Bawart: Kunden- und objektspezifische Sonderprodukte

Parkettböden, die nicht von der Stange sind


Traditionell stellt Bawart Massivböden her. Darüber hinaus komplettiert das Familienunternehmen sein Sortiment mit mehrschichtiger Handelsware. Mit der umfangreichen Produktpalette und der Erfüllung von kunden- und objektspezifischen Sonderwünschen spricht Bawart gezielt den Handwerker an, der sich mit seiner professionellen Kompetenz profilieren will.

Biegt man in Sulz in den Lindenweg ein, türmt sich inmitten von Bauerngärten und geraniengeschmückten Wohnhäusern unvermittelt ein großes Schnittholzlager vor einem auf. Dahinter fügt sich das Firmenanwesen von Bawart diskret in die dörfliche Umgebung ein. Durch das lichtdurchflutete Foyer gelangt man in den etwas tiefer gelegenen Showroom, wo sich am Freitagnachmittag während des Besuchs von Parkett Magazin einige Kunden in Ruhe beraten lassen.

Auf 300 m2 zeigt das Traditionsunternehmen, 1845 gegründet, in der Ausstellung sein umfangreiches Angebot, das sämtliche Parkettarten in einer immensen Holzarten-, Muster- und Oberflächenvielfalt umfasst. "Unsere besondere Stärke ist Massivparkett", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Christoph Bawart. Das sind zum Beispiel klassisches Stabparkett in 13 und 22 mm Dicke und exklusive Massivdielen. Bei diesen Produkten verfügt der Familienbetrieb über eine außergewöhnliche Palette. So stehen hier neben Standardholzarten auch seltenere wie Birne, Apfel, Schwarznuss und Rüster zur Auswahl. Wobei Bawart diese Stärke gerade nur wenig ausspielen kann, weil auch bei den Vorarlbergern derzeit hauptsächlich Eiche gefragt ist. "Mit einem Anteil von ca. 80 % sind wir viel zu eichelastig, aber das ist der Trend", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Christoph Bawart nüchtern. "Wir würden gerne andere Hölzer verkaufen, edle europäische oder importierte, doch das ist momentan tatsächlich ein Nischengeschäft." Eine Spezialität sind Rift-Eiche und -Esche, bei denen die Bretter mit stehenden Jahresringen eingeschnitten werden, was für besondere Stabilität sorgt.

Die Oberflächen können auf verschiedenste Art und Weise bearbeitet werden: gebürstet in verschiedenen Bürstgraden, geschliffen geschroppt, gehobelt, mit handschmeichelnder Wellen- oder quer gebürsteter Wellness-Struktur. Häufig sind sie roh belassen für ein individuelles Finish; wenn schon behandelt, dann in der Regel mit Öl von Osmo oder Woca, das beides eine sehr natürliche Optik ergibt.

Ebenso aus eigener Fertigung stammen Terrassendielen. "Auch hier bleiben wir unserer Nischenpolitik treu, verzichten auf Massenhölzer wie Bangkirai und verarbeiten stattdessen hochwertige Hölzer wie Ipé/Lapacho, Teak oder auch Eiche und Thermo-Esche."

Dreischicht-Parkett und Zweischicht-Dielen kauft Bawart fertig zu, unter anderem bei Admonter, oder lässt sie mit eigenem Rohmaterial im Lohn fertigen.

Den Kunden die ganze Marktvielfalt bieten

Die Sortimentsergänzung mit Handelsware ist schon lange ein Prinzip - und hat sich bewährt. "Wir wollen unseren Kunden die ganze Vielfalt eröffnen, die sich am Markt bietet." Standardprodukte werden am Lager vorgehalten, um schnell liefern zu können. Dennoch versteht Christoph Bawart sein Unternehmen grundsätzlich als "klassischen Nischen-Player, der auftragsbezogen alles auf den Kunden abgestimmt produziert". Den USP sieht er vor allem in kunden- und objektspezifischen Sonderproduktionen. "Das ist unsere Domäne". Das kann eine besondere Holzart oder ein Sondermaß sein, das können aber auch Reparaturstäbe für einen historischen Parkettboden sein oder eine Ergänzung bei einer Sanierung.

