Condor Group

Vebe will "Strong" wieder stark machen


Seit rund einem halben Jahr vermarktet die Condor-Tochter Vebe "Strong"-Nadelvlies in Deutschland. Die Niederländer zeigen sich optimistisch, die "eingeschlafene" Marke zurück zu alter Stärke führen zu können.

Kurz nach der diesjährigen Domotex war offiziell bekannt geworden, dass die niederländische Condor-Gruppe die Marken- und Vertriebsrechte an "Strong"-Nadelvliesbodenbelägen von Gerflor, dem neuen Eigentümer von DLW Flooring, erworben hat. Die ersten Reaktionen in der Branche schwankten zwischen Zustimmung und Verwunderung. Nahe liegend war die Entscheidung, weil Condor-Tochter und Nadelvliesspezialist Vebe mit Sitz in Genemuiden bereits seit Ende 2016 die Marktversorgung und 2017 auch die Produktion des Objektklassikers für die damalige DLW Flooring im Industriegeschäft übernommen hatte.

Die Skepsis bei manch einem Branchenbeobachter begründete sich in der Tatsache, dass weder Vebe noch Condor bis dato über Erfahrung im Objektvertrieb von Nadelvliesbelägen im Premiumsegment verfügten. Kurz gesagt: Vebe-Geschäftsführer Vincent Vermoere hat mit der kompletten Übernahme des Strong-Geschäftes Anfang Februar 2018 absolutes Neuland betreten. Bisher ist die Gruppe neben dem Industriegeschäft ausschließlich im Handel, für die Automobilindustrie sowie im Messegeschäft tätig.

Und: Die Niederländer treten ein großes Erbe an. Denn die Marke genoss ein hohes Ansehen und hatte einen hohen Bekanntheitsgrad. Viele Jahre galt Strong als Inbegriff von höchst strapazierfähigem und hochwertigem Nadelvliesbelag für das Objekt. Erschwerend kommt heute die Tatsache hinzu, dass die Marke durch die beiden Insolvenzen von Armstrong DLW bzw. DLW Flooring zwischen 2014 und 2017 und nachlassende Vertriebsarbeit Schaden genommen hat.

Im Sommer, rund vier Monate nach der Übernahme von Strong, beschreibt Vermoere in der Unternehmenszentrale der Condor-Gruppe in Hasselt die Situation zum Zeitpunkt der Übernahme Anfang 2018 kurz und treffend: "Die Marke war eingeschlafen."

Die Niederländer haben seitdem nach eigenen Angaben einiges bewegen können: So hat Vermoere zwei ehemalige DLW-Außendienstmitarbeiter für Nord- und Süddeutschland übernommen sowie einen DLW-Anwendungstechniker. Alle drei seien festangestellt und ausschließlich für die Produkte unter Strong tätig. Alle Zertifikate, alle Produktinformationsblätter sowie alle Verlege- und Pflegeanleitungen liegen vor. In Krefeld, wo Vebe Deutschland sitzt, gibt es jetzt eine deutschsprachige Mitarbeiterin im Innendienst, die Ansprechpartnerin für alle Strong-Angelegenheiten ist.

"Wir geben Strong wieder Präsenz im Markt", betont Vermoere. Die neue Mannschaft habe mittlerweile mit allen wichtigen Objekteuren und Schlüsselkunden Kontakt aufgenommen, um zu erklären, was Vebe mit Strong vorhat. "Das Vertrauen in die Marke ist in den vergangenen Monaten, in denen wir viel unterwegs waren und Überzeugungsarbeit geleistet haben, gewachsen", zieht der Geschäftsführer eine erste, vorsichtig optimistische Bilanz. Vebe profitiere hier auch von der Tatsache, dass Strong noch in vielen Projekten ausgeschrieben werde, fügt er hinzu. Nach Aussage des Unternehmens werden auch alle laufenden Objekte wie vereinbart beliefert.

Die Kunden schenken dem Neuling in diesem Vertriebskanal auch deswegen erst einmal Vertrauen, weil man das Know-how habe, Strong-Nadelvliesbeläge auf dem Qualitätsniveau zu produzieren, welches ihrem Ruf entspreche, schätzt Vermoere ein: "Unsere Reklamationsquote geht gegen Null." Es habe Zeiten gegeben, in denen wurden in Deutschland jährlich 1,5 Mio. m2 Strong-Nadelvlies verkauft. Dieses Volumen haben sich die Niederländer langfristig als Absatzziel für "ihren" Strong-Nadelvlies gesetzt.

