Sächsische Walzengravur GmbH

"Für dieses Jahr plant die Sächsische Walzengravur ein weiteres Plus"


Die Sächsische Walzengravur hat im vergangenen Jahr ihren Umsatz im Segment Tapete um 1 Mio. EUR gesteigert. Trotz der Krise der Tapetenindustrie will sie weiter wachsen. Das machen Geschäftsführer Dejan Kovacic und Produktmangerin Jana Cloerec deutlich.

BTH Heimtex: Sie waren beide lange Zeit bei Saueressig/Wetzel am Standort Grenzach-Wyhlen für den Tapetenbereich zuständig. Das Unternehmen gehört mittlerweile zur amerikanischen Matthews Gruppe. Was hat Sie dazu bewogen, nach Frankenberg zum Graveur SWG zu wechseln?

Dejan Kovacic: Als die SWG uns ein Angebot machte, war ich mir sicher, noch einmal eine neue Herausforderung annehmen zu müssen. Auch wenn ich 30 Jahre lang bei Wetzel war: Der Wechsel war mit einem gewissen Reiz verbunden, zumal ich das Potenzial für Wachstum bei der SWG erkannte. Das ist ein Familienunternehmen und hat den Vorteil, flexibler zu sein. Es lässt mir Entscheidungsfreiheit, ohne dass ich lange auf eine Freigabe von oben warten muss. Auf dem Dekor-Markt, auf dem ich ja bleiben wollte, muss man meiner Meinung nach flexibel sein.

Jana Cloerec: Ein Konzern hat ganz andere Strukturen. Dort gibt es viel mehr Bürokratie. Im Familienunternehmen kann man dagegen auf kurzem Dienstweg vieles über Eigeninitiative erreichen.

BTH Heimtex: Wie ist die Sächsische Walzengravur strukturiert?

Kovacic: Die SWG, die 1990 von den Nachfolgern des Firmengründers zurück gekauft wurde, gehört mehrheitlich den Familien Meissner und Rau. Weitere Anteile halten der Oberflächenspezialist Konrad Hornschuch und die Janoschka Gruppe als Tiefdruckexperte.

Die SWG liefert Tiefdruck-/Präegeformen, Zylinderrohlinge, Flexodruckformen, Siebdruckformen und die hülsenähnlichen Druck Sleeves in rund 50 Exportländer. Seit der Privatisierung hat das Unternehmen rund 26 Mio. EUR investiert. Neueste Anschaffung ist eine dritte Lasergravurmaschine, um unsere Gravurkapazitäten zu erhöhen und die Aufträge flexibler erledigen zu können. Im vergangenen Jahr wurde in die Handgravur investiert, die es zuvor im Hause nicht gab. Erfahrene Graveure arbeiten mittlerweile in dieser Abteilung, die vor allem für die Tapete wichtig ist.

BTH Heimtex: Zu welchem der fünf Produktbereiche gehört die Tapete?

Kovacic: Der Bereich Dekor, bei dem die Tapete angesiedelt ist, verteilt sich auf alle Produktbereiche. Der wichtigste sind Tiefdruck-/Prägeformen und Schablonen.

BTH Heimtex: Wie haben sich die Umsätze im Tapetensegment seit ihrem Einstieg bei der SWG entwickelt?

Kovacic: Wir haben es im vergangenen Jahr geschafft, den Umsatz um nahezu 100 % zu erhöhen, was einem Anteil von rund 10 % entspricht. Durch die Tapete legte der Dekoranteil von 40 auf 45 % zu, während der Verpackungsanteil etwas sank.

BTH Heimtex: Das ist ein kräftiger Zuwachs. Welches Ziel haben Sie 2018?

Kovacic: Natürlich wollen wir auch in diesem Jahr wachsen, aber Schritt für Schritt und entsprechend unseren Möglichkeiten. Geplant ist ein weiteres Plus. Wir sind auf gutem Weg, denn der Auftragsbestand ist derzeit gut. Mit dem neuen Laser haben wir ja weitere Gravurkapazitäten, die auch in den anderen Dekorbereichen für Entspannung sorgen werden. Verbessern wollen wir noch unsere Kapazität in der Repro.

BTH Heimtex: Gehören alle deutschen Tapetenhersteller inzwischen zu Ihren Kunden?

Kovacic: Noch nicht, jedoch versuchen wir mit unseren Produkten, alle Tapetenhersteller anzusprechen. Schließlich wissen die Hersteller die Flexibilität eines Familienunternehmens zu schätzen. Wir bauen Potenzial auf für steigende Nachfrage. Aber wir wollen nicht sofort alles erreichen, sondern gehen Schritt für Schritt vor.

BTH Heimtex: Der deutsche Tapetenmarkt schrumpft, aber die SWG will in diesem Bereich wachsen. Wie stellen Sie das an?

Kovacic: Wir wollen mit Service punkten. Die SWG kann alle notwendigen Druck- und Prägewerkzeuge anbieten, die die Tapetenindustrie braucht - von der Schablone bis zum Rohling. Damit bieten wir alles aus einer Hand an. Das ist ein großer Vorteil.

