Merinos / Medipa

Starke Investition in Polyesterchip-Produktion


Der türkische Konzern Merinos mit Hauptsitz in Gaziantep ist der größte Maschinenweber weltweit. Von nichts kommt nichts: Das vollstufige Unternehmen mit eigener Garnproduktion entwickelt ständig neue Produkte. Die intensive Zusammenarbeit mit Deutschland und Zentraleuropa erfolgt über den Standort Troisdorf. Hier ist man mit einem perfekt organisierten Unternehmen sehr gut aufgestellt.

Merinos-Teppiche findet man bei vielen großen Händlern: mal unter dem Herstellernamen, mal als Eigenmarke. Die Vertriebstochter Medipa Handels GmbH am Standort Troisdorf hat sich in den letzten Jahren in Zentraleuropa etabliert und genießt einen guten Ruf. Hinter dem breiten, schnell drehenden und sich ständig wandelnden Sortiment steckt ein gut vernetztes Entwicklerteam aus verschiedenen Produktionssparten, von der Garnherstellung übers Weben bis hin zum Finishing.

"Wir wollen der größte Chip- und Faserproduzent werden"

Der Konzern stellt inzwischen sogar eigene Ausgangsmaterialien für die Garnproduktion her: 2015 übernahm Merinos große Anteile der Sasa-Group, des größten Polyesterchip-Produzenten der Türkei. Bisher waren die Sasa-Polyesterchips ausschließlich in der Oberbekleidung zum Einsatz gekommen. "Wir haben dann kräftig in die Weiterentwicklung investiert, um die Polyesterchips auch zu Teppichfasern und -garnen verarbeiten zu können", erklärt Caglar Kepekci, Geschäftsführer Medipa. Das ehrgeizige Ziel dabei: "Wir wollen der weltweit größte Polyesterchip- und Faserproduzent werden, also den momentan sehr starken chinesischen Anbietern den Rang ablaufen." Die Garne sollen dann nicht mehr nur dem Eigenbedarf dienen, sondern auch verkauft werden.

Aus Sicht von Merinos sind Polyestergarne in der Webteppichbranche "stark im Kommen". Bisher macht Polypropylen mit rund 80 % auf dem europäischen Markt den weitaus größten Anteil aus, gefolgt von Acryl mit 10 %; Polyester liegt derzeit noch bei rund 10 %. Aber das wird laut Kepekci nicht so bleiben: "Wir rechnen hier mit großen Zuwächsen, vor allem bei den weichen Microfaserteppichen." In Sachen Polypropylen ist Merinos bereits hervorragend aufgestellt: In und um Gaziantep produzieren mehrere eigene Werke das beliebte Garn.

Ganzheitliche Designentwicklung

Designentwicklung bedeutet mehr als nur neue Farbtöne einzuführen oder ein Musterdetail von links nach rechts zu verschieben. Bei Merinos pflegt man einen Ansatz, der die Weichensteller aus allen Bereichen miteinander an einen Tisch bringt: Farbexperten, Garnentwickler, Designer und Ingenieure aus der Webtechnik befinden sich in der Entwicklungsabteilung im ständigen Austausch miteinander, gehen aktuellen Farbtrends nach und entwickeln Probestücke. Ein derartiger Austausch ist überhaupt nur möglich, weil Merinos als vollstufiger Produzent den Teppich von den Rohstoffen bis zum Finishing selbst prägt. Gleichzeitig ist man sich der sehr unterschiedlichen Geschmäcker im türkisch-nahöstlichen Raum einerseits und im europäischen Raum andererseits bewusst und orientiert sich an entsprechenden Trendvorhersagen.

Klar, dass bei Neuentwicklungen die Garne einen hohen Stellenwert einnehmen. Sehr beliebt ist bei Merinos zurzeit eine hochwertige, besonders weiche Polypropylen-Ware. Durch die aufwendigere Herstellung ist das Produkt allerdings kostenintensiver und insofern auch erklärungsbedürftiger. "Bei solchen Neuheiten müssen wir ein bisschen Geduld mitbringen, bis der Handel und letztlich der Endverbraucher sie annimmt. Aber das Warten lohnt sich." Gern experimentiert die Entwicklungsabteilung mit Kombinationen aus verschiedenen Fasern und Garnen. Auch hier ist die eigene Garnproduktion von Vorteil, die sehr flexibel auf verschiedene Anforderungen reagieren kann.

