Kopplin GmbH

Mustermacher Kopplin, Knauss und Walter sehen ihre Zukunft als Gruppe

Mustermacher Kopplin und seine Schwesterunternehmen Knauss sowie Walter wollen standortübergreifend Innovationen auf den Weg zu bringen. Bei ihren Musterkollektionen verbinden sie Haptik mit Digitalisierung.

Nachdem Mustermacher Kopplin sowie Walter und Knauss Kollektions-Systeme strukturell zusammengewachsen sind, wollen die drei selbstständig agierenden Unternehmen als Gruppe mit vereinten Kräften durchstarten. Ihre Schwerpunktthemen sind Digitalisierung und die daraus resultierenden Möglichkeiten der Individualisierung in der Produktion. "Unser geballtes Know-how in der Bemusterung von Bodenbelägen und unsere hohe Kapazität an drei Standorten sind das Alleinstellungsmerkmal der Gruppe", sagt Geschäftsführer Christoph Kopplin, dessen Vater das Unternehmen 1984 gegründet hat. "Wir schaffen die Herausforderungen der Zukunft nur gemeinsam."

Zielgruppen des Dreier-Bündnisses mit insgesamt 350 Mitarbeitern sind der Großhandel und die Industrie, wobei jedes Unternehmen seinen Fokus hat:

Kopplin ist auf die Bemusterung und Konfektionierung von Bodenbelägen (außer Keramik), innen- und außenliegenden Sonnenschutzsystemen sowie Automotive-Interieur und -Exterieur spezialisiert. Die Espelkamper haben alle Präsentationsformen von der Klappkarte bis zum Display-System im Sortiment und stützen sich auf eine professionelle Grafik-, Buchbinderei- und Konfektionierungs-Abteilung.

Knauss bemustert hauptsächlich elastische und textile Beläge. Die Neunkirchener, die im Zuge einer Insolvenz 2013 von Kopplin weitergeführt wurden, legen ihren Schwerpunkt auf standardisierte Kollektionen im Buch-Format wie Klappkarten und Leporello-Musterbücher. Geschäftsführer ist Thomas Kumler.

Walter betreibt als jüngstes Mitglied der Gruppe von Fulda aus die Bemusterung von Bodenbelägen aller Art (außer Keramik) sowie Schichtstoffoberflächen. Der von Georg Hauer geführte Mustermacher wurde nach der Insolvenz der Silfox-Gruppe ab November 2015 von Kopplin weitergeführt.

Das Trio hat 2016 rund 1,9 Mio. Kollektionen ausgeliefert. Durch den Knauss Musterservice gehen jährlich rund 50.000 Pakete an die Kunden.

Know-how gebündelt

Die drei Mustermacher haben die vergangenen zweieinhalb Jahre genutzt, sich gegenseitig kennenzulernen, Abläufe anzugleichen, Know-how zu bündeln und den Vertrieb zu koordinieren. Nun bedarf es einer gemeinsamen Strategie, die der Gruppe das Überleben in einem von Konsolidierung geprägten Marktumfeld sichert.

"Jedes einzelne Unternehmen wird zwar erhalten bleiben, auch um das qualifizierte Stammpersonal und sein Fachwissen zu halten. Aber wir arbeiten nach gleichen Standards standortübergreifend zusammen und befruchten uns gegenseitig", erläutert Christoph Kopplin. "Wir sind nun in der Lage, gemeinsam Großprojekte abzuwickeln und Aufträge von einem Standort zum anderen zu verschieben. Dadurch fangen wir Auslastungsspitzen ab und verringern die Durchlaufzeiten." Dabei werde Service groß geschrieben. Der Kunde erhalte mittlerweile ein Rundum-Sorglos-Paket, das von der Konzeptionierung über die grafische Darstellung bis hin zur Logistik reiche. Darüber hinaus lässt die Gruppe bestimmte Muster auch exklusiv schützen.

