Collomix: Interview des Monats mit Herbert Geier und Jörg Kiefer

40 Jahre Kompetenz beim Mischen

Collomix, Spezialanbieter von Mischtechnik, beschenkte sich zum 40-jährigen Bestehen selbst: mit dem Neubau seines Firmensitzes in Gaimersheim bei Ingolstadt. Das dreigeschossige -Gebäude hat 5,5 Mio. EUR gekostet und beherbergt das deutlich erweiterte Verwaltungs- und -Schulungszentrum. Der Umzug vom bisherigen in den neuen Gebäudeteil und die feierliche Eröffnung -erfolgte im Dezember 2015. FussbodenTechnik sprach mit Geschäftsführer Jörg Kiefer und -Marketingleiter Herbert Geier über die Hintergründe.

Die Geburtsstunde von Collomix liegt vier Jahrzehnte zurück: Es waren die Gründer Horst Heimgärtner und Johannes Essing, die die Bedeutung des Mischens frühzeitig erkannten. Als Pioniere hatten sie entdeckt, dass dem maschinenbasierten Mischen auf der Baustelle eine zentrale Bedeutung zukommt. Damals neu eingeführte Produkte wie Trockenfertigmischungen von Baustoffen erforderten eine besondere Mischtechnik. Heute ist Collomix ein gewachsenes inhabergeführtes Familienunternehmen in zweiter Generation mit 100 Mitarbeitern unter der Leitung der Geschäftsführer Alexander Essing und Jörg Kiefer. Elke Heimgärtner-Geier als weitere Gesellschafterin erweitert die Unternehmensleitung für Finanzen. Ihr Ehemann Herbert Geier leitet das Marketing.

Collomix engagiert sich in zwei Welten: Die Geschäftseinheit Construtec entwickelt Produkte, die für die Materialaufbereitung von kleinen Mengen auf der Baustelle ausgelegt sind. "Unsere Kunden sind sämtliche Anwender im Baugewerbe und im Ausbauhandwerk", erläutert Marketingleiter Herbert Geier. Ein abgestimmtes Programm von professionellen Elektrowerkzeugen, sogenannte handgeführte Rührwerke, sind speziell für die Anforderungen beim Mischen konzipiert. Das zweite Standbein Colortec beschäftigt sich mit dem Mischen von Farben und Lacken.

FussbodenTechnik: Herr Geier, warum haben Sie in einen Neubau investiert?

Herbert Geier: Unser Unternehmensstandort in Gaimersheim unterliegt einem laufenden Wandel in Organisation und Ausstattung. Wir sind kontinuierlich dabei, die Produktions- und Arbeitsabläufe zu optimieren. In unserem Neubau konnten wir komplexer werdende Aufgaben optimieren, für einen besseren Arbeitsablauf sorgen und viele Dinge vereinfachen. Das gilt beispielsweise für das neue Technikum, unsere Montagelinien oder die interne Logistik.

Jörg Kiefer: Die moderne Architektur unseres neuen Gebäudes ist auch Ausdruck unseres Selbstverständnisses und wird uns die Möglichkeit geben, Aufgaben der Zukunft anzunehmen und zu bewältigen. Im wirtschaftlichen Umfeld der Boomregion von Gaimersheim, Ingolstadt und Umgebung ist es notwendig, Mitarbeitern und potenziellen Interessenten ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Mit dem Zusammenführen aller Funktionsbereiche in ein Gebäude haben wir unsere Abläufe verbessert und besser miteinander verknüpft. Modern ausgestattete Arbeitsplätze und Sozialflächen sorgen für eine angenehme Atmosphäre. In der angeschlossenen Halle erhalten wir zudem noch zusätzliche Flächen für unsere Produktion. Alles in allem eröffnet sich in dieser Unternehmenserweiterung ein Fenster für eine weitere positive Entwicklung in den kommenden Jahren.
FT: Sie sprachen vom eigenen Selbstverständnis. Wie sieht dies aus?

Kiefer: Collomix versteht sich als Innovator in seinen Märkten und setzt branchenweite Standards. Unser Erfahrungsaustausch mit den professionellen Verarbeitern ist eine wichtige Basis für das Entwickeln neuer Produkte. Verfahrensanalyse und das kontinuierliche Erweitern unseres Wissens über die zu verarbeitenden Materialien bilden die Basis für unser Know-how und unsere Kompetenz. Dieses Wissen setzen wir in Prozess- und Fertigungstechnik um. So werden unsere Rührer auf weltweit einzigartigen Produktionsanlagen hergestellt. Das Erweitern unserer Entwicklungs- und Fertigungskompetenz ist eine Säule unseres Erfolgs.

