Sunvision GmbH

Industrie und Handel im Doppelpack


Mit dem Plissee-Konfektionär Sunvision und dem gehobenen Einrichtungshaus Lohmüller Licht & Wohnen besetzt das Inhaber-Duo Markus Sprang und Bernd Ruch erfolgreich zwei Geschäftsfelder.

Fällt in der Sonnenschutzbranche der Begriff "Garagenfirma", ist damit ein kleiner Konfektionsbetrieb gemeint. Demnach kommt die Plissee-Manufaktur Sunvision wie eine Garagenfirma aus dem Bilderbuch daher. Denn in der Startphase vor über sechs Jahren nutzte der Newcomer im südbadischen Lörrach eine 80 m2 große, ehemalige Garagenfläche für den Aufbau einer Fertigung.

"Wir haben bei null begonnen. Heute machen wir rund 1.000 Plissees jeden Monat", erklären Markus Sprang und Bernd Ruch, die geschäftsführenden Inhaber von Sunvision. Zusammen mit sieben Mitarbeitern können sie "rund 1 Mio. EUR Umsatz" für das vergangene Jahr verbuchen. "Ein kleines Wachstum ist noch drin", legt man Wert auf eine "insgesamt gesunde" Entwicklung. Das Potenzial dafür ist vorhanden, denn längst wird an einem anderen Standort produziert: In einer angemieteten Gewerbehalle im Lörracher Ortsteil Hauingen bieten über 4.000 m2 Platz für die Maßanfertigung von Plissees sowie Wabenplissees der Marke Duette.

Die umgebauten Garagen in der innerstädtischen Tumringerstraße 286 sind ein wichtiges Detail in der Historie des Unternehmens. Denn sie gehören zum Gebäudekomplex von Lohmüller Licht & Wohnen, dem zweiten Standbein der beiden aufstrebenden Geschäftspartner. Im Jahr 2011 haben sie nicht nur gemeinsam Sunvision gegründet, sondern auch ein Einrichtungshaus mit angeschlossener Raumausstattung übernommen. Zuvor war der im High-End--Segment positionierte Inneneinrichter über 85 Jahre im Besitz der Familie Lohmüller; gegründet als Sattler- und Tapezierwerkstatt in Lörrach, einer Stadt mit heute knapp 50.000 Einwohnern direkt an der Schweizer Grenze. Den angestammten Namen "Lohmüller" als eingeführte Marke hat man beibehalten (siehe Seite 144).

Markus Sprang und Bernd Ruch waren über sechzehn Jahre Arbeitskollegen bei einem Schweizer Sonnenschutz--Hersteller und dort jeweils in wechselnden leitenden Positionen tätig. Der Sprung in die Selbstständigkeit sei "relativ flott" gegangen, wenn auch mit beachtlichen Investitionen "im hohen sechsstelligen Bereich" verbunden gewesen, die für das Fachgeschäft samt Inventar und Lagerbestand in die Hand genommen werden mussten. "Ursprünglich lag unser Fokus ja auf einer reinen Plissee-Produktion - auch aus alter Liebe zum Sonnenschutz", sagen beide. Doch die Übernahme von Lohmüller Licht & Wohnen habe die Chance eröffnet, mit Industrie und Handel im Doppelpack zwei unterschiedliche Geschäftsfelder zu besetzen.

Die Aufgabengebiete der völlig gleichberechtigt agierenden Inhaber sind klar abgesteckt: Diplom--Betriebswirt Markus Sprang managt das Tagesgeschäft bei Sunvision, während sich Raumausstatter-meister Bernd Ruch um das Einrichtungshaus kümmert. Wichtige Entscheidungen werden untereinander beraten und abgestimmt.

Mit Hunter Douglas-Lizenz erfolgreich

In der Produktionshalle von Sunvision stehen zwei Fädeltische, Spezialmaschinen und Werkzeuge für die Maßfertigung von Plissees und Duette Wabenplissees des Lizenzgebers Hunter Douglas. Die eingesetzten Komponenten basieren auf der EOS-Technik (EOS = effektiv optimiertes System), die der marktführende niederländische Sicht- und Sonnenschutz-Hersteller entwickelt hat. "Für uns ist EOS das beste System, das es in Europa gibt", meint Markus Sprang und lobt die hochwertigen Bauteile wie Schienen, Federn, Endkappen, Spannschuhe, Träger und Schnüre.