Der Geschäftsführer verweist darauf, mit der gemeinsamen Strategie eine Antwort auf den Konzentrationsprozess in Industrie und Großhandel gefunden zu haben. Von einer immer kleiner werdenden Zahl an Kunden kämen zunehmend Großaufträge. Diese könne der Verbund in kurzer Zeit umsetzen, ohne kleine und mittelgroße Projekte verschieben oder gar absagen zu müssen. "Als Gruppe sind wir einfacher, effizienter und flexibler", ist Kopplin überzeugt. Dabei blieben die schlanken Strukturen mit bekannten Ansprechpartnern erhalten, die Entscheidungen auf kurzen Wegen treffen könnten.

Zur Strategie gehört auch, in Zukunft nicht nur nach Bedarf zu produzieren, sondern dem Kunden fertige Lösungen anzubieten. Dazu will Kopplin zum einen die Wünsche seiner Kunden regelmäßig ermitteln und zum anderen die Mitarbeiter noch stärker in die Entwicklung von innovativen Produkten einbinden. Dieser Entwicklungsprozess wird nach Angaben des Geschäftsführers ruhig und nachhaltig vonstatten gehen. Es würden weder zeitliche noch ergebnisorientierte Vorgaben gemacht, um den kreativen Vorgang nicht zu behindern und die unterschiedliche Nachfrage optimal zu bedienen.

Auf der Suche
nach neuen Märkten

Weitere Wachstumschancen sieht Christoph Kopplin in der Erschließung neuer Märkte im Ausland. Mit einer Exportquote von 30 bis 50 % ist die Gruppe derzeit außer in Deutschland und Frankreich mit ähnlichen Großhandelsstrukturen vor allem in Benelux, England und Skandinavien vertreten. Aber auch zusätzliche Produktgruppen sollen den Umsatz ankurbeln. Walter-Geschäftsführer Georg Hauer: "Wir sehen noch Möglichkeiten bei anderen Flächenmaterialien wie zum Beispiel Fassadenverkleidungen." Zudem biete der Sonnenschutz mit seinen nach Produktart aufgegliederten Bemusterungen europaweit Potenzial.

Die Wachstumsziele sind aber nach Ansicht der Unternehmensführer nicht ohne Digitalisierung zu erreichen. "Wir arbeiten zwar schon seit 20 Jahren digital, aber jetzt geht es um die technische Umsetzung der digitalen Anforderungen", erläutert Knauss-Geschäftsführer Thomas Kumler. Wie sein Kollege Hauer weiter ausführt, informiert sich der Endkunde bereits im Internet über die gewünschten Produkte. Die Kaufentscheidung treffe er aber aufgrund eines Musters. "Wir versorgen deshalb den Außendienst mit Mustern für den Endverbraucher. Früher haben die Unternehmen dies intern gelöst." Mit einem solchen Musterservice biete die Gruppe die Verbindung von Digital zu Analog.

"Wir verbinden das Verarbeiten von Musterware als Kernkompetenz mit der Logistikdienstleistung", fügt Christoph Kopplin hinzu und ergänzt: "Wir haben Originalmaterialien im Regal liegen. Daraus können wir bedarfsgerecht Handmuster und Mustertafeln in geringer Auflage herstellen. Dabei übernimmt der Knauss Musterservice auch die Rolle einer Manufaktur, die losgelöst vom industriellen Prozess individuelle Bemusterungen anbietet."

Auch am Point of Sale hat die Digitalisierung für Veränderungen gesorgt. Wie Hauer sagt, sei es vor rund 20 Jahren das Bestreben der Kunden gewesen, möglichst viel Ware auf den Markt zu bringen. "Heute geht man bewusster mit den Kollektionen um und bietet dem Endverbraucher, der sich bereits im Internet informiert hat, eher Hilfen zur Kaufentscheidung. Diese müssen hochwertig sowie grafisch anspruchsvoll sein und die Lebenswelt der Verbraucher abbilden." Kumler fügt hinzu: "Billigprodukte werden über andere Kanäle vertrieben."

In der Digitalisierung sieht Kopplin eher eine Chance als eine Gefahr. Sie sei kein Ersatz für die klassische Bemusterung, sondern eine Ergänzung. "Das haptische Muster wird bleiben", ist er überzeugt. "Aber die Logistik wird immer wichtiger." | cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 07/18 (Wirtschaft)