Geier: Seit 40 Jahren haben wir unsere fachliche Kompetenz beim Thema objektbezogenes Mischen aufgebaut, die im Gerätesektor ihresgleichen sucht. Jahrelange praktische Erfahrungen, unzählige Mischversuche, der permanente Austausch mit Anwendern und Herstellern der Bauchemie wurden zum Fundament für fast alle Lösungen zum Thema Mischen. Unsere Kompetenz ist die Beherrschung der Schnittstelle zwischen Material, Technik und Anwendung.

Unser Know-how stellen wir unseren Kunden gerne zur Verfügung. Unser beliebter Mischatlas, bisher in gedruckter Form erhältlich, wird demnächst als webgestütztes Medium zur Verfügung stehen: die Collomix-App für mobile Endgeräte.

FT: Collomix ist eine starke Marke in Deutschland. Wo wollen Sie wachsen?

Kiefer: Wir sehen in erster Linie Potenziale in den Auslandsmärkten, aber auch im Inland bearbeiten wir nach wie vor Marktsegmente, die entsprechende Chancen eröffnen. Neue Produkte spielen hierbei eine wichtige Rolle.

FT: Welche Fertigungstiefe haben Sie?

Geier: Bei den Rührern haben wir eine große Fertigungstiefe. Bei den Maschinen sind es letztlich Montagearbeitsplätze, da wir seit langem auf das Prinzip der verlängerten Werkbank setzen. Ob Blechbearbeitung oder Gussteile - die Entwicklung findet bei uns im Hause statt, aber die Teile werden zugeliefert. Ein Beispiel: Bei den Motorgehäusen der Handrührwerke gehören uns die Spritzgussformteile, aber wir lassen von einem Spezialisten fertigen.

FT: Wie viele Rührer produziert Collomix jährlich?

Kiefer: Mehr als 1 Mio. im Jahr. Die Eigenmarkenfertigung für Handels- und Industriekunden ist von großer Bedeutung für Collomix. Viele Mischwerkzeuge stammen aus unserer Produktion. Bei den Rührquirlen haben wir tatsächlich die höchste Fertigungstiefe. Wir kaufen den Rohstahl als Stangenware ein. Das Verformen, Schweißen und Pulverbeschichten findet in unserer Produktion statt, auf weltweit einmaligen Fertigungsanlagen. Bei den Handrührgeräten und bei den Großgeräten steht die Montage im Vordergrund.

FT: Wie viele Mitarbeiter hat Collomix?

Geier: Die Zahl unserer Mitarbeiter ist auf 100 angewachsen. Im Unternehmen bilden wir Industriekaufleute, technische Produktdesigner und Fachkräfte für Lagerlogistik aus. Der Vertrieb an den qualifizierten Fachhandel in Deutschland erfolgt mit unserer eigenen Vertriebsmannschaft. Hier zählen die maßgeblichen Gruppen im Baustoff- und Baugerätehandel zum Kundenkreis. Im Auslandsgeschäft arbeiten wir überwiegend mit Distributeuren vor Ort zusammen.

FT: Haben Sie unter dem Fachkräftemangel zu leiden?

Geier: Das ist bei uns ein Thema, das uns in erster Linie im gewerblichen Bereich betrifft. Für unsere Mitarbeiter aus der Logistik oder der Metallbearbeitung sind die Verlockungen von benachbarten Automobilherstellern groß. Auf die Situation müssen wir reagieren. Wir bilden unseren Nachwuchs selbst aus oder schulen Mitarbeiter z.B. zum Werkzeugmechaniker um. Im Bereich Administration spüren wir den Fachkräftemangel weniger. Wir haben aber auch Mitarbeiter, die Vorteile darin sehen, sich in einem mittelständischen Unternehmen einzubringen und eine größere Entfaltungsfreiheit zu haben.

Kiefer: Viele wählen ihren Arbeitsplatz bewusst in einem kleineren Unternehmen, weil sie die Erfahrung in größeren bereits gemacht haben. In den Bewerbungsgesprächen ist das ein häufig genannter Grund. Insofern bietet eine familiengeführte Firma mit wenigen Hierarchiestufen große Entfaltungsmöglichkeiten für den Einzelnen.

FT: Wie erfolgreich ist Collomix im Ausland?

Kiefer: Wir liefern in über 45 Länder weltweit, wobei die zentraleuropäischen Märkte einen Schwerpunkt bilden. Seit 2014 haben wir in den USA eine eigene Vertriebsniederlassung eröffnet. Für den französischen Markt arbeiten wir seit Juli 2015 in einer gemeinsamen Vertriebsorganisation mit Stabila Messgeräte zusammen. Unsere aktuelle Exportquote beträgt 53 %.

FT: Lassen Sie uns zu den Produkten kommen. -Beschäftigt sich Collomix mit der Entwicklung von Akkugeräten?

