Internationale Baumwolltagung Bremen

Baumwolle weiter unter Preisdruck


Bremen. Mehr als 400 Teilnehmer aus 40 Ländern waren angereist, um sich im Rahmen der von der Bremer Baumwollbörse und dem Faserinstitut Bremen organisierten 33. Internationalen Baumwolltagung über die neuesten Trends beim Absatz und bei der Weiterverarbeitung von Baumwolle auszutauschen. Unter dem Motto "Cotton: Connecting High Tech and Nature" gab es im historischen Bremer Rathaus einen weiten Einblick in die Zukunft des natürlichen Rohstoffs Baumwolle. Sowohl das Programm als auch die Kommunikation stimmten. Dies, so die Veranstalter, wurde von Besuchern spontan bestätigt.

Seit Jahren sinkt der Marktanteil von Baumwolle gegenüber seinem Erzrivalen Polyester. Angesichts der Tatsache, dass die Polyesterpreise in jüngster Zeit stärker gefallen sind als die der Baumwolle, belastet das die Wettbewerbsfähigkeit der Naturfaser. Hier muss durch die Entwicklung innovativer Baumwollprodukte aktiv gegengesteuert werden. Wir müssen die Akzeptanz der Baumwolle verbessern und ihren Wert und ihre Vorteile hervorheben", fordert Ernst Grimmelt, Präsident der Bremer Baumwollbörse, anlässlich der Tagungseröffnung.

Tyler Cole von Olah, einem der führenden internationalen Beschaffungsunternehmen für Jeanswear und Freizeitbekleidung, wies auf das wachsende Interesse der Konsumenten an nachhaltigen Fertigungsmethoden innerhalb der textilen Beschaffungskette hin. Dies gelte in den USA insbesondere für den Premium-Markt. Wer in der Lage sei, diesen Wünschen mehr und mehr gerecht zu werden, wäre mit seinem Unternehmen mit Blick auf die Zukunft gut gerüstet. Helmut Fischer, Abteilungsleiter im deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, erläuterte die Ziele des bestehenden Bündnisses für nachhaltige Textilien und für mehr Transparenz innerhalb der Lieferketten.

Baumwolle steht im Wettbewerb insbesondere mit Kunstfasern, bei denen es vielfältige Produktentwicklungen gibt, wie Bruna Angel von PCI Fibres hervorhob. Die Vertreter der Baumwollwirtschaft unterstrichen deshalb, nur wenn es gelänge, den Mehrwert der Baumwolle in den Augen des Verbrauchers zu steigern, wäre ein Rückgang des Marktanteils von Baumwolle in Grenzen aufzuhalten.

Ein Weg dem Druck auszuweichen, sieht Marc Messura, Vice President bei Cotton Incorporated, in der Möglichkeit, Baumwollprodukte für Verbraucher interessanter zu gestalten und anzubieten. Baumwolle verfüge bereits über vorteilhafte natürliche Eigenschaften. Fügte man ihr durch technische Ausrüstungsverfahren weitere Eigenschaften mit zusätzlichem Nutzen hinzu, käme dies im Vergleich zu Produkten aus Kunstfasern vorteilhaft zur Geltung, so Messura.

Von Grüner Biotechnologie überzeugen

Die Vorträge mit anschließender Diskussion über neue Technologien im Rahmen der Baumwoll-Saatzüchtung machten deutlich, dass es neben den bereits seit Jahren eingesetzten Saaten aus klassischer und transgener Züchtung viele neue produktivere Verfahren gibt. Dazu gehören das Smart Breeding oder die CRISPR-Technologie. Sind DNA-Codes bei auswählten Pflanzen bekannt, kann eine Abschwächung oder Verstärkung von Eigenschaften mit modernster Technik vergleichsweise kostengünstig vorgenommen werden. Dies gilt zum Beispiel für Schädlings- und Unkrautresistenz, die Verbesserung des Nährstoffgehaltes oder die Pflanzengesundheit.

Hierzu informierten Rafiq Chaudhry vom International Cotton Advisory Committee und Kater Hake von Cotton Incorporated auf der einen sowie Dirk Zimmermann von Greenpeace auf der anderen Seite über neue fortschrittliche Wege im Hinblick auf die Zukunft. Dies könnte zu einer Steigerung der Akzeptanz grüner Gentechnik durch die Verbraucher führen, die in allen Ländern Europas aus verschiedenen Gründen mehrheitlich nicht vorhanden ist.

Die Baumwollproduktion ist durch stark schwankende Ernteerträge in einzelnen Weltregionen geprägt. Während Australien und Brasilien mit den welthöchsten Baumwollerträgen von mehr als 2.000 bis 1.700 Kilogramm pro Hektar arbeiten, fallen afrikanische Länder mit Hektarerträgen von 200 bis 300 Kilogramm, aber auch nach wie vor Indien, weit zurück.

Allan Williams von der australischen Cotton Research & Development Cooperation referierte unter diesem Aspekt über Möglichkeiten zur Steigerung von Erträgen von Baumwolle durch die Auswahl von Saatgut, das besser mit den lokalen Gegebenheiten korrespondiert, in Bezug auf Bodenfruchtbarkeit, verbessertes Wassermanagement sowie effizienten Schutz vor Pflanzenkrankheiten. Dabei könnten auch digital gesteuerte Kontroll-Techniken zum Einsatz kommen. Williams wies darauf hin, dass Methoden, die sich in einer Region als vorteilhaft erweisen, nicht notwendigerweise auch in anderen Regionen funktionieren.

Achtsamer Umgang im Baumwollanbau

Die Bremer Tagung ist den Veranstaltern zufolge mittlerweile dafür bekannt, dass auch unbequeme Themen transparent diskutiert werden. Einen Höhepunkt der Veranstaltung bildete darum die Diskussion zum Thema verantwortlicher Baumwollanbau. Hier ging es um verantwortungsvollen Schutz der Baumwollernte vor Krankheiten und Schädlingsbefall. Was bedeutet Pflanzenschutz überhaupt? Wird die Umwelt berücksichtigt? Welche Bedeutung hat Forschung in diesem Bereich?

Verschiedene Experten sprachen über Chancen und Risiken im Rahmen eines nachhaltigen Baumwollanbaus. Alle Beteiligten berichteten über teilweise erhebliche Reduzierungen des Einsatzes von Pestiziden. Dies konnte vor allem dadurch erreicht werden, dass die im Baumwollanbau arbeitenden Menschen umfassend zum Thema Umgang mit Agrarchemikalien geschult wurden. Der Einsatz von Inputs sei nur dann notwendig, wenn es in Anbetracht der Situation geboten ist. Dabei kann integrierter Pflanzenschutz auch in Kombination mit biologischen Methoden durchaus zum Einsatz kommen.
aus Haustex 05/16 (Wirtschaft)