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Rutschsicherheit von Böden wird häufig unterschätzt


Es gibt eine Schnittstelle zwischen der Planung und Ausführung von Estrich- und Belagsarbeiten, die lebensgefährlich sein kann. Die Rutschsicherheit von Estrichen, Industrieböden, Fliesenbelägen und anderen Fußböden wird bereits planmäßig häufig vernachlässigt. Die Folge kann eine Nutzfläche "mittlerer Art und Güte" sein, die im Falle von Personenschäden zu ungeahnten Haftungsfolgen führt, wenn nicht planmäßig und ausführungstechnisch Rutschsicherheit hergestellt wird. Der Ausweg kann nur sein, Planern, Flächenbetreibern und Unternehmern einen Leitfaden zur Umsetzung ihrer Pflichten aus den staatlichen Arbeitsschutz- oder Unfallverhütungsvorschriften zu geben.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat 2011 die Vorschrift BGI/GUV-I 8687 herausgegeben, die als Verfahren zur Ermittlung des Ausgleit-
widerstands ein nach DIN 51131 und EN 13893 genormtes Gleitmessgerät vorsieht. Ein Beispiel dafür ist das GMG 200. Ein Gleitreibungswert muss ausgeschrieben werden und vor Ort bei Abnahme oder im Zweifelsfall überprüfbar sein.

Der Hintergrund
Gleitreibungswert entscheidend

Das Gleitmessgerät GMG 200 wird mit wechselbaren Gleiter-Baugruppen für Trocken- (Leder) und Nassmessungen (SBR-Gummi) geliefert, die unter den motorisiert angetriebenen Gerätekörper geschraubt und mit gleichbleibender Geschwindigkeit über eine Strecke (32 bis 100 cm) des zu prüfenden Bodens gezogen werden. Die gemessene Größe ist der Gleitreibungskoeffizient. Er ergibt sich aus der Zugkraft, die nötig ist, den Gerätekörper mit bekannter Masse über die Messfläche zu ziehen.

Eine ausreichende Rutschhemmung ist nach den "Wuppertaler Kennwerten für Gleitsicherheit" ab einem ermittelten -Wert von >0,45 erreicht. Zu beachten ist, dass sehr hohe -Werte wiederum das Risiko des Stolperns und des Gelenkverschleißes des Stütz- und Bewegungsapparats steigern. Sollte der -Wert unter 0,45 liegen, gibt die BGI/GUV-I 8687 Handlungsempfehlungen, um die Rutschsicherheit herzustellen.

Mein Tipp
Messung vor Ort den Vorzug geben

Die Messung vor Ort ist im Gegensatz zur Messung unter Laborbedingungen, wie beispielsweise auf der schiefen Ebene, vorteilhaft, da die äußeren Einflussfaktoren, wie Luft- und Bodenfeuchte sowie Luft- und Bodentemperatur direkten Einfluss auf das Messergebnis haben. Da ein Bodenbelag selten völlig homogen ist, bieten sich Messungen auf unterschiedlichen Bodenzuständen an. Es die einzige Methode, Böden im Betriebszustand auf ihre Ausgleitsicherheit zu prüfen.
aus FussbodenTechnik 04/17 (Wirtschaft)