Geier: Akkugeräte sind derzeit in aller Munde - auch wir beobachten den Markt und die Anforderungen der Handwerker. Man muss dazu sagen, dass das Mischen andere Anforderungen an Handgeräte stellt als das Schrauben mit bekannten Akkuschraubern. Das Mischen mit einem Handrührer dauert in der Regel drei Minuten. Es muss deshalb schon ein sehr leistungsfähiger Akku sein, um eine entsprechende Mischleistung dauerhaft abrufen zu können. Wir fragen uns, ob Verarbeiter bereit sind, in ein spezielles Rührgerät auf Akkubasis zu investieren.

FT: Wie zufrieden sind Sie mit dem Absatz des 2015 eingeführten Trockenmörtelmischers Levmix?

Kiefer: Wir sind mehr als zufrieden. Wir hatten mit einer deutlich geringeren Jahresmenge gerechnet. Das Produkt hat uns sehr positiv überrascht - obwohl überrascht eigentlich nicht, aber dass so viele Anwender auf das Produkt anspringen, hat uns dann ein wenig überrollt.

FT: Wird es eine Weiterentwicklung des Levmix geben?

Geier: Aus der praktischen Erfahrung gibt es immer wieder Anregungen oder neue Einsatzfelder, die eine technische Anpassung einer Maschine notwendig machen. Das können wir relativ schnell angehen, falls es notwendig wird, wie durch größere Räder für unebene Untergründe. Generell ist der Levmix aber absolut gelungen, was uns die Nachfrage bestätigt. Es muss immer berücksichtigt werden, welche Mengen der Handwerker in einem sinnvollen Zeitraum verarbeiten kann. Da ist ein größeres Gerät möglicherweise nicht unbedingt hilfreich.

FT: Gibt es beim zweispindeligen Duo-Rührwerk etwas Neues?

Geier: Ja, wir haben die Reihe nach unten etwas abgerundet und seit einem Jahr mit der XO 33 ein kompakteres Gerät im Programm.

Kiefer: Für viele Anwender war die XO 55 zu groß. Wir sind den Anwenderhinweisen nachgegangen und haben ein leichteres Gerät mit kleineren Mischwerkzeugen aufgelegt.

FT: Sie hatten vor drei Jahren einen Betonschleifer eingeführt. Geplant war, weitere Produkte für die Oberflächenbearbeitung folgen zu lassen. Ist das erfolgt?

Geier: Wir haben aktuell den neuen Betonschleifer CMG 1700 zur Marktreife geführt. Ein sehr leistungsstarkes Gerät, das uns hier den Boden im wahrsten Sinne des Wortes weiter bereiten soll.

Kiefer: Den Vorgänger haben wir letztes Jahr auslaufen lassen und eine eigene Entwicklung angestoßen, die im November 2015 abgeschlossen wurde. Weitere Geräte werden folgen.

FT: Collomix beteiligt sich beispielsweise an der erfolgreichen Schulungstour von Bostik. Gibt es andere Beispiele für Partnerschaften?

Geier: Ja, Ceresit hat im Januar 2016 bei uns im Haus eine ganze Schulungsreihe durchgeführt. Wir arbeiten unter anderem mit Ardex, PCI, Sika, Sopro Bauchemie und Schönox zusammen. Wir sprechen sehr intensiv mit zahlreichen Materialherstellern.

Kiefer: Collomix wird die Anwendungstechnik weiter ausbauen, weil sie die Basis bildet für die Beratungstätigkeit bei unseren Kunden. Wir waren im vergangenen Jahr auf sehr vielen Handwerkerschulungen vertreten und sind dabei an personelle Grenzen gestoßen. Deshalb haben wir uns in diesem Bereich für eine personelle Umorganisation entschieden. Unter anderem hat Rainer Füger die Leitung unseres neuen Anwendungszentrums übernommen. Er ist schon lange Jahre bei uns tätig, kommt aus dem Vertrieb und hat sich mit großem Erfolg in die Anwendungstechnik eingearbeitet. Er ist auch zuständig für unsere Anwendungstechniker.

Collomix im Überblick
Collomix Rühr-und Mischgeräte GmbH
Daimlerstraße 9
85080 Gaimersheim
Tel.: 0 84 58 / 32 98-0
Fax: 0 84 58 / 32 98-30
E-Mail: info@collomix.de
Web: www.collomix.de

Gründungsjahr: 1974
Mitarbeiterzahl: 100
Umsatz 2015: rund 25 Mio. EUR
Geschäftssegmente: Bau- und Industriemischtechnik
Geschäftsführer: Alexander Essing und Jörg Kiefer
Marketingleiter: Herbert Geier
aus FussbodenTechnik 02/16 (Wirtschaft)