Hossein Rezvani Design OHG

Interview mit Hossein Rezvani


Carpet XL: In den letzten Jahren haben Sie eine neue Art "persischen Stadtteppich" geschaffen. Das war bestimmt nicht leicht.

Hossein Rezvani: Stimmt, denn persische Knüpferinnen sind sehr stolz und eigenwillig. Es hat eine Weile gedauert, bis wir zueinander gefunden haben. Danach hat uns das Thema Teppichwäsche vor eine ähnliche Herausforderung gestellt. Im Grunde ging und geht es darum, sich aufeinander einzustellen, sich gegenseitig entgegenzukommen. So muss ich beispielsweise auch einkalkulieren, dass in den Wintermonaten die Knüpfbedingungen ungünstiger sind als im Sommer, die Arbeit dann also nicht so schnell vorangeht.

Carpet XL: Wie hat denn der Handel auf Ihre Teppiche reagiert, die so ganz anders aussahen als gewohnt?

Hossein Rezvani: Die meisten waren sehr froh darüber, dass mal jemand etwas Neues wagt. Die Teppichbranche brauchte dringend neue Produkte. Natürlich gibt es immer Menschen, die mit Veränderungen nicht gut zurechtkommen. Aber die positiven Resonanzen haben deutlich überwogen.

Carpet XL: Wie definiert sich ein Hossein-Rezvani-Teppich?

Hossein Rezvani: Er ist zeitlos, fein geknüpft, und man erkennt sofort die Mustersprache eines persischen Stadtteppichs. Gleichzeitig ist er modern verfremdet, abstrahiert, reduziert - und in aktuellen Wohntönen umgesetzt. Natürlich wird er nur im Iran gefertigt. Dass es sich dabei um eine qualitativ hochwertige Knüpfung handelt, ist für mich eine Selbstverständlichkeit.

Carpet XL: Und wie solls mit den Rezvani-Teppichen weitergehen? Haben Sie konkrete Ideen für die Zukunft?

Hossein Rezvani: Bei neuen Kollektionen kann man nicht immer nur neue Muster bringen, man kann auch mit Materialien und der Knüpfdichte spielen, um ein neues Teppichbild zu erhalten. So bin ich beispielsweise bei der Undyed-Kollektion vorgegangen, die etwa die Tabriz- und Bakhtiar-Designs in Kombination mit ungefärbter Gabbehwolle in feiner Isfahan-Knüpfung umsetzt.

Carpet XL: Sie haben auch mal einen Schal entworfen - zusammen mit der Designerin Iris von Arnim und dem Hamburger Modehaus Unger. Können Sie sich noch weitere Projekte "über den Teppich hinaus" vorstellen?

Hossein Rezvani: Wenns gerade passt und Spaß macht, dann gern. Ich bin sehr offen für ungewöhnliche Ideen. Zum Beispiel habe ich mit dem Künstler Reza Derakshani einen Teppich für die Art Dubai knüpfen lassen. Derakshani hat eigens hierfür ein Gemälde gemalt, das ich dann eins zu eins als Teppich habe umsetzen lassen. Nicht für den Verkauf, sondern als Kunstobjekt.
aus Carpet Magazin 04/15 (Wirtschaft)