BTZ Bamberg: Meisterkurs 2017, Teil 1

Zwanzig Charaktere – ein Ziel


Die Meisterplatte ist im Parkettlegerhandwerk der sichtbare Beweis der Qualifikation. Auch die 20 Teilnehmer des diesjährigen Meisterkurses im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Bamberg haben ihr ganzes Können in Design und Ausführung ihres Meisterstücks investiert. Denn sie wissen aus dem Vorbereitungskurs: Lehrgangsleiter Heinz Brehm sieht alles und lässt nichts durchgehen.

Stabparkett ist die Königsdisziplin des Parkettlegerhandwerks und knüpft an die in Schlössern und herrschaftlichen Häusern viel bewunderte, alte Handwerkstradition an. Das persönliche Ziel von Heinz Brehm, Obermeister der Innung Mittel- und Oberfranken und Leiter der Meisterkurse im BTZ, ist, die Qualität im Parketthandwerk durch anspruchsvolle Aus- und Weiterbildung zu bewahren und an die nächste Generation weiterzugeben. Daher hält er in seinen Lehrgängen unter anderem am Stabparkett fest. Was nicht bedeutet, dass die Meisterkurse im Althergebrachten verharren; vielmehr werden sie immer wieder überdacht und angepasst. In diesem Jahr wurden zwei Neuerungen in Teil 1 eingeführt.

Zum einen wurde ein Maschinenkurs integriert. Vielen Teilnehmern fehlt bei Stabparkett die Erfahrung in der Zuschneidetechnik, da es in der Praxis nur noch selten verlegt wird und zudem in einigen Bundesländern an den Berufsschulen kein praktischer Unterricht oder überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) stattfindet. Die Absolventen trafen sich daher bereits im Januar für eine Woche im BTZ und übten Serienschnitte. Ein Schnittmuster wie bei der bayerischen Gesellenprüfung war dann auch Bestandteil der Meisterprüfung in Bamberg.

Zum anderen sollten sich die Lehrgangsteilnehmer In einem frei formulierten Feedback zu den Kursbausteinen äußern und waren auch zu Verbesserungsvorschlägen und konstruktiver Kritik eingeladen. Nur so könne man die Qualität weiter anheben, sagt Brehm.

"Heinz Brehm hat uns im Kurs ordentlich gefordert, doch dadurch haben wir auch viel gelernt", erklärt Meisterkandidat Uwe Gonitianer; ebenso wie andere, mit denen sich Parkett Magazin am letzten Prüfungstag unterhalten hat. Die Gruppe im Alter von 20 bis 56 (!) zollte dem erfahrenen Handwerksmeister großen Respekt für sein Können und schätzt auch seinen persönlichen Einsatz, und seine Bereitschaft, ihnen sein Wissen weiterzugeben. Die 20 Teilnehmer haben ein halbes Jahr lang jedes zweite Wochenende Anfahrtswege bis zu 400 Kilometern auf sich genommen, um sich bei Brehm als Meister zu qualifizieren.

Wer will Parkettlegermeister werden?

In der Serie "Junge Meister" stellt Parkett Magazin regelmäßig Persönlichkeiten und ihren Werdegang zum Parkettlegermeister vor. Die Beweggründe sind unterschiedlich. Wer den finanziellen und zum Teil enormen zeitlichen Aufwand auf sich nimmt, hat auf jeden Fall ein klares Ziel. Wie der gelernte Schreiner Viktor Schmidt (43), der aus Leipzig angereist ist. Seit 2004 ist er selbstständig und weiß, dass der Meistertitel Gewicht bei Architekten und Privatkunden hat. Den Vorteil will er nutzen, denn: "Ich habe ausgerechnet, dass mich der Kurs mit sämtlichen Kosten einschließlich Arbeitsausfall, Übernachtung, Fahrt und der Anschaffung von Maschinen, die ich sonst nicht in meinem Betrieb einsetze, rund 15.000 EUR kostet."

Mehrere Teilnehmer haben keine klassische Parkettlegerausbildung. Der 49-jährige Dirk Nüssgen aus dem Hunsrück beispielsweise ist Bodenleger mit langjähriger Berufserfahrung. Die größte Herausforderung am Kurs war für ihn, sich selbst zu überwinden. Die Meisterqualifikation bedeutet für ihn eine Absicherung fürs Alter, wenn er die Arbeit auf der Baustelle aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr leisten kann. Sein Chef hat ihn auf die Idee gebracht.

Für den noch jungen Nikolai Eichwald ist der Gesundheitsaspekt schon jetzt Realität. Nach mehreren Operationen ist er berufsunfähig und kann nicht mehr auf der Baustelle arbeiten. Als Meister bleibt er in seinem Beruf und kann als Planer im Handwerk fungieren. Sein Arbeitgeber hat ihm eine entsprechende Position angeboten. Manfred Feldmann, der älteste Meisteranwärter, ist gelernter Zimmermann und war 22 Jahre bei BMW als Lackierer, bevor er sich vor acht Jahren als Raumausstatter selbstständig machte. Mit dem Parkettlegermeister will er sich noch einmal beweisen.