Vebe verteilt seit Mai neue, selbst konzipierte Kollektionskarten unter dem Namen "Strong Objekt Nadelvlies - powered by Vebe". Das erfolgt gezielt und in Abstimmung mit den Großhandelspartnern, die seit Juni ebenfalls Strong-Produkte in ihren jeweiligen Kundenkreisen vermarkten.

Die Kollektion enthält die Klaviatur an Nadelvliesbelägen für das anspruchsvolle Projektgeschäft und besteht aus den fünf Qualitäten Strong 745 SL, Strong 956, Strong 738 L, Strong 966 Modul und Strong 733 L. Das Produkt Strong 966 Modul ist auch in den Formaten 50 x 50 und 25 x 100 cm erhältlich. Standardbahnenware wird wie gewohnt in 2 m Breite geliefert; auf Anfrage werden auch 4 m produziert.

"Bei uns steigt insgesamt der Absatz von modularem Nadelvlies. Diesem generellen Markttrend haben wir auch in der Konzeption des neuen Strong-Sortimentes Rechnung getragen", erklärt Vermoere. Vebe hält alle insgesamt 86 Artikelpositionen am Lager verfügbar.

Das neue Lager- und Logistikzentrum der Schwestergesellschaft Condor Carpets am Hauptstandort der Gruppe in Hasselt wird im Herbst 2018 in Betrieb genommen. Das 30.000 m2 umfassende Gebäudeensemble besteht aus zwei miteinander verbundenen Hallen und hat Platz für einen Verwaltungstrakt, von dem aus die gesamten Abläufe gesteuert und überwacht werden, Service- und Versorgungseinrichtungen für Lkw-Fahrer sowie Ausstellungs- und Veranstaltungsräumlichkeiten. Das Handling der Teppichbodenrollen ist hoch automatisiert, roboterisiert und computergesteuert. Die beiden Hallen werden insgesamt 80.000 Rollen aufnehmen können.

"In dieses Logistikzentrum investieren wir einen großen Teil der im vergangenen Jahr angekündigten 35 Mio. EUR", erklärt Jan Hoekman jr., Operational Manager Condor Carpets aus der Eigentümerfamilie. Es bündelt Lager und Logistik von Condor Carpets unter einem Dach und gestaltet die Abläufe wesentlich leichter, effektiver und überschaubarer. In der Vergangenheit waren Lagerung und Versand der Ware aufgrund von Platzmangel an mehreren Orten in der näheren Umgebung verteilt, teilweise auch in angemieteten Lägern.

Direkt neben dem Logistikzentrum baut Condor eine weitere Halle. Auf einer Fläche von 17.000 m2 werden dort ab Januar 2019 zehn Tuftingmaschinen für Teppichboden und Kunstrasen ihren Dienst tun - so sind jedenfalls die Planungen, betont Jan Hoekman, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Condor-Gruppe. Der Produktionsprozess werde ebenfalls einen hohen Automatisierungsgrad aufweisen. Ablauf und Anordnung, die die Condor-Techniker selbst entwickelt haben, sind nach Angaben des Unternehmens äußerst effektiv und optimiert gestaltet worden.

Beide Gebäude sind als "Outstanding" mit der höchsten Klasse des britischen Nachhaltigkeitszertifikats BREEAM ausgezeichnet worden. Es ist das älteste und am weitesten verbreitete Bewertungssystems für nachhaltiges Bauen.

Die wirtschaftliche Situation von Condor ist nach wie vor gut: Die Gruppe ist weiterhin auf Wachstumskurs und vermeldet für 2017 ein Umsatzwachstum von 5 % gegenüber dem Vorjahr auf 425 Mio. EUR inklusive der 40 Mio. EUR des Anfang 2017 übernommen PP-Tufters Timzo. Die Gruppe erlöst immer noch jeweils ein Viertel des Gesamtumsatzes in Großbritannien und Deutschland. Hierzulande spürt Condor jedoch auch die schlechte Nachfrage nach Teppichboden und berichtet von Rückgängen. | jochen.lange@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 09/18 (Wirtschaft)