Wichtig sind auch die bereits angesprochene Flexibilität des Familienunternehmens und Innovationen, die aus unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit ihren vier Ingenieuren kommen. Wir investieren jährlich 4 % des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Des Weiteren spielt Schnelligkeit eine große Rolle. Die Kollektionswechsel finden in immer kürzeren Zyklen statt. Die neue Lasergravurmaschine soll dazu beitragen, darauf reagieren zu können.

Darüber hinaus setzen wir darauf, für den Kunden ein direkter Ansprechpartner zu sein. Bei uns muss er während des Anrufs nicht verschiedene Tasten drücken, bevor er jemanden erreicht. Wir wollen Direktservice bieten und schnellstmöglich Informationen liefern, damit der Kunde so wenig Aufwand wie möglich mit uns hat.

BTH Heimtex: Digitaldruck ist im Segment Tapete immer beliebter. Ist das eine zunehmende Konkurrenz für Graveure?

Kovacic: Diesen Druck spürt vor allem der Textilbereich. Dort wird schon sehr viel digital gedruckt. Wir haben aber Märkte beobachtet, in denen sich der Digitaldruck nicht durchsetzen konnte.

Im Bereich Tapete gestaltet sich die Entwicklung etwas schwieriger. Denn heute soll alles glitzern und glimmern. Diese Farbpigmente können noch nicht digital gedruckt werden. Außerdem liefern wir Kombinationsprodukte in die Tapetenindustrie. Das heißt, eine Tapete kann in Kombination mit einer Prägewalze, Tiefdruck und in manchen Dekoren auch mit Lackschablone hergestellt werden. Diese Kombination ist im Digitaldruck schwer vorstellbar. Allerdings dürfen wir das Thema nicht ausblenden. Sollte es an Stärke gewinnen, werden wir als flexibles Unternehmen Lösungen finden.

BTH Heimtex: Welches sind Ihre umsatzstärksten Märkte?

Kovacic: Unsere stärksten Länder bezüglich der Tapete sind Deutschland und die ehemaligen GUS Staaten Russland und die Ukraine. Kunden haben wir aber auch in Skandinavien, Belgien, Frankreich, England und Spanien. Um in den Exportmärkten erfolgreich zu sein, muss man sich auf die Arbeitsweise des jeweiligen Landes einstellen.

BTH Heimtex: Bei den vergangenen beiden Heimtextil-Messen in Frankfurt war die SWG mit einem Stand in der Halle 4.0 bei den Designern. Wird Sie nächstes Jahr in der erweiterten Tapetenhalle vertreten sein?

Kovacic: Wir planen wie bisher einen Info-Stand bei den Designern und laden zu ruhigen Kundengesprächen in einem Besprechungsraum ein, in dem man in angenehmer Atmosphäre miteinander reden kann. Dieses Prinzip hat sich bewährt. Die Tapetenwelt ist ja klein. Man kennt sich. Weitere Kunden gewinnt man nur durch Verdrängung. Deshalb werden wir die, die wir kennen, in unsere Wohlfühloase einladen, das heißt in den Besprechungsraum. Darüber hinaus nutzen wir den Stand als Anlaufstelle.

Cloerec: Wir haben natürlich über einen Stand in der Tapetenhalle nachgedacht. Unsere Bedenken waren aber, dass die etablierten Graveure dort ihre angestammten Plätze bekommen und wir einen Standort am Hallenrand, wo die Besucherfrequenz möglicherweise geringer wäre. Aber entscheidend für die Designerhalle ist, dass unsere Ansprechpartner, die sich mit dem Produkt Tapete befassen, dort hinkommen. So haben wir auch schon den einen oder anderen Neukunden gewonnen.

BTH Heimtex: Sie geben sich - was das Tapetengeschäft bei der SWG angeht - sehr optimistisch. Hat die Tapete Ihrer Meinung nach eine Zukunft?

Kovacic: Die Tapete wird nie aussterben. Ich habe in meiner 30-jährigen beruflichen Tätigkeit viele Höhen und Tiefen erlebt. Nach jeder Krise hat sich die Tapete wieder erholt. Deswegen sind die Aussichten zwar nicht sehr gut, aber wir gehen davon aus, dass sich der Markt wieder erholen wird.

Die aktuelle Situation deutet darauf hin, dass weltweit Überkapazitäten entstanden sind. Nicht nur bei den Tapetenherstellern, sondern auch bei den Zulieferfirmen. In der Türkei und Russland wuchsen in den vergangenen zwei Jahren neue Produktionsstandorte mit modernster Maschinentechnik oder bestehende Kapazitäten wurden erweitert. Gleichzeitig sinkt derzeit die Nachfrage. Alle Unternehmen möchten ihre Marktposition schützen. Ein Verdrängungswettbewerb bleibt nicht aus.

Für die SWG hat der Tapetenmarkt eine große Bedeutung bekommen. Wir fokussieren uns neben der Tapete außerdem auf Dekormärkte wie Interieur, Automotive, Tissue und Serviette, um die wichtigsten zu nennen. Auch der Verpackungsmarkt bleibt ein wichtiger Bestandteil in unserem Geschäft. Dabei entstehenden Synergien, durch die in erster Linie unsere Kunden profitieren. | cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 07/18 (Wirtschaft)