Oeko-Tex:

Neue Prüfung für Bio-Baumwolle ohne Gentechnik


Zürich/CH. Bio-Baumwolle boomt aufgrund weltweit wachsender Nachfrage. Gleichzeitig nimmt der Anteil gentechnisch veränderter Pflanzen beim konventionellen Baumwoll-Anbau kontinuierlich zu. Das eine schließt das andere eigentlich aus. In der Realität finden sich jedoch immer wieder in Textilien, die ursprünglich mit geläufigen Öko-Labels gekennzeichnet sind, gentechnische Veränderungen. Die Folge davon sind zutiefst verunsicherte Verbraucher, die dieses Szenario ja gerade vermeiden wollten.

Aber damit sind auch Marken, Händler und sogar Zertifizierungsorganisationen angreifbarer geworden und müssen um das in sie gesetzte Vertrauen bangen. Um sicherzustellen, dass Bio-Baumwolle und daraus hergestellte Textilprodukte keine gentechnischen Veränderungen aufweisen, sind standardisierte Labortests gefragt. Für einen besseren Verbraucherschutz hat Oeko-Tex die Anforderungen für die textilen Schadstoffprüfungen nach Standard 100 by Oeko-Tex zum 1. April 2018 um eine Prüfung von Textilprodukten aus Bio-Baumwolle auf gentechnische Veränderungen erweitert.

Die Vorzüge für Bio-Baumwolle liegen für immer mehr Verbraucher auf der Hand: kontrolliert biologische Landwirtschaft verbietet die Nutzung von toxischen und nicht abbaubaren chemisch-synthetischen Pestiziden und Düngemitteln, so dass Böden und Grundwasser vor Verunreinigungen weitestgehend geschützt werden können. Zudem sind gentechnische Veränderungen der Pflanzen untersagt. Die Ernte erfolgt immer von Hand, giftige Entlaubungsmittel wie beim konventionellen Anbau kommen nicht zum Einsatz. Wegen des höheren Aufwands beim Anbau, bei der Ernte und bei der Weiterverarbeitung von Bio-Baumwolle sind höhere Marktpreise bis hin zum Endprodukt durchaus gerechtfertigt. Allerdings nur, solange alle Beteiligten der textilen Kette die Sicherheit haben, dass es sich wirklich um Bio-Baumwolle handelt.

Aktuell verfügbare Produktlabels für Textilien aus Bio-Baumwolle schreiben bislang keine obligatorischen Laborprüfungen in der Breite vor. Die Deklarierung als Bio-Baumwolle erfolgt in der Regel auf Grundlage von Zertifikaten, die wiederum auf Einzelzertifikaten der verschiedenen Produktionsschritte entlang der textilen Kette beruhen. Vorgesehen sind lediglich Stichprobenprüfungen am Saatgut der Baumwolle. Gleichwohl finden sich in Textilien aus Bio-Baumwolle immer wieder unerwünschte, genetische Veränderungen. Die Ursachen reichen von verunreinigtem Saatgut über Kontaminationen beim Anbau durch benachbarte Baumwollfelder bis hin zu Verunreinigungen bei der Verarbeitung der Baumwollfasern.

Bei Oeko-Tex müssen Textilien aus Bio-Baumwolle nun eine zusätzliche Laborprüfung auf gentechnische Veränderungen durchlaufen, sofern das antragstellende Unternehmen seine Artikel auf dem Standard-100-Zertifikat mit entsprechenden Qualitätsbezeichnungen wie "Bio" oder "biologisch" ausloben möchte. Durch den Labortest lässt sich auf molekularbiologischer Ebene eindeutig nachweisen, ob bei den verwendeten Baumwollmaterialien Gentechnik zum Einsatz kam oder nicht.

Die Prüfung ist für Roh-Baumwolle über Garne und Gewebe bis hin zu konfektionierten Endprodukten möglich, kann aber auch schon beim Baumwollsaatgut beziehungsweise der Baumwollpflanze angewendet werden. Hersteller, Marken und der Handel haben auf diese Weise einen lückenlosen analytischen Nachweis bis hin zum Endprodukt. Und Verbraucher können sicher sein, dass die gekauften Artikel wirklich aus Bio-Baumwolle ohne Gentechnik sind.
aus Haustex 05/18 (Sortiment)