Uwe Gonitianer (44) ist gelernter Maler und fährt für diese Fortbildung von Lindau nach Bamberg. Sein Chef, für den er schon lange als Bodenleger tätig ist, will die Sparte im Unternehmen weiter ausbauen und auch darin ausbilden. Für seine Meisterplatte mit Blattgold-Einlagen ließ er sich von einem Boden in einem Medici-Palast inspirieren.

Eine lange Anreise nimmt auch Benjamin Klamert aus Gütersloh in Kauf. Der gelernte Parkettleger studierte nach dem Gesellenbrief Betriebswirtschaft und hat nach einer aufregenden Zeit als Manager eines anerkannten Künstlers dann doch den Betrieb seines Vaters übernommen. Das Design seiner Platte beschreibt er als spirituell beeinflusst von Leonardo da Vincis Blume des Lebens.

Weniger von Berufserfahrung, dafür vom Vorteil der gerade absolvierten Ausbildung, profitieren die drei bayerischen Landessieger der letzten Jahrgänge: Maximilian Erler, Manuel Thüringer und Maximilian Walter, der zudem Bundesieger 2016 wurde. Sie nutzen ihre Begabtenförderung der Handwerkskammern zur Finanzierung des Meisterkurses. Für sie bedeutet der Meistertitel noch nicht den Abschluss: Nächste Option ist die Qualifizierung zum Sachverständiger. Klassensprecher Peter Englhard tendiert dagegen mehr in Richtung Berufsschullehrer. Für diesen pädagogischen Ansatz muss der Sulzbacher noch ein Jahr in der Fachschule in Ansbach die Schulbank drücken. Der ein oder andere Kursteilnehmer wäre auch an der Weiterbildung zum Parkettrestaurator interessiert, um noch tiefer in die Materie einzusteigen. Doch die Kosten und der anschließende finanzielle Nutzen daraus klaffen auseinander.

Für keinen der Meisterkandidaten ist übrigens die von der Politik stark propagierte Gleichstellung des Meistertitels mit dem Bachelor ein Argument. Alle fühlen sich im Handwerk und als Handwerker wohl und sehen darin ihre Chance - besonders in der Zukunft. Denn wenn Handwerker rar und dementsprechend gefragt sind, wirkt sich das auf das Einkommen aus.

Aufwendige Designs prägen die Ausstellung

Sauber aufgereiht stehen die großen Meisterplatten aus Stabparkett mit der dazugehörigen Projektmappe und einer Arbeitsprobe in Linoleum im Flur des BTZ. Die Projektmappe enthält Skizzen und Angaben zum Entwurf, wie Zeichnungen, Belagsartenbeschreibungen, Materialberechnungen, Kalkulation, Verlegung, technische und Sicherheitsdatenblätter, eine Pflegeanweisung und das Abnahmeprotokoll. Einige Platten stechen besonders ins Auge, unter anderem die Raute von Andreas Schott. Das dreidimensional wirkende Design und die eingelegten Spiegel sind perfekt auf die Form abgestimmt. Allerdings nicht für die Raumhöhe des BTZ, denn die Platte muss entgegen dem Konzept als Querformat aufgebaut werden.

"Mit den Serienschnitten sind aufwendige Muster und ausgefallene Designs auch in der vorgegebenen Zeit gut möglich", meint André Gensmantel, der mit einer achteckigen Platte im XL-Format auffällt. Seine aufwendige Arbeit mit Mittelstern verlangt äußerste Präzision. Erst vor drei Jahren hat Gensmantel als Quereinsteiger im Quali-Adapt den Gesellenbrief erworben. Diese Maßnahme in Zusammenarbeit mit den bayerischen Handwerkskammern war eine Initiative, die Brehm angestoßen hatte, um berufserfahrenen Quereinsteigern außerhalb des dualen Systems eine Chance zur Nachqualifizierung zu geben. Auch Auszubildende, die ihre Gesellenprüfung nicht bestanden haben, können den Kurs belegen.

Etwas enttäuscht war Martin Schäfer vom Erscheinungsbild seiner fertigen Platte. Die Ahornstäbe im Mittelfeld sind exakt angeschnitten, doch auf dem hellen Holz macht die geölte Oberfläche jede Minifuge deutlich sichtbar. Manuel Doll hat das Phänomen. "Eine Versiegelung statt Öl wäre hier weniger problematisch", weiß Brehm Abhilfe.

Die Meisterplatten werden von den Prüfern sorgfältig begutachtet und nachgemessen. Wichtig ist dabei vor allem, ob bei der Erstellung die aktuellen Normen berücksichtigt wurden und alle Maße der Planskizze exakt stimmen. Auch das Fugenbild muss passen. Sonderlösungen müssen besprochen und in der Projektmappe dokumentiert sein - wie beim Kundenauftrag. Das Design spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle, auch wenn der geneigte Betrachter sich vielleicht davon mehr beeindrucken lässt. Die Ergebnisse der Prüfung I werden am Ende noch nicht bekannt gegeben. Erst muss in etwa drei Wochen noch Teil II, die Fachtheorie, absolviert werden. Wer Teil III "Betriebswirtschaft" und Teil IV "Ausbildung" vorgezogen und bestanden hat, kann sich dann schon offiziell Parkettlegermeister nennen.
Silvia Mändle
aus Parkett Magazin 05/17 (Wirtschaft)