Beim Markteintritt sei man sich darüber im Klaren gewesen, "dass wir ein Premium-Produkt bringen müssen, sonst kommen wir als Nachzügler nicht in den Fachhandel hinein." In der Anfangsphase war der 51-Jährige zum Kundenaufbau selbst von Ort zu Ort: "Klinken putzen. ,Guten Tag, brauchen Sie Plissees?’" Und natürlich belieferte Sunvision zuerst das eigene Einrichtungshaus. "Diese Verbindung von Produzent und Einzelhandel ist für uns ideal, weil wir bei Lohmüller zuhauf Plissees verkaufen und deshalb wissen, was der Endkunde will."

Einen Sprung nach vorne brachte die Vertriebs-kooperation mit Gerster in Biberach. Der Außendienst des Deko- und Gardinenherstellers vermarktet neben den eigenen Sortimenten auch Sunvision Plissees. Eine Win-Win-Situation für beide Unternehmen, denn nach Auftragseingang läuft die gesamte Abwicklung über den Konfektionär. Gerster als größter Kunde, steuere aktuell "rund 50 %" zum Jahresumsatz von Sunvision bei. Neben dem deutschen Markt ist man auch in der Schweiz, Italien, Israel und Holland aktiv. In den Niederlanden kümmern sich zwei Gerster-Außendienstler um die Akquise, unterstützt von der Tochter von Markus Sprang. Sie lernt deshalb fleißig Niederländisch.

Der Lörracher Konfektionär hat das gesamte Plissee- und Duette-Programm von Hunter Douglas übernommen - alle Qualitäten, Anlagenformen und Technik-varianten inklusive regelmäßiger Updates. Auf den beiden zugehörigen Kollektionsordnern - einer für Plissee, einer für Duette - prangt das gelb-schwarze Sunvision-Logo. Die Stoffmuster in den Katalogen sind nach Transparenzgraden sortiert. Gängige Plissee-qualitäten hat der Verarbeiter "zu 60 bis 70 %" lagernd. Ansonsten greife man auf den Couponservice des niederländischen Konzerns zurück. Die maximale Liefer-zeit für fertig konfektionierte Anlagen wird mit zehn Arbeitstagen angegeben. Bei Bedarf repariert der Betrieb zudem Plissee-Systeme anderer Markenhersteller.

Preiskampf - nein Danke

Auf Besteller-Produkte angesprochen, hebt Markus Sprang das Duette Wabenplissee hervor. "Es wirkt wohnlicher", argumentiert er und beobachtet hier insbesondere in den Niederlanden eine zunehmende Nachfrage. Bei Sunvision habe Duette mit rund 60 % Umsatzanteil das einfache Plissee sogar bereits überholt. Voll des Lobes ist der Firmenchef für die erfolgreiche Duette Werbekampagne von Hunter Douglas. Weniger gut findet er hingegen, wenn andere Textilhersteller Duette-Stoffe kopieren und zu Dumpingpreisen anbieten. "Wir setzen auf Originalware, weil wir die beste Qualität verkaufen wollen."
Als kleine Manufaktur verfolgt Sunvision die Philo-sophie, mit Dienstleistung und individueller Kunden-betreuung zu punkten. "Es ist mir wichtig, dass ich noch persönlich ans Telefon gehen und Fragen beantworten kann", sagt Markus Sprang. Häufig schicken ihm Raumausstatter per SMS oder Whatsapp Bilder von schwierigen Montage-situationen mit der Bitte um eine schnelle Lösung. "Dadurch, dass wir klein sind, sind wir total flexibel und entscheidungsfreudig."

Die Tendenz, dass hierzulande Plissees nur noch über Rabatte verkauft würden, hält Sprang für bedauerlich. "Da wollen und können wir nicht mitmachen. Wir sind angewiesen auf Kunden, die Service mehr schätzen als zwei, drei Prozente mehr Rabatt."

Petra Lepp-Arnold
aus BTH Heimtex 07/17 (Wirtschaft)