Die Rohware wird so weit wie möglich regional bezogen, "ohne große Transportwege", und selbstverständlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Schon seit 2003 ist Bawart FSC-zertifiziert und war damals der erste Parketthersteller Österreichs. Beschaffungsproblemen beim Rohmaterial könne man durch eine frühe Grundorganisation etwas aus dem Wege gehen, lässt Christoph Bawart durchblicken. "Wir lagern alles Eichenholz, das wir selber verarbeiten, mindestens ein Jahr im Freien vor, damit wir eine schöne, helle Farbe und möglichst wenig Fleckenbildung erhalten."
Nachfrage nach Massivparkett
steigt momentan

Die verschiedenen Produktgruppen entwickeln sich unterschiedlich. Zweischicht-Parkett ist leicht rückläufig, berichtet Christoph Bawart, Dreischichtparkett hingegen "relativ stark". Das bieten die Österreicher übrigens auch mit Nut und Feder an, nur ein "verschwindend kleiner Prozentsatz" im einstelligen Bereich ist mit Klicksystem ausgestattet. "Unsere Kunden wollen Nut und Feder, weil sie sich damit profilieren können."

Massivparkett liegt dem Familienunternehmen naturgemäß besonders am Herzen, deshalb freut man sich in Sulz darüber, dass die Nachfrage danach momentan wieder steigt, und man eine gewisse Alleinstellung in Anspruch nehmen kann, weil es nicht mehr allzuviele Massivproduzenten in Österreich gibt. "Wir stehen voll hinter Massivprodukten und informieren richtig darüber." Auf die Frage, wie man Massivprodukte richtig argumentiert, antwortet Christoph Bawart: "Wichtig ist, dem Kunden ehrlich zu sagen, was er erwarten darf und muss. Beispiel Fugenbildung und Schüsselung." Diese Problematik sei im Übrigen bei Riftdielen wesentlich minimiert, fügt er hinzu. Bei Terrassendielen ist das Thema Teak "aus Legalitäts- und aus Preisgründen" stark zurückgegangen, WPC hat sich zu einem "starken Konkurrenten entwickelt". In Österreich würden aber auch viel heimische Hölzer wie Lärche verwendet.

"Wir konzentrieren uns
voll auf das Handwerk"

Erster Adressat des Unternehmens ist das Handwerk. "Unser Zielpublikum sind nicht die großen Objekteure, die eher mit Ausschreibungen arbeiten, sondern die kleineren Handwerker, die direkten Kundenkontakt pflegen oder der Architekt, der das Besondere sucht." Für dieses Klientel mache man alles möglich - und ist mit Flexibilität, Kompetenz und Kundennähe erfolgreich. Leider sei Deutschland derzeit ein verhältnismäßig schwieriger Markt, sehr dreischichtorientiert und wenig offen für Massivparkett bedauert Christoph Bawart. "Wir verkaufen dort heute weniger hin als vor zehn Jahren."

Mit dem Verlauf 2018 ist er bislang sehr zufrieden: "Wir erwarten heuer ein gutes Jahr - sofern die Lieferfähigkeit unserer Zulieferer gegeben ist." Stichwort Verfügbarkeit: Ein zunehmendes Problem sei, dass die Kunden immer kurzfristigere Lieferzeiten erwarteten. "Weil wir das wissen, haben wir sehr viel eingelagert." Bei Auftragsfertigung variieren die Lieferzeiten zwischen zwei und zwölf Wochen, je nach Produkt. "Eine Räucher-eiche in Sonderdimension braucht einfach Zeit zum Räuchern." Hier wünschen sich Christoph Bawart und seine Tochter Bettina, die 2017 ins Unternehmen eingestiegen ist, mehr Geduld von den Kunden: "Die Möbelindustrie macht es uns perfekt vor: da werden acht bis zwölf Wochen Lieferzeit akzeptiert."
aus Parkett Magazin 05/18 (Wirtschaft)