Henry’s Auktionshaus, Mutterstadt

Antike Sammlerteppiche


Wenn das Auktionshaus Henrys zur Spezialauktion für antike Sammlerteppiche einlädt, ist der Saal gut gefüllt. Am 9. Dezember 2017 standen 350 Teppiche, Taschen, Kelims und Stickereien auf dem Programm - darunter hochwertige persische Werkstattarbeiten wie Mohtascham und Seirafian sowie der zweite Teil der Tibet-Kollektion Abdolrahim Dilmanian.

Entsprechend ging es in Mutterstadt hoch her: Der Saal war überfüllt, vor Ort traten starke Bieter in Aktion. Noch mehr Gebote gingen allerdings telefonisch oder über das Internet ein. Insgesamt auffällig: Preise für außergewöhnliche, besonders gut erhaltene antike Exemplare sind sehr stabil, steigen international sogar.

Highlight bei Henry’s war ein prächtiger, sehr seltener Seidenkhotan in Museumsqualität (Lot 11-7225) mit goldbroschiertem Feld. Der Teppich aus der Qing Dynastie wurde Ende des 18. Jahrhunderts für den kaiserlichen Palast in Peking angefertigt - aus Naturseide und zahlreichen Goldlahnfäden. Das Innenfeld geht auf frühe chinesische Kachelmusterungen zurück, wie sie auch in den Palästen der Verbotenen Stadt vorkamen. Mit Zuschlag und Buyers Premium brachte das hervorragend erhaltene Exemplar 39.680 EUR.

Tiefe, beeindruckende Farben zeigt ein antiker Heriz von ca. 1900 (Lot 11-7320, Wolle auf Baumwolle) in bemerkenswert gutem Zustand. Ein riesiges, kamelhaarfarbenes Medaillon mit rotem Zentrum hebt sich von dem nachtblauen Fond ab, der wiederum von tiefroten Nischen eingefasst wird. Erwähnenswert ist auch die roséfarbene Herati-Bordüre.

Ein seltener Kagizman von 1830 aus Ostanatolien (Lot117087) brachte 9.300 EUR. Der Teppich mit Vier-und-Eins-Muster zählt zu den hochwertigsten Arbeiten der Yürüken, auch wegen seiner sehr feinen Wollqualität und der ebenso feinen Knüpfung. Ungewöhnlich: die weiße Bordüre mit S-förmigen Motiven.

Aus Ostspanien stammt Lot 11-7219: ein früher Alcaraz/Cuenca-Teppich, entstanden Ende des 17. Jahrhunderts. Im Fond zeigt der Knüpfteppich (Wolle auf Baumwolle) ein Lorenzo-Lotto-Muster, das von den spanischen Werkstätten oft nachempfunden wurde. Das Exemplar weist frühe Restaurierungen sowie einige Alters- und Gebrauchsspuren auf und erzielte 8.184 EUR.

Zugpferd der Henry’s-Auktion waren auch diesmal die hochwertigen persischen Werkstattarbeiten, die laut Auktionator Mani Ahadzadeh "immer stabil hohe Preise" erzielen. Paradebeispiel: ein hervorragend erhaltener Isfahan mit Jagdmotiven aus der Meisterwerkstatt Seirafian, der um 1960 entstand (Lot 11-7148). Tiere, Reiter und Pferde erscheinen aus reiner Naturseide vor einem Hintergrund aus Korkwolle. Die äußerst feine 11 x 11-Knüpfung weist etwa 1,2 Mio. Knoten pro Quadratmeter auf. Die ungewöhnliche Farbkombination (himmelblaues Feld und safrangelbe Bordüre) lässt vermuten, dass es sich um eine Auftragsarbeit handelte. Der Teppich wurde für 10.540 EUR verkauft.

Kaukasische Teppiche werden wieder begehrter, das stellte man auch in Mutterstadt fest: "Fast alle gut erhaltenen Kaukasier haben mehr erzielt als erwartet", berichtete Ahadzadeh. Zum Beispiel ein antiker Adler-Kasak aus dem 19. Jahrhundert (Lot 11-7231), der 21.080 EUR brachte. Hier belegen zwei imposante Adler-Medaillons das krapprote Feld, das von einer typischen Stern-Bordüre umschlossen wird.

Ein mächtig wirkender, fast sechs Meter langer Azeri Kelley aus Aserbaidschan mit seltenen Vertikalstreifen (Lot 11-7226) erzielte 14.880 EUR. Insbesondere auf "die erstklassigen Naturfarben", die "einzigartige indigoblaue Hauptbordüre" und das "seltene Format" des um 1800 entstandenen, fein geknüpften Exemplars weist Auktionator Ahadzadeh hin.

Ebenfalls erwähnenswert: ein grüngrundiger Karatchoph Kasak aus dem 19. Jahrhundert mit Vier-und-Eins-Medaillon und gelber Widderhorn-Bordüre (Lot 11-7229, 9.920 EUR). Die rot-weißen Medachyl-Nebenbordüren prägen das ausdrucksstarke Erscheinungsbild des Teppichs.

Nachdem der erste Teil der Sammlung Dilmanian im Sommer laut Auktionator Mani Ahadzadeh "unglaubliche Rekordpreise" erzielt hatte, wurde die zweite Tranche im Dezember "insgesamt solide" verkauft. "Für gut erhaltene alte Exemplare ist der Teppichmarkt stark", urteilt Ahadzadeh, der für das Jahr 2018 mit steigenden Preisen rechnet, zumal die Bestände immer knapper würden. Den bewährten Auktionsrhythmus mit monatlichen Teppichauktionen à 250-350 Lots und zwei zusätzlichen Spezialauktionen im Mai/Juni sowie im November/Dezember wird man in Mutterstadt beibehalten.•
aus Carpet Magazin 02/18 (Wirtschaft)