Condor Group

35 Mio. EUR für die Zukunft


Ob neue Produkte, modernere Anlagen, geschickte Zukäufe oder größere Lagerkapazitäten: Die Condor-Gruppe ist mit textilen Belägen erfolgreicher denn je. Das soll so bleiben. Deswegen investieren die Niederländer 35 Mio. EUR bis 2018.

Eigentlich müssten die Verantwortlichen von Condor in diesem Jahr viel über die Zahl 25 reden. Denn der Teppichboden-, Nadelvlies- und Kunstrasenhersteller wurde vor einem viertel Jahrhundert von den Brüdern Gerrit und Jan Hoekman im niederländischen Genemuiden gegründet. Doch die Führungsmannschaft spricht derzeit viel lieber über eine andere Zahl: 35. So viele Millionen Euro investiert das Unternehmen bis 2018.

Davon profitieren auch die Kunden in Deutschland. Der hiesige Markt ist neben Großbritannien die wichtigste Absatzregion für Condor. Beliefert werden alle Handelsformen vom Discounter bis zum Großhandel. Vor allem mit den deutschen Grossisten pflegt die Gruppe enge Geschäftsbeziehungen. "Wir wissen ganz gut, was die Großhandelshäuser wünschen", erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter Jan Hoekman. Das sei zu allererst gute Qualität zu einem guten Preis.

Neues Logistikzentrum bis Mitte 2018

Gleichzeitig werde der Service immer wichtiger. Hier seien die Anforderungen und Ansprüche an die Teppichbodenindustrie gewachsen, stellt Jan Hoekman fest. Anstatt darüber zu klagen, stellen sich die Niederländer darauf ein. Ein großer Teil der 35 Mio. EUR wird deswegen für den Bau eines neuen Logistikzentrums in die Hand genommen. "Bis jetzt gestalten wir unsere Logistik gezwungener Maßen dezentral von mehreren Standorten in der Umgebung. Wir mussten teilweise auch Lagerhallen anmieten; eine Folge unseres großen Wachstums", skizziert Jan Hoekman jr., der wie seine beiden Brüder im Familienunternehmen tätig ist.

Bis Mitte 2018 soll das neue Logistikzentrum fertig sein. Es wird alle logistischen Arbeitsabläufe der Teppichboden-Tochter Condor Carpets unter einem Dach beheimaten und 50 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die Kapazität wird 80.000 Rollen betragen. Zudem ist es BREEAM-zertifiziert. Das ursprünglich aus Großbritannien stammende Bewertungssystem ist die in Europa meist verbreitete Klassifizierung für nachhaltiges Bauen.

Die Condor-Gruppe investiert auch im Produktsortiment verstärkt in die Themen Nachhaltigkeit und Wohngesundheit. "Neben der Produktqualität sind das Dinge, die in Deutschland eine wichtige Rolle spielen", betont Jan Hoekman jr.

Tufting-Tochter Condor Carpets hat auch deswegen einige Anstrengungen unternommen, das vom Prüfunternehmen Eurofins vergebene Label "Indoor Air Comfort" in der Gold-Ausführung zu bekommen. Mit Erfolg: Seit Anfang des Jahres darf das Unternehmen als erster niederländischer Hersteller von textilen Bodenbelägen alle seine Produkte damit versehen.

Das Zertifikat bestätigt die Einhaltung von Emissionsgrenzwerten für flüchtige, organische Substanzen (VOC). Es vereint die strengsten Anforderungen aller nationalen Zertifizierungen und freiwilliger Umweltzeichen in Europa sowie der Programme für nachhaltiges Bauen LEED und BREEAM. Die gesamte Condor-Gruppe darf bereits seit einigen Jahren alle Produkte mit dem deutschen Umweltzeichen Blauer Engel ausliefern.

Anti-Flecken-Kollektion Stainmaster

Ein praktischer Vorteil für die Endkunden ist, dass die textilen Bodenbeläge von Condor keine unangenehmen Gerüche abgeben. Ursache dafür ist in der Regel die Latex-Beschichtung. Die Gruppe mischt ihr Latex in eigens dafür installierten Anlagen selbst zusammen. Dadurch können die typischen Emissionen vermieden werden, erklärt Hoekman jr. In diesem Zusammenhang wurde auch eine weitere Beschichtungsanlage gebaut.

Condor Carpets bietet mit seinen Teppichböden nach eigenen Angaben weiteren Zusatznutzen für Handel und Endverbraucher. "Das Thema Schmutz und Flecken auf Teppichboden ist nach wie vor ein großes Thema. Hier halten sich beharrlich viele Vorurteile beim Endverbraucher", sagt Hoekman jr. Die Niederländer wollen diese Vorbehalte mit dem Stainmaster-Konzept entkräften. Wie auf der Domotex 2017 verkündet, produziert und vertreibt das Unternehmen Teppichböden mit der in den USA seit fast 30 Jahren bekannten spinndüsengefärbten Polyamid 6.6.-Faser Stainmaster exklusiv für Europa.

Das Besondere: Die Teppichböden haben durch den Einsatz der hochgedrehten, gekräuselten Fasern nicht nur ein weiches, voluminöses und dichtes Oberflächenbild. Während des Produktionsprozesses wird auch der Flor einer besonderen Beschichtung unterzogen. Das macht ihn nach Angaben des Garnherstellers und Lizenzgebers Invista äußerst schmutz- und fleckenabweisend sowie langlebig und leicht zu reinigen. Condor mustert die Stainmaster-Kollektion in vier Qualitäten mit der Beanspruchungsklasse 33 aus.

"Die ersten Stainmaster-Muster sind ab sofort in Deutschland verfügbar. Wir geben dem Großhandel damit ein Konzept an die Hand, mit dem er sofort in die Vermarktung gehen kann", sagt Inhaber Hoekman.

Die Verantwortlichen der Condor-Gruppe verlassen sich in ihrer Wachstumsstrategie nicht mehr allein auf Service, neue Produkte und modernes Produktionsequipment. Nach Béwé 2014 ist Timzo Anfang 2017 der zweite Wettbewerber aus dem eigenen Land, den Condor übernommen hat (siehe separater Bericht rechts). Der in Genemuiden beheimatete Polypropylen-Tufter verfügt über eine Faser-Extrusion. Damit ist die Firmengruppe jetzt bei Polypropylen-Garn (PP) vertikal voll integriert. Das bringe Unabhängigkeit, Flexibilität und Kostenvorteile, heißt es. Produkte aus PP tragen immerhin rund 70 % zum Gruppenumsatz bei.

Auch durch diese erneute Übernahme geht die Inhaberfamilie Hoekman für 2017 von einem weiteren Umsatzsprung auf voraussichtlich 450 Mio. EUR aus. Bereits 2016 stand ein "schöner Zuwachs" auf rund 400 Mio. EUR in den Büchern. Der deutsche Markt habe dazu in einem erheblichen Maße beigetragen. Dort sei man zweistellig gewachsen.

jochen.lange@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 09/17 (Wirtschaft)