Im Interview: Bernhard Zehetmair und Sönke Stoltenberg

"Im Feuchtraum kommt es auf die Abdichtung an"


Verlegung von Bodenbelgen in Feuchträumen: Welche Produkte eignen sich und was sollte der Handwerker in der Praxis beachten? Parkett Magazin befragte Bernhard Zehetmair von Fussböden Zehetmair aus Miesbach und den Sachverständigen Sönke Stoltenberg aus Kiel.


Parkett Magazin: Wie oft wird der Einbau von Bodenbelägen - keine Fliesen - in Feuchträumen wie Küche, Bad, Gästetoilette etc. an Sie herangetragen?
Bernhard Zehetmair: Bei fast jedem Bauvorhaben ist die Küche ein absoluter Wunsch der Kunden, die aber aus meiner Sicht nicht zu einem klassischen Feuchtraum zählt. Bad und Toiletten werden bei rund 30 % der Bauvorhaben angefragt.

Sönke Stoltenberg: Geschätzt alle zwei bis drei Wochen mindestens einmal!

Welche Bodenbeläge empfehlen/nutzen Sie bei einer solchen Verlegung?
Zehetmair: Grundsätzlich nur verklebte Materialien - und natürlich am liebsten Holzböden.

Stoltenberg: Bei Holz vorzugsweise Burma-Teakdielen, leider mit den sehr großen Schwierigkeiten der Beschaffung. Es gibt ja nur wenige zertifizierte und damit legale Bestände auf dem Markt und diese sind in der Regel heiß begehrt. Insbesondere für Schiffsdecks wird dieses Material nachgefragt - so man es denn bekommt. Also gehört sehr viel Glück dazu, entsprechendes, zertifiziertes Material zu finden.

Als eine gute und zuverlässige Wahl haben sich elastische Beläge in Form von klassischer heterogener und homogener PVC- Bahnenware erwiesen. Beläge dieser Art wurden in Skandinavien schon vor mehr als vierzig Jahren im Nassbereich eingesetzt. Unsere Nähe zu den skandinavischen Nachbarn hat uns die dortigen Verarbeitungstechniken und Verlegearten näher gebracht. In der Zwischenzeit wurden die Systeme kontinuierlich verbessert. Heute ist das Einbringen nichts Besonderes mehr und wird von den namhaften Herstellern mit entsprechend großer Lieferpalette bedient. In Einzelfällen werden Bäder sogar mit klassischen Designbelägen belegt.

Welche Art von Verlegung ist Ihrer Erfahrung nach die beste: kleben, schwimmend, auf Unterkonstruktion?
Zehetmair: Schwimmend verlegte Böden haben in diesen Bereichen nichts zu suchen. Als gelernter Parkett- und Bodenleger führt man im Innenraum natürlich zu 99,9 % die verklebte Version aus.

Stoltenberg: Es kommt entscheidend auf die Einzelsituation an. Der Verleger - wenn er ohne Vorgabe durch einen Architekten oder Fachplaner die Leistung anbietet, ist dann der Planer und somit in der entsprechenden Verantwortung. Um hier alles richtig zu machen, insbesondere wenn noch keine Erfahrung mit der einschlägigen Technik beim jeweiligen Verleger vorliegt, sollte er seinen Zulieferer aus der Industrie dazu holen. Es können sonst schnell Fehler unterlaufen.

Worauf muss der Verleger in Feuchträumen besonders achten?
Zehetmair: Er muss schon bei der Planung bzw. Beratung des Kunden nur geeignete Materialien einbeziehen und natürlich den Untergrund nach DIN 18534 gegen Feuchtigkeitseintrag abdichten.

Stoltenberg: Alles muss im System und mit besonderer Sorgfalt verarbeitet werden. Neue und sehr zuverlässige Abdichtungstechniken machen eine risikoarme Verlegung möglich. Auch Synthesekautschuk in Bahnenware wurde in Bädern von uns eingebaut. Die Systeme funktionieren heute in der Regel.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung bzw. Fehlerquelle?
Zehetmair: Ungeeignete Materialien, irreführendes Bildmaterial von Herstellern und fehlendes Wissen hinsichtlich Abdichtung.

Stoltenberg: Die Abdichtung des Systems ist der entscheidende Faktor. An der Schnittstelle kann es schnell zu Problemen und damit zu großen Bauschäden kommen. Eine gute und intensive Beratung des Kunden auch hinsichtlich der Wahl der Materialien mit den jeweiligen Eigenschaften inklusive Rutschfestigkeit spielen eine große Rolle.

Wie sichert bzw. dichtet man im Feuchtraum die Dehnungsfuge zur Wand?
Zehetmair: Das ist in der DIN 18534 geregelt, und außerdem sollte man den Hilfsstoff-Lieferanten mit einbeziehen.

Stoltenberg: Der Verleger sollte sich im Angebot der funktionierenden modernen Dichtsysteme bedienen. Die Zulieferindustrie stellt ja zurzeit in allen Fachzeitschriften ihre jeweilige Entwicklungen vor. Wer sich in der Wahl der Dinge daran hält, geht in der Regel das kleinste Risiko ein. Der Verleger sollte sich durch die Techniker des jeweiligen Anbieters begleiten lassen.

Was muss der Haus/Wohnungsbesitzer bzw. Nutzer nach der Verlegung weiterhin beachten? Worauf muss ihn der Verleger aufmerksam machen?
Zehetmair: Stehende Wasserpfützen sind zu vermeiden, und bei Holzböden ist die Pflege mit geeigneten Mitteln unabdingbar.

Stoltenberg: Das beginnt mit Hinweisen zur Reinigung und Pflege dieses Belages. Dann in der weiteren Nutzung die Hinweise auf möglicherweise größere Mengen stehendes Wasser auf der Bodenbelagsfläche und der damit verbundenen Rutschgefahr. Soweit Abdichtungen frei zugänglich liegen, sind regelmäßige Kontrollen und gegebenenfalls eine Wartung erforderlich.
Das Gespräch führte Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 05/18 (Wirtschaft)