechnen die Amerikaner mit einem etwas stärkeren Wachstum der Weltwirtschaft.

Vorteilhaft ist in diesem Zusammenhang der nachhaltige Rückgang der Rohölpreise und infolge dessen auch der Treibstoffpreise, durch den die Konsumenten mehr Geld für andere Konsumausgaben zur Verfügung haben. Im Euro-Raum kommt diese Entwicklung allerdings nur geschwächt an, da im Gegenzug der Euro an Wert gegenüber dem Dollar verloren hat. Die Gleichung lautet: schwächerer Euro gleich teurere Benzinkosten.

Die wichtigsten Anbaugebiete für Baumwolle sind China (27 Prozent der Welternte), Indien (24 Prozent), die USA (14 Prozent) und Pakistan (8 Prozent). Diese vier Länder stehen für gut 70 Prozent der Weltbaumwollernte. Bei der Nachfrage durch Baumwollspinnereien sieht es etwas anders aus. Hier sind die vier wichtigsten Länder die klassischen Textilproduzenten China, Indien, Pakistan und die Türkei. Erstmals, so Allen Terhaar, Senior Advisor des CCI, habe die Türkei die USA in diesem Ranking überholt.

China ist aber nicht nur der größte Baumwoll-Produzent, der Hunger nach dieser Naturfaser ist dort so groß, dass China in den letzten Jahren auch gleichzeitig der größte Importeur war. Der Anteil Chinas am weltweiten Import beträgt nach Rechnung von Cotton USA rund 39 Prozent.

Ein einschneidendes Ereignis im Baumwollmarkt war der dramatische Preisanstieg für Baumwolle in der Saison 2010/11. Innerhalb kurzer Zeit ging der Preis um weit mehr als 100 Prozent in die Höhe. Ein Rückgang der Nachfrage in den Spinnereien ließ nicht lange auf sich warten, und Baumwolle wurde durch Kunstfasern ersetzt. Davon hat sich die Baumwolle bis heute nicht komplett erholt, sodass seitdem der weltweite Anbau von Baumwolle die Nachfrage zum Teil deutlich übertraf. Produktionsüberschüsse gingen in den letzten Jahren einher mit rückläufiger Nachfrage. Notgedrungen verdoppelten sich die Lagerbestände von Baumwolle. Die Schlüsselrolle spielte beim Lageraufbau China. In der Saison 2010/11 hortete das Land nach Informationen von Cotton USA gut zehn Millionen Ballen in seinen Lagern. Aktuell dürfte der Bestand dagegen rund 65 Millionen Ballen betragen, rund 60 Prozent der weltweiten Lagerhaltung.

Jetzt scheint sich in China aber ein Sinneswandel vollzogen zu haben, denn in der aktuellen Saison 2014/15 wurde der Baumwoll-Import durch China auf rund ein Drittel der Saison 2012/13 gesenkt. Besonders betroffen davon sind Indien und die USA, die zusammen rund 56 Prozent der gesamten Baumwoll-Import Chinas lieferten.

Wie sich die Baumwoll-Anbaufläche weltweit entwickelt, hängt zum einen von den Baumwollpreisen selbst ab, aber auch von den Preisen, die ein Landwirt mit anderen Feldfrüchten erzielen kann. Eine gute Korrelation gibt es mit dem Verhältnis der Baumwollpreise zu Erlösen mit Sojabohnen. Da Sojabohnen derzeit gut im Kurs stehen, erwartet Cotton USA einen weltweiten Rückgang der Baumwoll-Produktion, aber auch der Ernteerträge in den USA. Auf der anderen Seite erwarten die Amerikaner einen starken Anstieg des weltweiten Spinnereiverbrauchs. Erstmals könnte die Saison 2015/16 nach fünf Jahren ein Produktionsdefizit bringen.

Ist deshalb mit einem Anstieg der Baumwollpreise zu rechnen? So weit möchte man bei Cotton USA nicht gehen. Schließlich sind die weltweiten Bestände an Baumwolle sehr hoch, sie betragen fast eine komplette Jahresernte. Faktoren, die die Preise in die eine oder andere Richtung treiben könnten, sind das Verhalten der chinesischen Regierung zu den eigenen Lagerbeständen, die künftige Importpolitik Pekings, die Preispolitik Indiens und das Wetter im Baumwoll-Gürtel der USA, speziell Texas. Schließlich sind die USA nach wie vor der bedeutendste Baumwoll-Exporteur und Texas ist ein wichtiger Lieferant der begehrten, besonders langstapeligen Supima-Qualität. Nach einer Dürre im letzten Jahr hat Texas in diesem Jahr bislang doppelt so viel Regen wie normal erhalten, sodass eine gute Ernte zu erwarten ist.

Edelgard Baumann, International Marketing Manager mit Sitz in Düsseldorf, stellte der Presse den Relaunch der Marke Cotton USA vor, der in Deutschland im Januar gestartet wurde. Neben einem moderneren Markenlogo in Form einer stilisierten geöffneten Baumwollkapsel sind auch die Kampagnen-Motive neu fotografiert worden, mit denen in der Öffentlichkeit für Baumwolle aus den USA geworben wird. Die Motive symbolisieren drei Botschaften: Reinheit, Qualität und Verantwortungsbewusstsein. Reinheit, da US-Baumwolle nach Angaben des ITMF und des Faserinstituts Bremen eine der reinsten Fasern der Welt ist. Das einzigartige Klassifizierungssystem amerikanischer Baumwolle sorgt dafür, dass sie zu den hochwertigsten der Welt gehört. Schließlich ist die amerikanische Baumwolle führend im verantwortungsbewussten Anbau.

Zielgruppen der Kampagne von Cotton USA sind Industrie, Handel und Verbraucher. Sie sollen erreicht werden über Fach- und Verbraucherwerbung, PR, Lizenznehmer-Kooperationen sowie Messen und Konferenzen. Ergänzt wird die Anzeigenkampagne durch Konsumenten-PR über die deutsche Website, Facebook, Youtube und Blogger, die mit Cotton USA zusammen arbeiten. Zu den deutschen Lizenznehmern zählen aus der Haustex-Branche unter anderem die Bettwäsche-Anbieter Fleuresse und Kaeppel, Graser sowie Weseta mit seiner Marke Dreampure.
aus Haustex 07/15 (Wirtschaft)