Aukionsbericht: Rippon Boswell, Wiesbaden

Die Sammlung Wollheim und andere Einlieferungen


Eine Journalistin, Fotografin und Schauspielerin, die auf der ganzen Welt zu Hause war. Und ein Landarzt mit großem Faible für die Archäologie: Das Ehepaar Senta und Dietrich Wollheim haben in den Sechziger- und Siebzigerjahren eine beachtliche Sammlung antiker Teppiche und Textilien zusammengetragen - darunter viele sehr ungewöhnliche und historisch bedeutsame Stücke. Bis auf wenige Ausnahmen blieb die Sammlung Wollheim immer im Familienbesitz und wurde erst nach dem Tod der Eheleute dem Markt zurückgegeben. Im Dezember 2016 versteigerte Rippon Boswell die Teppiche und Textilien zusammen mit weiteren Einlieferungen.

Außergewöhnlich klein, außergewöhnlich schön, sehr alt und dafür sehr gut erhalten: Der Mamluk (Lot 37, 180 x 125 cm), den Senta Wollheim Ulrich Schürmann abkaufte, wurde vermutlich in einer spezialisierten Werkstatt in Kairo gefertigt - in der erste Hälfte des 16. Jahrhunderts, zumal in Ägypten ab 1550 nur noch Teppiche mit osmanischen Mustern produziert wurden. Das komplexe, kaleidoskopartige und wunderbar farbharmonische Muster aus nur drei Grundtönen gewinnt bei jedem Hinsehen mehr. Das Höchstgebot lautete 16.000 EUR.

Auch der sehr seltene Aksaray (Lot 44, 290 x 96 cm) gelangte über Ulrich Schürmann in die Sammlung Wollheim. Der lange, schmale Dorfteppich mit den einzigartig gestalteten Oktogonen weist im Gegensatz zu anderen Aksaray keine symmetrische Komposition auf und brachte 30.000 EUR. Ebenfalls aus dem zentralanatolischen Kappadokien stammt ein einbahniger Kelim (Lot 92, 383 x 144 cm , 9.500 EUR) aus der Zeit vor 1800 in leuchtenden, ungewöhnlich hellen Farben.

Susani laufen zurzeit grundsätzlich gut. Erwähnenswert sind hier drei prächtige Exemplare: Das größte davon, ein Shakhrisyabz (Lot 76, 346 x 263 cm) aus purpurfarbener Seide in sehr gutem Zustand, erzielte einen Hammerpreis von 40.000 EUR. Neben seiner intensiven Farbgebung ist auch das musterfreie Feld ungewöhnlich; die Bordüre zieren so präzise Stickereien, wie sie nur hochspezialisierte Werkstätten anfertigen können. Aus der alten Festungsstadt Ura Tube stammt eine annähernd quadratische Susani (Lot 158, 211 x 197 cm) mit eigensinnigem Feldmuster, das zum Teil von der indischen Textilkunst beeinflusst zu sein scheint. Und für 6.500 EUR fand eine Bochara Susani (Lot 110,
218 x 148 cm) aus stark glänzender Seide mit einem an Nurata erinnernden Muster einen neuen Besitzer.

Für den Palast des Kaisers von China bestimmt war ursprünglich der Peking-Palastteppich aus dem späten 19. Jahrhundert (Lot 168, 271 x 189 cm) mit Seidenflor und metallbroschiertem, golden glänzendem Feld- und Bordürengrund. Eva Engelhardt, in deren Besitz sich der Teppich lange befand, nahm an, er würde aus Gansu im Nordosten Chinas stammen; gleichzeitig spricht vieles dafür, dass das Exemplar direkt in Peking geknüpft wurde. Das Höchstgebot lautete 32.000 EUR. •
aus Carpet Magazin 02/17 (Wirtschaft)