So sind beispielsweise die sehr plastischen Kollektionen Ibiza und Thema entstanden, die PP-Heatset- und Polyester-Schrumpfgarne miteinander kombinieren und die bei Merinos zurzeit stark im Fokus stehen. Die Kombination unterschiedlicher Materialien erzeugt bewegte Hoch-Tief-Strukturen und ein lebhaftes Farbspiel. Mal hell und dezent (bei Ibiza) und mal farbenfroher und klassisch-floral (Thema). Nachdem der Verkauf zunächst etwas zögerlich angelaufen sei, seien die Kollektionen in den letzten Monaten "durch die Decke gegangen". Entsprechend sieht Merinos in diesem Bereich noch viel Potenzial.

Das Erfolgsthema Kinderzimmerteppich und handgecarvte Teppiche pflegt Merinos weiterhin stark. Hier tauchen jetzt die aktuellen Pastelltöne auf, dazu einige neue Designs. Die "Evergreens" sind aber weiter dabei: Eule, Schmetterlinge und das Dschungelthema funktionieren nach wie vor sehr gut.

Perfekt organisiertes Lager mit viel Service

Medipa - so heißt die deutsche Vertriebsgesellschaft, die Merinos-Teppiche nach ganz Europa liefert. Sitz der Gellschaft ist Troisdorf; hier bietet das 40.000 m2 große Grundstück zurzeit 15.000 m2 Lagerfläche. Jetzt, wo die erste große Investition in das Lager gestemmt ist, geht es gleich weiter: 2017 soll eine neue Halle mit rund 10.000 m2 entstehen.

In der Hochsaison hält man bis zu 1.000.000 m2 Teppiche vor. Rund 4.000 Artikel können innerhalb von wenigen Werktagen an 3.000 Punkte in ganz Europa geliefert werden; sein Hauptsortiment hat Medipa immer in mehreren Größen auf Lager. In der Saison fahren täglich zwei bis drei LKW von Gaziantep nach Troisdorf, große Bestellungen werden direkt zum Kunden gebracht.

Für den reibungslosen Ablauf am Lager sind 45 Mitarbeiter zuständig; eine eigens für Medipa entwickelte Hightech-Software sorgt für hohe Flexibilität.


Merinos - das Unternehmen
Merinos mit Hauptsitz in Gaziantep ist der größte türkische Maschinenweber: Rund 50 Mio. m2 produzieren die Werke in Gaziantep und Rostov jährlich. Ca. 2 Mrd. USD setzt die Gruppe mit Teppichen, Möbeln, Garn, Heimtextilien und Teppichboden um. Mit Sasa hat die Gruppe ca. 7.000 Mitarbeiter. Über die deutsche Vertriebstochter Medipa in Troisdorf bedient Merinos seit zehn Jahren den europäischen Teppichmarkt. Heute liegt die Geschäftsführung in den Händen des Ehepaars Banu und Caglar Kepekci.

Merinos ist auch sozial sehr engagiert. Im Jahr 2005 hat Merinos ca. 1.000 Mitarbeiter aus Gaziantep mit ihren Familien in ein Fünf-Sterne-Hotel in Antalya zu einer Woche All-Inclusive-Urlaub eingeladen. Viele konnten dadurch zum ersten Mal am Meer Urlaub machen. Außerdem konnten alle Mitarbeiter, die mindestens 10 Jahre im Unternehmen beschäftigt waren, von einem Wohnungssubventionsprojekt profitieren. Viele der Mitarbeiter wohnen immer noch in diesen Wohnungen. Zusätzlich baut die Merinos Gruppe zahlreiche Schulen, Kliniken und Moscheen in der Türkei.
aus Carpet Magazin 01/17 (Wirtschaft)