Factory Outlet Center

Preisdruck der Schnäppchen-Paradiese ärgert Fachhändler immer mehr


Köln. Factory Outlet Center (FOC) sind auch für die Haustextil-Branche zu einem interessanten Absatzkanal geworden. Denn in den letzten Jahren haben in Deutschland und im grenznahen Ausland diverse FOC ihre Tore geöffnet. Aktuell gibt es allein im Inland zwölf Standorte. Diese Entwicklung beunruhigt den Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE), denn bereits jetzt ziehen die FOC Millionen Schnäppchenjäger an und die dort getätigten Umsätze fehlen dann dem Fachhandel.

Der Trend dürfte sich dem BTE zufolge noch verschärfen. Weitere zwölf FOC-Standorte seien in der Planung, so der Verband. Sollten alle realisiert werden, würde praktisch jeder deutsche Textilhändler im Einzugsgebiet eines Fabrikverkaufszentrums liegen und von dessen Umsatzsog mehr oder weniger stark betroffen sein, befürchtet man seitens des BTE. Sehr kritisch bewertet der Verband, dass die Verbreitung von Outlet-Centern die Bereitschaft der Kunden, reguläre Preise zu zahlen, weiter verringern würden.

Dennoch scheint sich die Mehrheit des Handels notgedrungen mit der Existenz der Center abgefunden zu haben. Das betrifft vor allem Modehäuser, die mit ihren Lieferanten die Rücknahme nicht abverkaufter Ware vereinbart haben. Schließlich muss man dem Industriepartner dann auch Möglichkeiten einräumen, die Restanten zu vermarkten. Unproblematisch für den Modehandel sind insofern jegliche Fabrikverkäufe, die sich auf fehlerhafte und entsprechend gekennzeichnete Ware beschränken.

Mit der zunehmenden Zahl an FOC wird es nach Auffassung des BTE allerdings immer unglaubwürdiger, dass die dort angesiedelten Markenläden allein dem Abschleusen von Restanten, B- und Altware dienen.

Nach BTE-Erkenntnissen müssen die Mieter nämlich vielfach detaillierte Umsatzplanungen einreichen, was bei zunehmender Zahl der Geschäfte, so der Verband, wohl nur mit eigens dafür produzierter Ware möglich sein dürfte.

Diese Vermutung wurde im letzten Jahr auch vom RTL-Verbrauchermagazin "Nicht mit uns" bestätigt. Ein türkischer Zulieferer von Markenherstellern behauptete, dass 70 bis 80 Prozent der Bekleidung in Outlets extra für diese produziert würden. Andere Branchenbeobachter gehen laut RTL von 30 bis 40 Prozent eigens produzierter Outletware aus. Zudem liegt nach Expertentests deren Qualität deutlich niedriger als beim "Original", was dann auch die tieferen Preise erklärt.

Nach Ansicht des BTE ist dies ein Irrweg. Minderwertige Ware als vermeintliches Marken-Schnäppchen an unkritische oder unwissende Kunden zu verkaufen, sei kein nachhaltiges Geschäftsmodell. Es diskreditiere vielmehr die Preisgestaltung des seriösen Fachhandelspartners und schädige damit auch das Image der Marke.

Der BTE appelliert deshalb an alle Lieferanten mit Stores in FOC, dass die angebotenen Modelle grundsätzlich nur aus Warenrücknahmen stammen sollten. Keinesfalls sollten die Lieferanten gezielt, eventuell gar minderwertige Ware für FOC produzieren. Außerdem dürfe nach Auffassung des Verbandes keine aktuelle Ware angeboten werden. Zwischen Auslieferung an die Handelspartner und dem Angebot in einem FOC sollten mindestens sechs Monate liegen.

Ein weiterer Aspekt: Im Einzugsgebiet eines FOC wird für den Fachhandel das Vermarkten von Altware sehr schwierig. Den ansässigen Handelspartnern sollte daher angeboten werden, nicht verkaufte Ware am Saisonende zurückzunehmen, appelliert der BTE an die Industrie. Tatsächlich hätten in der Vergangenheit einige mittelständische Modehändler in einer solchen Situation entsprechende Abkommen vereinbaren können.
aus Haustex 05/16 (Wirtschaft)