41. Seminar "Fußbodentechnik" in Leipzig

Angeregte Diskussionen rund um Bodenthemen


80 Teilnehmer - vor allem Sachverständige, Boden- und Estrichleger, aber auch Vertreter aus Handel und Industrie - folgten der Einladung der Bodenbelags-Sachverständigen Ulrike Bittorf zum 41. Seminar "Fußbodentechnik" in Leipzig. Die Referate boten ein Update zu einer Reihe aktueller Technik-Themen.

Mit den Worten "der Magnesiaestrich erlebt aktuell eine Renaissance" übergab Ulrike Bittorf dem Sachverständigen Thorsten Schuch aus Döbeln (Sachsen) das Wort. Er erklärte, dass der Magnesiaestrich vor allem in Ostdeutschland auf Holzuntergründen wie Deckenbalken eingesetzt wurde, da dort seine größte Stärke zum Tragen käme: Magnesiaestrich ist besonders leicht, was ihn vor der Erfindung des Stahlbetons zu einem der wichtigsten Estriche machte.

Schuch lobte Magnesiaestrich für seine feuerhemmenden, fußwarmen und ableitfähigen Eigenschaften. Zudem könne er ab einer Höhe von 2 cm auf allen gängigen Untergründen eingebaut werden und neigt kaum zu Schwindrissen. "Als Sachverständiger habe ich kaum Schadensfälle beim Magnesiaestrich", erklärte Schuch. Schwäche dieses Estrichs ist seine hohe Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit. Zudem reagiere er aggressiv auf Metalle. Auch sollte Magnesiaestrich nicht eingesetzt werden, wenn ein Parkett verlegt werden soll: Er kann sich bewegen, wodurch es zu Parkettabrissen kommen kann. Heute wird Magnesiaestrich aufgrund seiner hohen Druck-, Biegezug- und Oberflächenhärte im zweischichtigen Aufbau als Industrieboden genutzt.

Heiz- und Kühlsysteme: Immer
mehr Sonderkonstruktionen

"Die Heizsysteme von 14 Mio. Wohneinheiten in Deutschland sind renovierungsbedürftig", erklärte Bernd Quiel, Wieland Werke. Die aktuell überarbeitete "Schnittstellenkoordination bei Flächenheizungs- und Flächenkühlungssystemen in bestehenden Gebäuden" dient der Abstimmung und Koordination zwischen den Gewerken auf der Baustelle. Die hohe Anzahl von 16 Varianten von Heiz- und Kühlsysteme erklärte Quiel damit, dass selbst in Neubauten nur wenig genormte Konstruktionen zu finden seien.

Zudem ging Quiel auf den Einbau von Flächensystemen ein. Sollen diese auch zur Kühlung genutzt werden, besteht eine Hinweispflicht des Auftraggebers an die betreffenden Folgegewerke. Da die Einstellwerte der Anlage für Heizung und Kühlung gleich bleiben, muss schon bei der Heizungsdimensionierung auf eine niedrige Vorlauftemperatur und eine geringe Spreizung geachtet werden. Das führt bei den meisten verwendeten Systemen zu einem kleinen Verlegeabstand (max. 15 cm, bevorzugt 10 cm) und damit hoher Leistungsdichte für den Kühlfall.

Darüber hinaus hat der Bodenbelag einen starken Einfluss auf die Heiz- oder Kühlleistung. Um die Effizienz hoch zu halten, sollte der Wärmeleitwiderstand des Bodenbelags möglichst gering sein.

Funktionen und Einsatz von Grundierungen

"Grundierungen sind nicht genormt. Daher müssen Verarbeiter unbedingt die Herstellerangaben berücksichtigen", sagte Bittorf und übergab das Wort an Manfred Friedrich, Marktfeldmanager Fußbodentechnik bei Sika Deutschland. Grundierungen setzen die Saugfähigkeit des Untergrunds herab, binden beispielsweise Staubreste nach dem Schleifen und Absaugen. Außerdem verbessern sie die Haftung zwischen Untergrund und Spachtelmasse und verfestigen die obere Estrichrandzone. Weiterhin können sie leichte Beschädigungen ausgleichen und wirken als Feuchtigkeitssperre bei erhöhter Restfeuchte im Untergrund.

Friedrich nannte zwei Hauptkategorien: Dispersions- und Reaktionsharzgrundierungen. Dispersionsgrundierungen als Konzentrat sind sehr ergiebig. Auf glatten, dichten Untergründen werden sie unverdünnt aufgebracht, auf feuchtigkeitsempfindlichen in geringer Verdünnung, auf saugenden in einer Verdünnung bis 1:4. Das Konzentrat ist emissionsarm und könne auf fast jeden Untergrund aufgebracht werden, nur nicht bei wasserlöslichen Restanhaftungen. Zudem müssten die unterschiedlichen Trocknungszeiten der Grundierung penibel beachtet werden.

Gebrauchsfertige Dispersionsgrundierungen besitzen ein breites Einsatzspektrum. Es entfallen lediglich die dichten Untergründe, z. B. keramische Fliesen oder Gussasphaltestriche.

Als Nächstes beschrieb Friedrich die Reaktionsharzgrundierungen.1K-PU-Produkte sind für fast jeden Untergrund geeignet - bis auf zementäre mit Fußbodenheizung - und werden in zwei bis drei Lagen mit der Rolle im Kreuzgang dünnschichtig aufgetragen. Darauf kann Parkett direkt verklebt werden. Sollte doch gespachtelt werden, muss breit abgequarzt werden. Großer Vorteil ist, dass sie sofort eingesetzt werden können. 1K-SMP-Grundierungen können auch auf fast jeden Untergrund aufgebracht werden, einlagig übrigens. Friedrich empfahl, dass bei dem Einsatz als Feuchtigkeitssperre mindestens 250 bis 500 g/m2 aufgerollt werden sollten. Auch sie ermöglichen die Direktverklebung von Parkett und müssen abgequarzt werden, bevor gespachtelt werden kann.

Prüfpflichten und
Bewertung von Toleranzen

Ulrike Bittorf verwies darauf, dass es keine eindeutige Regeln für das Ebenheitsproblem gebe. Auch die DIN 18202 "Toleranzen im Hochbau - Bauwerke" bliebe vage: "Der Höhenversatz zwischen benachbarten Bauteilen wird vom Anwendungsbereich nicht erfasst. Diese sind gesondert geregelt." Als Bauteile werden Stoßstellen von Bodenbelägen, Profile, flächenbündige Mattenrahmen, Installationseinbauten, angrenzende Doppelbodenelemente und Hohlraumböden, Liftzugang, u. a. definiert. Daher müsse der Handwerker die Toleranzen mit dem Bauherren festlegen, denn eine absolute Ebenheit sei nicht möglich.

Sollte der Bauherr etwas fordern, was nicht erbracht werden kann, weil ein Produkt diese Ebenheit nicht erreichen kann, muss Bedenken angemeldet werden. Dies gelte besonders beim barrierefreien Bauen. Hier können vielfach Sonderkonstruktionen die Ebenheitstoleranzen überschreiten. Dies darf aber nicht passieren, wenn bestimmte Bereiche, etwa Eingänge, als "schwellenlos" zu erarbeiten sind, d.h. mit 0 mm Versatz.

Das nächste (42.) Fußbodentechnik-Seminar findet am 2. April 2019 in Weimar statt.
aus Parkett Magazin 04/18 (Wirtschaft)